Korn - Requiem

Loma Vista / Virgin / Universal
VÖ: 04.02.2022
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Weniger ist mehr

"Ich bin bereit, gib mir Korn und Sprite" sang Thees Uhlmann zu Beginn des Jahrtausends, als er noch Frontmann der inzwischen nur noch in schwelgerischer Erinnerung existierenden Formation Tomte war. Zur gleichen Zeit berserkerten sich die US-Amerikaner von Korn durch ihre klaustrophobischen Songs und waren längst als Mitbegründer des Nu Metal in die Geschichte eingegangen. Über zwei Jahrzehnte später gibt es Korn immer noch, und wenngleich Kollege Uhlmann einst das hochprozentige Getränk meinte und nicht das Quintett aus den Staaten, bleibt festzuhalten: Die (Musik-)Welt ist nach wie vor bereit für Korn, zumindest in Fankreisen. Mit ihrem inzwischen 14. Studioalbum "Requiem" senden die Herrschaften um Sänger Jonathan Davis ein überraschend stimmiges Lebenszeichen.

Korn waren bekanntermaßen einmal richtig, richtig groß. Mit ihrer stilprägenden Mischung aus satten Riffs, tiefsttönenden Bassläufen und Davis' irrem Gesang veröffentlichten sie gerade zu Beginn ihrer langen Karriere echte Klassiker. Zwischendrin allerdings gerieten sie dann mal zur eigenen Kopie, mal zur belanglosen Durchschnittskapelle. Den Einladungen zu renommierten Festivals tat das keinen Abbruch, ging aber regelmäßig mit dem Gedanken "Ach, die gibt es ja auch immer noch" einher. Für "Requiem" nun folgten sie dem Motto "Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit". Sprich: Die Pandemie bremste auch den Koloss Korn aus und bescherte der Band eine Menge zeitlichen Spielraum, um sich mal wieder in Ruhe auf das Songwriting zu konzentrieren. Keine Konzerte, keine Festivals – also ran an die Arbeit für eine neue Veröffentlichung. Den insgesamt neun Stücken ist das anzuhören.

Zugegeben: Der Auftakt mit "Forgotten" und "Let the dark do the rest" fällt noch eher in die Kategorie zurückhaltend-souverän, ohne indes zu langweilen oder zu enttäuschen. Danach aber kommt Leben in die Bude. "Start the healing" beispielsweise glänzt tatsächlich als Beginn einer Heilung von kreativer Einfallslosigkeit, später reißen auch Stücke wie "Disconnect" oder "My confession" ordentlich mit. Davis ruft sein Stimmvermögen gekonnt ab, schwankt in bewährter Manier zwischen den Emotionen und gönnt sich die eine oder andere gesangliche Eskalation. Das alles ist qualitativ gewiss nicht auf dem Level einstiger Ruhmestaten, aber es hebt sich doch vom Durchschnitt zahlreicher Veröffentlichungen dieser Kapelle ab. Eben auch, weil nicht mehr alles mit Tonnen aus Material niedergewalzt wird, sondern auch reduziertere Momente breiten Raum einnehmen. Bereit also für Korn (und möglicherweise auch Sprite)? Zumindest eine echte Chance, dass man ihnen mal wieder in Ruhe zuhört, haben die Jungs aus Kalifornien verdient. Und trinken kann man ja auch was anderes.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Start the healing
  • Disonnect
  • My confession

Tracklist

  1. Forgotten
  2. Let the dark do the rest
  3. Start the healing
  4. Lost in the grandeur
  5. Disconnect
  6. Hopeless and beaten
  7. Penance to sorrow
  8. My confession
  9. Worst is on its way
Gesamtspielzeit: 32:36 min

Im Forum kommentieren

Affengitarre

2022-04-23 11:21:03- Newsbeitrag

Robert G. Blume

2022-02-21 17:43:08

Hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass ich die bestellt habe. Aber gut, nun isse da und sie wächst doch, wenn man sich darauf einlässt. Bin etwas weniger begeistert als bei The Nothing, die ich sehr stark fand, aber sie präsentieren sich gut in Form. Das Songwriting find ich (melodisch) richtig gelungen, nur diese permanenten „I am SUFFERING“-Texten gehen etwas auf die Eier. „Start the healing“ und „Lost in the grandeur“ gehen richtig ab. „Hopeless and beaten“ ballert regelrecht Metal-mäßig, ziemlich geil. Wird erst mal behalten, zumal die marmorierte Pressung sehr schön ist.

Eye_Llama

2022-02-08 23:09:30

Ich bleibe bei einer 8, da auch Untouchtables von mir diese Bewertung bekommen hat. Untouchables besitzt bessere Einzelsongs, wie zum Beispiel der Klassiker Here to Stay. Auch haben neue Ansätze wie das monumentale No Ones There oder die wunderschöne Ballade Alone I Break für Verblüffung gesorgt. Allerdings hat die Platte auch unnötige Lückenfüller. Requiem hingegen besitzt weder das eine noch das andere, sondern neun starke Songs, womit Jonathan Davis gekonnt seinen Gesangstil auspackt, und die Band ihre Stärken so gut einsetzen, wie lange nicht mehr, auch wenn es sich in drei letzten Vorgängern bereits angedeutet hat.

Schwarznick

2022-02-08 22:15:50

disconnect und lost in the grandeur sind auf jeden fall mal das beste was sie seit knapp 20 jahr abliefern ^^

Reiner Against The Machine

2022-02-08 22:12:08

Meine Korn Zeiten sind auch schon lange vorbei, aber die Platte is tatsächlich wirklich ganz ordentlich. Ne 3/10 würde ist definitiv drin.

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