Cult Of Luna - The long road north
Metal Blade / SonyVÖ: 11.02.2022
Endlich zu Hause
Ein Faible fürs Reisen scheinen Cult Of Luna zu haben. Hieß eines ihrer Werke in der mittlerweile sehr umfassenden Diskografie schon "Somewhere along the highway", führt "The long road north" nun erneut auf die Piste – und das gleich in doppelter Hinsicht. Zusammen mit "A dawn to fear" und der letztjährigen EP "The raging river", welche aufgrund ihrer Spielzeit eigentlich als Album durchgegangen wäre, bildet "The long road north" nun eine Art Trilogie und markiert thematisch den Weg heimwärts. Und da das Sextett aus Schweden kommt, führt die Reise in den eisigen Norden. Mit der ersten Single "Cold burn" erschien ein dazu passendes, sehr schick gerendertes Video eines Lichts in post-apokalyptischer Landschaft, welches zum Albumrelease als spielbare Version erscheinen soll.
Auch ohne Videospiel: Nur Sekunden muss "Cold burn" aus den Boxen dröhnen, schon setzen Cult Of Luna damit ein Ausrufezeichen. Eine apokalyptische Fanfare führt diesen ersten Zehnminüter an, wenig später setzt sich rhythmisch das Schlagzeug in Gang, ehe schleppende Gitarren und der markante Schreigesang einsetzen. Es ist ein Einstieg, der alles mitbringt, was die Schweden nun schon seit zwei Dekaden ausmacht. Schweres Riffing vermischt mit hellen, zwischendrin aufscheinenden Gitarrenlinien und über allem dieses markerschütternde Gebrüll. Im Falle von "Cold burn" trotz all dieser durchaus bekannten Zutaten so clever zusammengemixt, dass es ein Genuss ist, mit auf die Reise zu gehen. Die Dichte, die hier präsentiert wird, die clevere Komposition, immer mal wieder vom bekannten Weg abzubiegen und doch am Ende wieder bei den Fanfaren zu landen, die den Einstieg markierten – ganz großes Kino. Cult Of Luna selbst bezeichnen "The long road north" als "sehr cinematisch" und liegen damit komplett richtig.
Viele frühere Werke des Sextetts wären an dieser Stelle vom grundsätzlichen Sound her bereits umfasst, dieses nun aber ist anders. Es nimmt Wendungen, die sich bereits in der Vergangenheit andeuteten, aber wohl noch nie in dieser Stärke umgesetzt wurden, was auch an den hinzugeholten Gästen liegt. Durfte Mark Lanegan sein tiefes Brummen auf "The raging river" präsentieren, ist es nun eine interessante Mischung an zusätzlichen unterstützenden Personen. Eine davon ist Mariam Wallentin von den Wildbirds & Peacedrums, die dem kurzen "Beyond I" ihre Stimme leiht. Mit nur drei Minuten ein für Cult Of Luna im Grunde lächerlich kurzes Intermezzo, allein sind es dank Wallentin drei Minuten Gänsehaut. Der Moment, in dem sie "Someone’s calling out my name" in die tiefe Düsternis singt, ist purer Schönklang.
Dieser kurze Moment vertonten Innehaltens ist nicht der einzige ungewöhnliche Bruch von "The long road north". Nachdem die Stimmung von "Beyond I" noch etwas in "An offering to the wild" hineinfadet, unter anderem eine einzelne, wunderbare Gitarrenlinie auf ihrem Weg begleitet, dreht jener Song gen Ende in einen massiven mehrmaligen Ausbruch ab. Der Gegenpol dazu folgt auf dem Fuße: "Into the night" scheint erneut einem Gastsänger das Feld zu überlassen, so ungewöhnlich flüstert jemand die ersten Zeilen daher. Es ist jedoch Bandmitglied Fredrik Kihlberg, der hier einen Mix aus Mark Lanegans Stimmfarbe und Dave Gahans Art, langgezogene Vokale zu singen, zum Besten gibt. Wie "Beyond I" markiert "Into the night" trotz leicht chaotischem Ende einen Ruhepol, der der Atmosphäre dieser Platte extrem guttut.
Das instrumentale "Full moon" dient als stapfendes Intro zum Titeltrack dieser Reise, welcher seinerseits auch noch einmal mit einem längeren Mix aus progressiven und psychedelischen Einflüssen beginnt, um wieder in einem dieser typischen Cult-Of-Luna-Epen hinüberzufließen. Ähnliches gilt im Grund für das sehr dichte "Blood upon stone": Auch hier gewohnt zweistellige Minutenanzahl, massiver Sound, massive Ausbrüche, massives Gebrüll. Unterstützt an dieser Stelle von den beiden Gitarristen Christian Mazzalai und Laurent Brancowitz, bekannt von der französischem Indiepop-Band Phoenix. Zu guter Letzt hat im abschließenden "Beyond II" noch eine Person einen Auftritt, welcher sich schon hinter den eingangs genannten Fanfaren hätte verbergen können: Colin Stetson, seines Zeichens jemand, der mit dem Saxofon unter seinem eigenen Namen oder Ex Eye bereits musikalische Grenzen auslotete. In den vier Minuten meist flirrender Ambientflächen in "Beyond II" jedoch hilft er vor allem, am Ende dieser Reise wirklich zu Hause anzukommen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Cold burn
- Beyond I
- Into the night
- Blood upon stone
Tracklist
- Cold burn
- The silver arc
- Beyond I
- An offering to the wild
- Into the night
- Full moon
- The long road north
- Blood upon stone
- Beyond II
Referenzen
Spotify
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