Intergalactic Lovers - Liquid love
Grand Hotel van Cleef / IndigoVÖ: 18.02.2022
Herz und Schmerz
Viel war nicht zu vernehmen aus dem Hause Intergalactic Lovers in den Jahren seit dem 2017er Drittwerk "Exhale" – ein Livealbum zur entsprechenden Tour war da noch, aber mit frischem Output hielt sich der belgische Vierer vornehmst zurück. Möglicherweise auch gar keine so schlechte Idee, wurde doch der treibende Bandsound im vergangenen Jahrzehnt immer weiter ausgearbeitet und durch die Clubs des Kontinents getragen. Musikalische wie auch zwischenmenschliche Abnutzungserscheinungen sind da vermutlich nicht zu vermeiden. So sind nun satte fünf Jahre ins Land gezogen, geprägt von Ruhepausen, in denen die unscheinbaren Dinge des persönlichen Alltags im Mittelpunkt standen. Der Produktivität war es ganz offenbar zuträglich: Am Ende dieser bewussten Entschleunigung steht mit "Liquid love" ein stattliches Sammelsurium von vierzehn Songs, das sich mit einem übergeordneten Konzept voll und ganz den vielen Facetten der Liebe widmet. Auch am Sound haben die Belgier hier und da gefeilt, treten deutlich synthlastiger auf. Ein behutsamer Neuanfang also?
Den knackigen Drums und klaren Gitarrenläufen der Vorgänger stehen nun ausladendere Songstrukturen entgegen, die betont verträumt daherkommen. Dem kann man erst einmal skeptisch gegenüberstehen – bis die Vorabsingle "Bobbi" sämtliche Bedenken feinsäuberlich wegfegt. Von der wummernden Drum-Machine bis zum hymnenhaften und unwiderstehlichen Refrain legen Intergalactic Lovers hier einen ganz und gar perfekten Indie-Pop-Song hin, der sich selbst nach unzähligen Durchläufen nicht mal ansatzweise abnutzen will. "Wondering how you do the things that you do / 'Cause whenever I'm close to you / You make me feel it / Make me feel it all." Die Momentaufnahme einer kompromisslos glücklichen Beziehung – welche man im Hinblick auf diesen Song ziemlich genau so auch äußern würde. Besonders auf der ersten Albumhälfte halten Intergalactic Lovers den Hit-Faktor auch ansonsten erfreulich hoch: sei es auf dem treibenden "La folie", in dem Sängerin Lara Chedraoui zu schwirrenden Gitarren "Was I wrong to think we were right?" fragend in den Raum stellt, oder auf dem melancholisch-schwelgenden "Crushing", das sich verhalten zu einem kleinen Einod der Abgeklärtheit entwickelt. "Guess it‘s time to let this go."
Ein starker Start, der sich auf einem Album dieser Länge beinahe unweigerlich rächen muss – leider hält "Liquid love" dieses famose Niveau nicht durchgängig. "In limbo", "Waves of desperation" oder auch "Rise" wissen weder musikalisch noch thematisch etwas Neues zum bereits Gesagten beizutragen und verzetteln sich in wenig memorablen Songstrukturen und thematisch leicht repetitivem Sinnieren über die verschiedenen Aspekte des modernen Liebeslebens. Besonders das Ausbleiben der großen Melodien und verspielten Songstrukturen schmerzt an diesen Stellen – hier ist man von dem Vierer durchaus Besseres gewohnt. Was sich zum Abschluss dankenswerterweise auch zeigt: "My low low" und "These shades of blue" bilden ein versöhnliches Duo auf der Zielgeraden. Ersteres brilliert mit einem düsteren, aber stimmungsvollen Intro, dumpfen Drums und einer einnehmenden Atmosphäre. Letzteres gibt sich als sehr reduzierte Ballade, die nur von Chedraouis Gesang und dezentem Gitarrenspiel im Hintergrund getragen wird. "Liquid love" hätte gut daran getan, den Fokus ein wenig mehr auf das Wesentliche zu legen – denn zu viel Liebe kann eben auch erdrückend sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bobbi
- La folie
- My low low
Tracklist
- The heart beaten beats
- Bobbi
- Two to one
- La folie
- Crushing
- My old mind
- Lost
- In limbo
- Waves of desperation
- Rise
- My low low
- Be patient
- These shades of blue
- Turn insight out
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Armin
2022-02-16 21:03:52- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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