Olli Schulz & Der Hund Marie - Brichst Du mir das Herz, dann brech' ich Dir die Beine!
Grand Hotel van Cleef / IndigoVÖ: 03.11.2003
Der Bärserker
So ein Spaß! Anders kann man das nicht bezeichnen, was Olli Schulz da macht. Bereits mit dem Cover bindet er uns den ersten Bären auf. Und es sollen noch viele weitere folgen. Kleine Lieder, die zu großen Scherzen aufgelegt sind. Und leise Texte, die für laute Brüller sorgen. Das Grand Hotel van Cleef von Marcus Wiebusch (Kettcar) und Thees Uhlmann (Tomte) hat also ein weiteres Mal Zuwachs bekommen. Und langsam wird es unheimlich. Es scheint, als könne man wirklich alles blind kaufen, auf dem das Logo dieses Labels pappt. Sogar das Debütalbum von einem schrulligen, 29-jährigen Hamburger, der Songs über Elefanten schreibt und sich auf der Bühne von Musikern im Hasen- und Käfer-Kostüm begleiten läßt. Und der Reime raushaut wie "Ich lernte Paul McCartney kennen / Konnt' zu Hause bei ihm pennen / Wo er früher mit John Lennon / Die größten Hits geschrieben hat."
Bei Olli Schulz bewahrheitet sich mal wieder eine alte Binsenweisheit: Die bescheuertsten Typen kriegen die schönsten Frauen ab. Und sei es nur als Duettpartnerin. Schließlich konnte Olli keine geringere als Nora Tschirner gewinnen, um aus "Küss mich schnell bevor Du platzt" das lustigste Liedchen mindestens seit ziemlich lange zu machen. Schon das Intro, als die Holde seinen Versuch einer Liebeserklärung mit den Worten "Merkst Du Dir mal ganz kurz, was Du sagen wolltest? Ich geh' nochmal in die Küche und mach uns was warm" abblockt, ist nicht weniger als köstlich. Und das ist erst der Anfang.
Natürlich sind Alben mit einem hohen Humor-Anteil eine heikle Sache. Beim ersten Durchlauf klopft man sich die Schenkel wund, beim zweiten lacht man sich einen mittelschweren Ast ab, beim dritten beginnt man das erste Mal zu gähnen, und nach dem vierten landet die Scheibe in der Ecke bei den Otto-Platten. Bei Olli Schulz ist das anders. Die Lieder zaubern auch beim zwanzigsten Durchlauf noch ein Lächeln aufs Gesicht. Auch, weil man hinter der launigen Oberfläche den manchmal gar nicht komischen Kern der Songs entdeckt. Und dem Hamburger lauscht, wie er in "Weil die Zeit sich so beeilt" zur Dylanschen Mundharmonika einer abgestumpften Beziehung nachtrauert. Wie er mit "Das letzte Königskind" zum traurigen Blues ausholt. Oder wie er in "Unten mit dem King" die Momente beschreibt, in denen wir uns einfach nur ins Auto setzen, die Anlage aufdrehen und ganz weit wegfahren wollen.
Olli Schulz entpuppt sich also keineswegs als Blödelbarde. Sondern als jemand, der das harte Leben mit genügend Humor nimmt, um nicht daran kaputtzugehen. Der mit "Nimm mein Mixtape, Babe" den unverzichtbaren Opener für all unsere zukünftigen Liebesbeweis-Kassetten liefert. Der sich in lakonischen Hymnen wie "Der Moment" genauso wohl fühlt wie in amüsanten Sticheleien. Und der sich mit dem abgedrehten Schlußtrack "Rock'n'Roll Lifestyle" endgültig einen Orden verdient. Die Deppen, die mit Drohungen wie "Ey, wir haben ein paar Songs aufgenommen, die leg ich mal kurz auf, ne? [...] Seid doch mal kurz ruhig, jetzt kommt der allerderbste Part!" ankommen, haben schließlich auch schon unsere Party ruiniert. So wird Olli im Handumdrehen vom Unbekannten zu Deinem besten Kumpel. Wenn er lacht, lachen wir mit. Wenn er weint, weinen wir mit. Olli Schulz ist mit uns.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Spürhund
- Küss mich schnell bevor Du platzt
- Elefanten
- Nimm mein Mixtape, Babe
- Rock'n'Roll Lifestyle
Tracklist
- Weil die Zeit sich so beeilt
- Unten mit dem King
- Spürhund
- America-Ibiza Connection
- Der Moment
- Das ewige Date
- Küss mich schnell bevor Du platzt
- Elefanten
- Song ohne Grund
- Nimm mein Mixtape, Babe
- Platt
- Song: Durch die Nacht
- Das letzte Königskind
- Rock'n'Roll Lifestyle
Referenzen
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