The Slow Show - Still life

PIAS / Rough Trade
VÖ: 04.02.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Eine Stimme geben

Große Experimente, massive Abweichungen vom bisher verfolgten Weg oder gänzlich neue Töne würde man The Slow Show wohl kaum abnehmen. Wozu wäre das auch gut? Das Quartett, 2010 im britischen Manchester gegründet, beeindruckte auf bislang drei Studioalben mit einem trotz der unverkennbaren Nähe zu Größen wie The National oder Tindersticks eigenständigen Sound, der insbesondere von der wirklich einzigartigen Stimme ihres Sängers Rob Goodwin geprägt wurde. "Still life", das vierte Werk der Band, setzt den Weg konsequent fort. Was auf den Vorgängern überzeugte, funktioniert auch hier. Am Horizont tauchte dabei auch eine kleine Falle auf, der die Briten aber auswichen. Dazu später mehr.

"Mountbatten" macht den Auftakt und hat entgegen des Titels nichts mit etwaigen adeligen Wurzeln zu tun. Vielmehr geht es um Veränderung, um den Wechsel von einem Zustand in den nächsten. Goodwin changiert zwischen Sprechen und Singen, die Band begleitet ihn in großer Souveränität. "I'm sorry life can hurt so bad", sagt er, und da ist es gleich wieder, eines der Lieblingsthemen dieser Formation: der Schmerz. In "Anybody else inside" beginnen The Slow Show zurückhaltend, Stück für Stück kommt mehr Leben in den Song, der übrigens im Austausch mit den Fans zu Pandemiezeiten entstanden ist. "Tired all the time / Hoping it will pass by." Wer hofft das nicht! Nach einem eher soliden "Slippin‘" folgt "Rare bird", das in bewährter Manier getragen daherkommt und gegen Ende richtig Fahrt aufnimmt – ein fast episches Finale inklusive.

"Blue nights", inspiriert von Joan Didion, zeigt die Band auf etwas flotteren Pfaden, bevor "Breathe" als nächster Höhepunkt aus den Boxen tönt. Die Themen der Zeit wollten sie hier aufgreifen und insbesondere Bezug nehmen auf die Rede von John Boyde, die er nach dem Tod von George Floyd bei einer "Black lives matter"-Demonstration hielt. "I can't breathe can't you see that he's leaning on me / So breathe for me", heißt es hier, und die Bilder der Verzweiflung sind sofort wieder da.

The Slow Show bringen ihr viertes Album mit all ihren Qualitäten souverän zum Ende, bis hin zu den einsam tönenden Bläsern im abschließenden "Weigthless". Und die Falle am Horizont? Nun, die Band macht auch auf "Still life" zunächst einmal nichts verkehrt. Sie versteht es, die Nische, die sie seit einigen Jahren besetzt, erneut mit Pathos, choralen Ausflügen und feinen Songs hochklassig zu besetzen. Die Falle aber lauert darin, dass Frontmann Goodwin beim ganz stringenten Verfolgen des eingeschlagenen Wegs irgendwann das einzige Alleinstellungsmerkmal zu werden droht. Auf ihrem vierten Album setzen die Jungs aus Manchester aber zum Glück auch neue Akzente. Seien es inhaltliche im entschlossen politischen "Breathe" oder auch klangliche wie in "Blinking", das nahezu luftig-locker und erfrischend durch den Gehörgang perlt. Langeweile? Fehlanzeige.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Anybody else inside
  • Rare bird
  • Breathe

Tracklist

  1. Mountbatten
  2. Anybody else inside
  3. Slippin'
  4. Rare bird
  5. Woven blue
  6. Blue nights
  7. Breathe
  8. Blinking
  9. Hey lover
  10. Who knows
  11. Weightless
Gesamtspielzeit: 44:37 min

Im Forum kommentieren

Pivo

2022-02-07 11:10:10

Was hier oftmals als gut empfunden wird, klingt in meinen Ohren leider sehr austauschbar und fade.
Ich habe mit das Album gestern gönnen wollen und war leider sehr enttäuscht. Den Vorgänger mochte ich noch ob teilweise sehr starker einzelner Songs (z.B. Low, Places you go) aber auf Still Life wußte ich teilweise nicht mehr bei welchem Song ich war. Sie klingen dann für meine Ohren doch zu homogen.
Egal was The slow show als nächstes machen werden, ich kann nur hoffen, dass etwas frisches kommt, denn sonst bin ich raus.

Ich mag normalerweise Künstler oder Bands bei denen sehr tief gesungen wird, aber bei The Slow Show ist es echt grenzwertig. Nach dem dritten oder vierten Song ging mir der Gesang gestern tierisch auf die Nerven da kaum eine Bandbreite besteht. Da halfen auch die gelegentlich eingestreuten weiblichen Parts nichts mehr.

Man merkt, dass ich mir deutlich mehr versprochen hätte. Unterm Strich war das Album zwar ein schöner Fluss aber leider nur als Einschlafhilfe zu gebrauchen, weil einfach nur laaaaaaaaangweilig (4/10).

myx

2022-02-06 17:34:19

Ich habe jetzt bewusst keine einzelnen Songs hervorgehoben, alle halten in etwa das gleiche gute Niveau, finde ich, und fliessen auch schön ineinander über. Interessant sind die Variationen bei den Instrumenten, immer liegt der Akzent wieder leicht anders, darf wieder ein anderes Instrument den Lead übernehmen, dies kommt grade über Kopfhörer sehr schön rüber.

myx

2022-02-06 17:14:35

Das war jetzt ein richtig schöner Durchgang über Kopfhörer, das Album entfaltet sich langsam. Mir fällt vor allem das wunderbare Piano auf, das gleich die ersten Töne des Albums vorgibt. Toll auch die Streicher, dazu die Bläser schön im Hintergrund. Und alles sehr rund abgemischt. Doch, ist ganz gut geworden.

myx

2022-02-04 21:02:30

Ich kann es noch nicht sagen, habe das Album nur halbbatzig gehört. Den Schlusssong fand ich immerhin schon mal ziemlich herausragend. Nach einem richtig konzentrierten Durchgang weiss ich sicher mehr.

musie

2022-02-04 20:46:30

Ich glaube das album ist wunderbar

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