
Emilie Zoé - Hello future me
HummusVÖ: 11.02.2022
Schönklang & Schwerklang
Immer und überall unterwegs: So lassen sich die letzten vier Jahre im Leben der Emilie Zoé umschreiben. Das eigene Werk "The very start" intensiv betourt, dazu eine Vielzahl an Kooperationen: zunächst einmal das sehr Lo-Fi-aufgenommene "Pigeons" mit Christian Garcia-Gaucher, dann ein Projekt mit dem schwer zu findenden Band- und Albumnamen /A\, welches das komplette Gegenteil beinhaltete: Zusammen mit ihrem Schlagzeuger Nicolas Pittet und Franz Treichler von den Young Gods schuf sie ein intensives, düster-rockendes, durch und durch großartiges Album. Im gleichen Zuge erschienen noch zwei Songs mit der Post-Metal-Band Abraham. Ihr eigenes Solowerk hingegen präsentierte sich bislang wenig ausladend krawallig, sondern versammelte Dezentes mit Klavier und Gitarre.
Zunächst scheint es, als hätte "The very start", welches Piano-balladesk geprägt war, nach vier Jahren nun einen passenden Nachfolger. Der Opener "Across the border" steht dem grundsätzlichen Ansatz in wenig nach, auch hier überwiegt sanfter Schönklang. Sofort ist aber hörbar, dass der handwerkliche Lo-Fi-Aspekt weniger ausgeprägt ist. Der rauschige Proberaumsound insbesondere von "Pigeons" ist weg, stattdessen klingt es wohlgeschliffen poliert. Gleiche grundsätzliche Herangehensweise, aber plötzlich ein ganz anderer Charakter. Selbst die alte, verstaubte Flohmarktorgel, welche "I saw everything" trägt, schummert so in ganz neuem Licht. So angenehm einlullend die ersten vier Songs von "Hello future me" jedoch auch sind, ein ganzes Album in Gänze in diesem Tempo, in dieser Grundstimmung, in dieser Instrumentierung wäre doch zu viel des "Netten" und zu wenig abwechslungsreich.
Ein kleiner Weckruf ist daher schon das elektronisch angehauchte, leicht groovende, stimmlich geloopte "Roses on fire". Es eröffnet den Vorhang für die zweite, deutlich interessantere Hälfte des Albums. "Apollo" tanzt zunächst auf einer leichten Gitarrenmelodie, Zoé holt dazu einige feine Melodiebögen rund um die Zeilen "Just look at the childhood in my moves, for the light years to come" hervor, ehe die stetige Wiederholung dieser Lyrics gen Ende des Songs in einen nicht zu erwarteten Ausbruch mündet und plötzlich an das großartige Torres-Album aus dem letzten Jahr erinnert. Die erneute Ruhepause "Tidal waves (Song for Lautrec)" passt hiernach gut zum Abklingen, ehe es in die letzten, knapp sechs Minuten von "Hello future me" geht, und diese gehören "Volcan". Zu einem ruhigen Piano-Intro kündigt Zoés Gesang schon Unruhiges an, spätestens ab dem ersten Einsetzen der verstärkten Gitarre ist die Nähe zu /A\ da. Irgendwann, in diesem Song über manchmal notwendiges Mit-sich-allein-Sein nach unguter Beziehung schreit Zoé verzerrt "Burned our bodies down" ins Mikrofon, und dieser Moment der Wut wertet nicht nur diesen Song, sondern das ganze Album auf. Bitte mehr davon!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Apollo
- Volcan
Tracklist
- Across the border
- Parents' house
- I saw everything
- Hello future me
- Roses on fire
- Apollo
- Tidal waves (Song for Lautrec)
- Volcan
Im Forum kommentieren
myx
2025-02-27 20:55:30
Schöner neuer Song "Les Incendies".
fakeboy
2024-10-26 00:32:18
Danke myx!
mrnovember
2024-10-25 23:18:56
Live wirklich sehr empfehlenswert!
VelvetCell
2024-10-25 22:54:06
Seltsam, dass ich zu "Hello Future me" noch nichts geschrieben habe: Ein ganz tolles, rundes Album und ein wunderbare/ein wunderbarer Künstler. Freue mich auf Neues. Gerne mit Tour.
myx
2024-10-25 20:08:24
Hab grad noch ein wenig zu "es" im "Nonbinär-Wiki" nachgelesen. Das Pronomen, steht dort, ist tatsächlich abwertend, wenn es "fälschlicherweise" oder "mit böser Absicht" verwendet wird. Wenn aber "jemensch" so bezeichnet werden möchte, so sei es genau richtig. "es" habe für manche Non-Binäre den Vorteil, dass es sich echter und weniger gekünstelt anfühle.
Wollte ich zur berechtigten Frage von fakeboy noch kurz anfügen. ;)
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