Eels - Daisies of the galaxy
DreamworksVÖ: 28.02.2000
Mr. E sings the Blues
Was haben wir schon über die Eels geschmunzelt. Über die sekundenlange Pause auf ihrer allerersten Single "Novocaine for the soul", den Alptraum jedes DJs. Über den putzigen Freak auf dem Cover des Debütalbums mit Augen von der Größe eines Kopfes. Oder auch über die "Wie baue ich aus einer Karotte eine E-Figur"-Bastelanleitung von Frontmann E alias Mark Oliver Everett im Videoclip zu "Last stop: This town". Über das "O du fröhliche"-Sample in "Baby Genius". Und was haben wir ihnen den großen Durchbruch gewünscht, die Spitze aller Charts. Zumindest das wird wohl ausbleiben, und die Reibeisen-Charts führt E sowieso schon seit jeher weit vor Rod Steward und Bryan Adams an. Mit "Daisies of the galaxy" kommt nun auch endgültig der Sarkasmus-Thron hinzu.
Stück sieben beispielsweise beginnt mit wunderschönen Klavierklängen und was sind die ersten Worte die erklingen?! "It's a motherfucker". Kein Grund zum Wundern, E hatte ohnehin schon immer einen schrägen Humor und die Vorliebe, Text und Musik gegeneinander anlaufen zu lassen. Genauso hatten die Eels seit dem Debüt auch für ausgefallenes Cover- und Bookletdesign ein Faible. Nach dem "Beautiful freak" mit den Kulleraugen und dem fliegenden Monsterchen von "Electro-shock blues" gibt es nun ein putziges Kinderbuchcover, das einem griechischen Kinderbuch aus den 50er-Jahren entliehen ist und nun den Namen "Daisies of the galaxy" trägt. Auch im Weltraum wachsen also Blumen, und der geneigte Astronaut singt fröhliche Lieder über Tränen, Tod und Gänseblümchen.
Dabei klingt der Sound der Eels noch immer ganz und gar bodenständig. Da ein Sample, hier ein Loop und gelegentlich auch mal alle Instrumente, die je erfunden wurden, auf einmal, aber das Grundgerüst bleibt eine Mixtur aus Blues, Country und Pop. Mit zuckersüßen Melodien paaren sich dann Texte wie "Heat is rolling in like hell's red rug stinking like the breath of Beelzebub. And if you think you won't walk on coals you will.", und man weiß mal wieder nicht ob man lachen oder weinen soll. Im Anti-Werbe-Jingle "Tiger in my tank" heißt es dann "I bought some rock star ashes from the back of Rolling Stone. I guess he couldn't mind it they couldn't sell his soul" - und die Hammond-Orgel darf sich dazu zum ersten Mal seit der Helge Schneider-Tour wieder richtig austoben.
E, der Mastermind hinter den Eels, sieht "Daisies of the galaxy" als eine Art Gegenpol zum Vorgänger "Electro-shock Blues": "Zwei Songs auf dem Album haben das Wort 'daisies' (Gänseblümchen) in ihrem Titel, aber bei keinem von beiden stehen die Worte 'pushing up' (to push up the daisies = sich die Radieschen von unten ansehen) davor." Die Intention war zwar, eine schöne, fröhliche Platte zu machen, und auch wenn die Stimmung sich generell aufgehellt haben mag - die Eels sind mit und ohne vordergründigem Frohsinn immer noch unverwechselbar Eels und unverwechselbar traurig.
Mit Blues beginnt das Album, mit Blues endet es. Der Opener "Grace Kelly Blues", dessen Bläser-Intro einer Beerdigungskapelle verdächtig nahekommt, ist einer allseits beliebten Schauspielerein gewidmet, und dabei natürlich keine Hommage sondern beleuchte es E zufolge eher "die andere Seite der Prinzessin Grace". Der Abschlußblues, "Mr. E's beautiful Blues" betitelt und gleichzeitig Hidden Track und erste Single, lädt zum Füßewackeln und Mitschunkeln ein und ist damit ein veritabler Nachfolger von "Last stop: This town". Als eines der wenigen vollkommen fröhlichen Stücke beschließt es ein Werk, das geschlossener kaum sein könnte. Nach Whitey Ford ist nun endlich wieder Mr. E mit dem Blues-Singen an der Reihe.
Musik der Eels ist zu einem audiovisuellen Kinderbuch mit alptraumartigen Texten geworden. Oder trotz aller Veränderung nach wie vor Musik für Beerdigungen. Noch nie war Trauer so schön.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Flyswatter
- It's a motherfucker
- Mr. E's beautiful Blues
Tracklist
- Grace Kelly Blues
- Packing blankets
- The sound of fear
- I like birds
- Daisies of the galaxy
- Flyswatter
- It's a motherfucker
- Estate sale
- Tiger in my tank
- A daisy through concrete
- Jeannie's diary
- Wooden nickels
- Womething is sacred
- Selective memory
- Mr. E's beautiful Blues
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Immermusik
2024-08-27 17:36:45
Mein Lieblingseelsalbum 9/10
Arne L.
2024-08-27 16:48:18
Höre es gerade mal wieder. Ich bin auf die Band erst mit dem Song "Souljacker Part I" aufmerksam geworden und hab von da an alle Alben nach und nach gekauft und sie würde für die nächsten zehn Jahre zu meiner absoluten Lieblingsband. Das hier war als zweites Album im Einkaufswagen und mit gerade 13, 14 Jahren haben mich natürlich "Flyswatter", "I like Birds" oder Mr. E's Beautiful Blues" am meisten abgeholt, aber über die letzten 20 Jahre hat das natürlich ständig gewechselt. Nicht bei ihren allerbesten Alben dabei, aber trotzdem super. 8/10
myx
2021-01-30 07:54:22
Gibt's nicht ...
The MACHINA of God
2021-01-30 00:15:38
Dieses Kleinod-Meisterwerk hat echt keinen Thrad gehabt? Wow.
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- Eels (107 Beiträge / Letzter am 02.01.2024 - 20:34 Uhr)