Van Morrison - What's wrong with this picture?

Blue Note / EMI
VÖ: 20.10.2003
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Bilder einer Ausstellung

Mit Leib und Seele: Wäre dieses Etikett nicht einst dem fülligen Fernsehpfarrer Günther Strack auf den Maß geschneidert worden, so dürfte man dieses Etikett getrost auch für Van Morrison verwenden. Unentwegt haut der kleine Songwriter kiloweise Soul in seine Stimme. Auf "What's wrong with this picture?" settzt er diesmal verstärkt auf jazzige Klänge. Das Label verpflichtet: Das neue Werk ist nämlich seine erste Veröffentlichung auf dem legendären Label Blue Note, und dort erblickte ja schon manche wegweisende Jazzplatte des Licht der Musikwelt. Und so mischt Morrison wie gewohnt Blues, Soul und Jazz, um sie mit routinierten Pinselstrichen über seine Klangbilder zu verteilen.

Ein warmer Beginn. Wie Herbstblätter schaukeln die ersten Töne beschwingt durch den Raum. Ein Himmel voller Geigen, dazu ein dumpfes Blasinstrument: "What's wrong with this picture?" singt und fragt Morrison mit den ersten Sätzen seines gleichnamigen neuen Albums. Bezieht man diese ersten Zeilen auf das Artwork des Album, hat diese Frage auch gleich ihre Berechtigung. Zwei kreisförmige Löcher in einem Balken, daneben zwei Vierecke. Irgendwas scheint da nicht zu passen. Betrachtet man dann jedoch die dreizehn Songs auf "What's wrong with this picture?" als dreizehn feine Pinselstriche auf einer Leinwand, entsteht unversehens ein stimmungsvolles Bild. Genauso tiefgründig vertrackt wie Albumtitel und Covergestaltung gestaltet sich auch das lyrische und musikalische Schaffen Van Morrisons.

Ein neues Bild, eine neue Jahreszeit. Den Herbst verlassen und an den Sommer denken: Bei "Evening in June" trämt der kleine Meister das Bild einer Sommernacht. Der Mond baumelt schlaftrunken als Kulissenzugabe über dem Protagonisten. In "Somerset" klimpern Klavier und Gitarre den Sound des Sommers. "Stop drinking" lädt zum Tanz ein. Dabei klingt die Band, als habe sie selbst schon den einen oder anderen inspirierenden Tropfen über den Durst getrunken. "There's no drinking when you're dead." Also besser gleich jetzt und hier. Bei den leicht verhangenen Songs dominieren stets das dezent angetupfte Schlagzeug, die warmen Bläser und ab und an die Slidegitarre. Bestes Beispiel solcherlei Zusammenspiels ist möglicherweise der Bluesklassiker "Saint James infirmary".

Bei "Little village" macht sich langsam aber sicher die Gewißheit breit, daß man es bei "What's wrong with this picture" mit einem lohnenswerten Zeitvertreib zu tun hat. Und wenn man am Ende den Songs zuweilen eine gewisse Eintönigkeit vorwerfen mag, dann liegt das vielleicht auch am bislang unentschlossenen Befassen mit den Genres Jazz und Blues. "Das klingt ja alles gleich" ist nunmal der Vorwurf eines jeden Banausen an ein ihm nicht vertrautes musikalisches Feld. Deshalb jetzt einmal ein Kompliment: "Das klingt ja alles so schön harmonisch und abgestimmt."

(Sebastian Peters)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • What's wrong with this picture?
  • Evening in June
  • Little village

Tracklist

  1. What's wrong with this picture?
  2. Whinin' boy moan
  3. Evening in June
  4. Too many myths
  5. Somerset
  6. Meaning of loneliness
  7. Stop drinking
  8. Goldfish bowl
  9. One in a blue moon
  10. Saint James infirmary
  11. Little village
  12. Fame
  13. Get on with the show
Gesamtspielzeit: 63:43 min

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