Beth Hart - A tribute to Led Zeppelin

Provogue / Mascot / Rough Trade
VÖ: 25.02.2022
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

The song remains the same

Im Grunde genommen ist "A tribute to Led Zeppelin" ziemlicher Wahnsinn. Denn so richtig richtig machen kann Beth Hart hier eigentlich nichts. Problem Nummer eins – Cover-Alben gelten an sich schon als relativ unspannend, aber Tribute-Alben? Mögen Sampler vielleicht noch das Risiko streuen, indem sich etwaige Fremdscham-Momente auf einzelne Songs konzentrieren, bei ganzen Alben einzelner Künstler kann sowas schon mal mächtig ins Beinkleid gehen. Nachfragen bitte an Glenn Danzig und sein Verbrechen namens "Danzig sings Elvis". Tja, und dann – Problem Nummer zwei – ist die gecoverte Band nun auch nicht gerade Laufkundschaft. Es geht hier immerhin um eine der größten Rockbands dieses Planeten, die Band, die auf jeder Platte, in jeder Note so unfassbar viel Magie ausströmte wie nur wenige andere. Doch hier ist nun einmal eine der faszinierendsten Blues-Sängerinnen der letzten 20 Jahre am Werk.

Es dauert nur wenige Sekunden, bis die Kinnlade zu Boden fällt und die Gänsehaut über den Rücken zu kriechen beginnt. "You need coolin' / Baby I'm not foolin' / I'm gonna send you / Back to schoolin'", röhrt die 50-Jährige, und die einzige Frage, die jetzt noch offen ist, lautet: "Was zur Hölle?" Nun ist "Whole lotta love" der Song, mit dem eigentlich alles begann. Denn seit 2004 befindet sich der Klassiker regelmäßig auf der Setlist der Amerikanerin. Die hierfür den endgültigen Ritterschlag erhielt, als sie den Song anlässlich der Verleihung des Kennedy-Preises an den Blues-Gitarristen Buddy Guy im Jahr 2012 performte und es selbst die ebenfalls in dem Jahr für ihre Verdienste um die amerikanische Kultur geehrten Robert Plant, Jimmy Page und John Paul Jones von den Sitzen riss. Die Idee, tatsächlich ein komplettes Album aufzunehmen, kam letztendlich von Produzent Rob Cavallo während der Aufnahmen zu Harts letztem Studio-Album "War in my mind" im Jahr 2019.

Und Cavallo, der der Frontfrau über Jahre damit in den Ohren lag, stellte nicht nur eine kongeniale Band zusammen, sondern kuratierte eine überaus gelungene Liste von Coversongs. Natürlich sind da die Klassiker, bei denen Hart alle Register ihres Können zieht – seien es nun die Schreie im Mittelteil von "Kashmir" oder die Dynamik von "Stairway to Heaven", die den Originalen in nichts, aber auch überhaupt gar nichts nachstehen. Dass die Songs dabei sehr nah am Original bleiben, ist dabei natürlich ein Muss, auch wenn Harts Vocals natürlich deutlich stärker in den Vordergrund gemischt sind. Da sind aber auch die etwas abseitigeren Songs wie das gewöhnungsbedürftige Funk-Gewitter "The crunge", für das Led Zeppelin seinerzeit harsche Kritik einstecken mussten, bei dem Hart in ihrer Version nach allen Regeln der Kunst eskalieren darf.

Natürlich sind die Songs für sich genommen schon unsterbliche Klassiker. Was Beth Hart und letzten Endes auch Rob Cavallo daraus machen, ist nicht weniger große Kunst. Denn vor allem beim unfassbar starken "No quarter / Babe I'm gonna leave you" beginnen die Grenzen zwischen Cover und Original vollends zu verschwimmen. Wenn es den Hauch von Kritik geben könnte, dann in der Tatsache, dass ausgerechnet bei der zauberhaften Ballade "The rain song" der Einsatz der Streicher gegenüber dem Original etwas übertrieben wirkt. Ansonsten jedoch ist "A tribute to Led Zeppelin" ein Lehrbuch. Und zwar darüber, wie man Tribute-Alben gestalten kann. Und wenn das Original von Ausnahmekünstlern stammt, dann müssen auch die Coverversionen von einer Ausnahmekünstlerin wie eben Beth Hart kommen – die damit somit alles richtig gemacht hat. So dass diese Platte so ziemlich der Wahnsinn ist.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Whole lotta love
  • Stairway to Heaven
  • No quarter / Babe I'm gonna leave you

Tracklist

  1. Whole lotta love
  2. Kashmir
  3. Stairway to Heaven
  4. The crunge
  5. Dancing days / When the levee breaks
  6. Black dog
  7. No quarter / Babe I'm gonna leave you
  8. Good times bad times
  9. The rain song
Gesamtspielzeit: 55:26 min

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Dulle

2022-03-18 11:51:38

Ich habe auch mal reingehört und kann dem Album auch keinen Mehrwehrt abgewinnen. Klingt nicht schlecht, aber zu clean (insbesondere Keybords und Streicher-Arrangements). Bei jedem einzelnen Song würde ich das Original bevorzugen.

Falls es jemanden interessiert, welche Musiker mitgewirkt haben:

At the helm of A Tribute To Led Zeppelin is producer Rob Cavallo and engineer Doug McKean (Goo Goo Dolls, Adam Lambert, Gerard Way). The top-tier musicians include Cavallo on guitar along with Tim Pierce (Bon Jovi, Bruce Springsteen, Tina Turner), bassist Chris Chaney (Rob Zombie, Jane’s Addiction, Slash), keyboardist Jamie Muhoberac (Bob Dylan, Iggy Pop, Rolling Stones), drummer Dorian Crozier (Celine Dion, Miley Cyrus, Joe Cocker) and Matt Laug (Alanis Morissette, Alice Cooper), with orchestral arrangements by David Campbell (Muse, Aerosmith, Beyoncé).

Grizzly Adams

2022-03-18 11:26:47

Ich kann diese hohe Bewertung nicht teilen. Erzeugt bei mir keine Gänsehaut. Beth Hart ist eine tolle Sängerin, gerade der Blues-Rock sitzt ihr wie angegossen. Keine Frage. Ich finde auch "Whole Lotta love" auf einem Live-Album von ihr ausgesprochen stark vorgetragen. Die Studioversion hier ist "Ok", nicht mehr.

Bei mir zündet das Album nicht. Kann man sich alles anhören, muss man aber nicht, wenn man LedZep im Schrank stehen hat.

Armin

2022-03-16 20:20:59- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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