Frank Turner - FTHC

Polydor / Universal
VÖ: 11.02.2022
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Unendliche Geschichten

Frank Turner liefert wieder ab: Auch sein achtes Studioalbum ist wieder gefüllt mit authentischen Geschichten, auch wenn es diesmal eine Gangart härter ausfällt als zum Beispiel "Be more kind" oder "No man's land". Obwohl er selbst dank eines Stipendiums das hochrenommierte Eton-College besuchen konnte, steht Frank Turner ganz nicht typisch für diese Schule. Er ist gegen das System und fürchtet sich nicht, dafür auch die Stimme zu erheben. Das zeigt er auch heute: "FTHC" wird eröffnet mit dem halb gebrüllten, halb gesungenem Song "Non serviam". Dieser Ausspruch kommt historisch von Gemeinschaften, die sich vor allem gegen die christliche Kirche ausgesprochen haben: "Wir dienen nicht." Inzwischen richtet sich der Ausspruch gegen das bestehende gesellschaftliche System, nicht nur gegen religiöse Institutionen, die von Frank Turner in seinem Song aber ganz sicher nicht exkludiert werden.

Jeder einzelne Song enthält viel Gefühl, Ehrlichkeit und verdient eine*n aufmerksame*n Zuhörer*in. Frank Turner hat es wieder geschafft, ein Album voller Geschichten zu schreiben, die nur darauf warten, live erzählt zu werden. In "The gathering" träumt der Musiker davon, wieder vor und mit Menschen zu spielen, sich zu treffen und sich zu umarmen. Er spielte diesen Song einmal bei einem YouTube-Stream im Frühjahr, zu dem langjährige Fans eingeladen waren, in einer Akustik-Version. Diese hat es leider nicht aufs Album geschafft, sie war ein bisschen melancholischer und bittersüßer. "Untainted love" erzählt die sehr persönliche Geschichte von den Erfahrungen mit Drogen, die der Musiker in seiner Karriere gemacht hat. Verletzlich und ehrlich berichtet er davon, in welchem Widerstreit der Gefühle man sich befindet, dass man sich nur gut fühlen will, aber nicht durch Drogen.

Die zweite Single des Albums "A wave across the bay" ist ein Song, der seinesgleichen sucht. Er erzählt von Scott Hutchison von Frightened Rabbit, mit dem Turner befreundet war und der Suizid begangen hat. Wie auch "Song for Josh" auf dem Album "Positive songs for negative people" von 2015 bedauert der Sänger, die Zeichen nicht erkannt zu haben, die auf den seelischen Zustand seines Freundes hindeuteten. Der Musiker behält ihn in Erinnerung. "Like a wave across a bay, never breaking / Ever falling, never landing / Rolling slowly out to sea and always smiling." Man erkennt nicht nur Turners unglaubliches lyrisches Talent, sondern auch, dass ihm die Abgründe der menschlichen Existenz nicht so fremd sind, wie seine Hymnen von Freundschaft und Liebe zur Musik manchmal glauben lassen.

Nachdem sein Album "Be more kind" softer als gewohnt war, "No man's land" nur fremde Geschichten erzählt hat und "West Coast vs. Wessex" von 2020 eher als ein Spaß unter Musikerfreunden statt als ein neues Album zu betrachten war, kam Frank Turner bei "FTHC" wieder auf seinen gewohnten Pfaden an, allerdings mit mehr Songwriting-Raffinesse und Mut zu großen Songs als je zuvor. Die Tour zum Album wird ohne Zweifel grandios werden. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser unglaublich talentierte musikalische Geschichtenerzähler bald wieder den Ärmelkanal überquert.

(Alyssia Schröder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Haven't been doing so well
  • A wave across the bay
  • Perfect score

Tracklist

  1. Non serviam
  2. The gathering
  3. Haven't been doing so well
  4. Untainted love
  5. Fatherless
  6. My bad
  7. Miranda
  8. A wave across a bay
  9. The resurrectionists
  10. Punches
  11. Perfect score
  12. The work
  13. Little life
  14. Farewell to my city
Gesamtspielzeit: 43:30 min

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Rote Arme Fraktion

2023-12-28 19:01:47

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Obrac

2022-07-05 08:41:59

ich bin leider relativ enttäuscht von der Platte. Da ist einfach ne Menge Füllmaterial drauf. Schon die HC-Songs zu Beginn geben mir gar nichts. Und obwohl ich von seinen Tribute-Balladen oft angetan bin, haut mich "A Wave across the bay" leider auch nicht vom Hocker. "The house where I was raised" finde ich auch misslungen.
Ich mag aber "The Work", "Miranda" (wie unterhaltsam ist eigentlich die Beziehung zu seinem Vater? ;)) oder "Little Life".

Die Platte davor mochte ich viel mehr (vor allem auch aufgrund des Übersongs "The Graveyard of the Outcast Dead")

Grizzly Adams

2022-07-04 19:26:05

Ein paar Monate sind seit VÖ vergangen. Mit der Produktion des Albums bin Ich nach wie vor nicht warm. Die Songs finde ich n Gänze besser als auf den letzten 2-3 Alben. Und für „Wave across the Bay“ würde ich weiterhin öffentlich Tränen vergießen. Nicht vor euch natürlich! Das mache ich heimlich …;-) Der Song gehört für mich auf eine Jahresbestenliste. Bin halt nah am Wasser/on the Waves gebaut.

Grizzly Adams

2022-02-16 17:51:54

Die Produktion ist wirklich suboptimal. Irgendwas zwischen Punk- und Songwriteralbum. Da soll irgendwie Druck rein, aber dann doch wieder nicht so, dass man denkt: Hey, ein Punkalbum! Dieser Kompromiss geht nicht auf. Das ist ein Kritikpunkt, den ich auch anmelde.
„A Wave across the Bay“ ist dennoch großartig. Das Stück geht unter die Haut und wird mich wohl eine ganze Weile begleiten. Wird schon mal unter Lieblingssongs in diesem Jahr vorgemerkt.

MartinS

2022-02-16 13:24:16

Der Gitarrensound ist ziemlich undefinierbar, das Schlagzeug ist - wie Hoschi treffend gesagt hat - ziemlich pappig, die ganze Produktion wirkt irgendwie in sich nicht stimmig und vor allem sehr überfrachtet.
Die Songs machen trotzdem oft Spaß, irgendwie höre ich "FTHC" als sowas wie eine besser gelungene Version von "Positive songs.."

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