Shout Out Louds - House

PIAS / Bud Fox / Rough Trade
VÖ: 18.02.2022
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Mild mood swings

Wir erinnern uns: Als Shout Out Louds 2007 ihren fluffigen Zweitling "Our ill wills" veröffentlichten, musste sich die schwedische Band nicht nur von einer Seite aus Unkenrufe nach ihrem The-Cure-Epigonentum anhören. Damals konnte sich Adam Olenius, der für seine zuweilen in die Umlaufbahn von Robert Smiths Wuschelkopf kippende Stimme freilich wenig kann, noch charmant herausreden. Nun, knapp 15 Jahre später, dürfte das schwieriger werden: In "As far away as possible", der Lead-Single ihrer sechsten Platte, nähern sich Shout Out Louds den britischen New-Wave-Ikonen so sehr an wie noch nie. Jenes Werk trägt dann auch noch den verschlossenen, kargen Titel "House" und bringt die Assoziationen damit sofort zum Fließen. Ist es eine heimliche Hommage an den vierten Track von "Seventeen seconds"? Haben sich die vier für die Aufnahmen in eine Gletscherhütte im Norden ihres Heimatlands zurückgezogen? Trauen sie sich, nicht nur Einflüsse der poppigen The Cure zuzulassen, sondern in die eisigen Abgründe des Frühwerks hinabzusteigen? Ihr glaubt doch nicht irgendetwas davon ernsthaft, oder?

Gut so, denn natürlich haben Shout Out Louds trotz identischer Anzahl an Songs nicht plötzlich ihr "Pornography" gemacht. Das Soundbild ist zwar etwas reduzierter und post-punkiger als zuletzt, doch laufen die perlenden Gitarren und warmen Keyboardflächen wieder in so bandtypischen Dream-Pop-Seufzern wie "High as a kite" zusammen. Shout Out Louds operieren an der Schnittstelle von gebrochenen Herzen und tanzbarer Befreiung nach wie vor als Trostspender – das gilt gerade auch für eingangs erwähnten Opener, der uns trotz Downer-Intro und schattig verzerrter Instrumental-Bridge im Chorus ganz fest an die Brust drückt. "Take me away on white horses", schmachtet Olenius da, und man hat selbst die Koffer schon gepackt, bevor er das letzte Wort ausgesprochen hat. Wie schon beim zu Beginn von "Ease my mind" abhebenden "Jumbo jet" eröffnet ein Karriere-Highlight das Album, mit dessen Qualität der Rest leider nicht mithalten kann.

Trotz einiger durchweg gelungener Stücke wie dem perkussiv verspielten, verhallt geschrubbten "Mixed up" ist "House" ein Album der kleinen Versäumnisse. Das atmosphärische "My companion" knistert spannungsgeladen, doch fällt ihm keine inspiriertere Refrain-Idee ein, als einfach das Main-Riff zu wiederholen – und auch während der nächtlichen Taxifahrt von "Sky and I (Himlen)" wünscht man sich, mal eine unerwartete Kurve zu nehmen. Dass Bebban Stenborg in letzterem größtenteils den Lead-Gesang übernimmt, ist schließlich auch längst zur Bandroutine geworden, und verdeutlicht, dass der Fokus hier vor allem auf Vertrautheit liegt. Shout Out Louds schauen lieber zurück als nach vorn und bekräftigen die alten Partnerschaften, anstatt neue kreative Symbiosen zu knüpfen. Dazu passend übernahm Björn Ytting von Peter Bjorn And John wieder den Produzenten-Job, der schon für besagtes "Our ill wills" an den Reglern gesessen hatte.

Konstanz ist gerade in stürmischen gesellschaftlichen Zeiten allerdings auch nicht das schlechteste Versprechen – und wer im Rückspiegel noch immer ein paar wundervolle Melodien entdeckt und liebenswerte Zuckerwatte-Punker wie "June" aus dem Ärmel schüttelt, hat auch im weitergezogenen Indie-Wanderzirkus seine Daseinsberechtigung. Ganz zum Schluss liefert der tolle Closer "Sometimes sometimes" dann doch ein Überraschungsmoment, wenn ein Saxofon den sowieso schon vor Esprit sprühenden Song zur kompletten glanzvollen Entfaltung bringt. Im "House" von Shout Out Louds scheinen also doch noch gewisse Türen verschlossen, Gänge und Räume unentdeckt zu sein. Vielleicht gibt es hier ja sogar einen "Hanging garden"?

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • As far away as possible
  • Mixed up
  • Sometimes sometimes

Tracklist

  1. As far away as possible
  2. High as a kite
  3. Mixed up
  4. My companion
  5. Sky and I (Himlen)
  6. June
  7. Multiply
  8. Sometimes sometimes
Gesamtspielzeit: 33:17 min

Im Forum kommentieren

Arne L.

2024-12-03 19:41:19

Schade, dass das Album nicht mehr Songs wie "As far away as possible" hat, weil dann wäre es sicher eher zwischen 7 und 8. Da sind so schöne Zeilen drinnen und so viel Schwere.

jo

2022-02-18 20:53:00

Stimme komplett zu. 33 Minuten sind schon knapp, auch wenn es wirklich dennoch stimmig ist.

Hoschi

2022-02-18 20:40:34

Das einzig Negative ist, dass das Album etwas kurz ausfällt.
1-2 Songs mehr(ja, new Europe, dich meine ich) hätten bestimmt nicht geschadet.

Hoschi

2022-02-18 20:37:45

Ich mag das Album sehr.
Prinzipiell gilt das gleiche wie für die neue Spoon:
Nicht viel Hits(my companion,as far away as possible)
aber unglaublich homogen und schön am Stück hörbar ohne Ausfall(am ehesten noch Mixed Up).
Das mit dem "aufs Meer schauen" oben von der Visions unterschriebe ich direkt.
Nach 3x hören aktuell eine 8/10 mit Tendenz zur 8,5/10

Armin

2022-02-18 20:25:54- Newsbeitrag

Die schwedischen Indie-Rocker Shout Out Louds veröffentlichen heute ihr sechstes Album "House" sowie das offizielle Video zum Fokustrack "My Companion".

Am Samstag, den 19.02. um 21 Uhr organisiert die Band eine virtuelle Release Party Show - weitere Infos und Tickets gibt es hier.
Credit: Daniel Forsvik
Pressestimmen zu "House":

"Indie-Rock als Fluchtbewegung in eine Zeit, als Gitarren noch Heldengeschichten schrieben." - Musikexpress

"ein gutes Album, um sehnsüchtig am Wasser zu sitzen und den Blick ins Leere schweifen zu lassen." - VISIONS

"Shout Out Louds operieren an der Schnittstelle von gebrochenen Herzen und tanzbarer Befreiung nach wie vor als Trostspender" - Plattentests

"Rundum gelungen: „House“ von den Shout Out Louds vermag Nostalgie und Zuversicht miteinander zu verknüpfen." - Einen Hab Ich Noch

"With their sixth studio album on the horizon the Swedish indie rock sweethearts really seem to age like a fine wine." - Nothing But Hope And Passion

"auch die anderen Stücke der insgesamt acht Songs starken Platte packen die oftmals ganz subtilen Momente im Leben zwischen Erinnerung, Älterwerden und Blick in die Zukunft eine liebevolle und optimistische Perspektive." - Bedroomdisco

"In diesen vielen Zwischentonen bieten die Shout Out Louds somit allen die kleine Prise Eskapismus vom anstrengenden Alltag. Mission gelungen." - Musikblog
Shout Out Louds - House
VÖ: 18.02.2022
Label: Bud Fox Recordings / Integral / PIAS

Audio Link

01. As Far Away As Possible
02. High As A Kite
03. Mixed Up
04. My Companion
05. Sky And I (Himlen)
06. June
07. Multiply
08. Sometimes Sometimes


Shout Out Louds - Live in GSA
Achtung, neue Tourdaten!

19.06.22 Hamburg - Gruenspan
20.06.22 Berlin - Festsaal Kreuzberg
21.06.22 Köln - Gloria
22.06.22 Darmstadt - Centralstation
23.06.22 München - Freiheitshalle
24.06.22 Vienna (AT) - Arena
25.06.22 Dresden - Beatpol
26.06.22 Hannover - MusikZentrum

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