For Those I Love - For Those I Love

September / Membran
VÖ: 26.03.2021
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Manifest des Abschieds

Trauer ist immer ganz und gar persönlich. Jeder Mensch verarbeitet Verluste schließlich auf seine eigene Art und Weise. Was jeden und jede dabei verbindet, ist die Lücke, die entstanden ist. Der Abschied von einem geliebten Menschen reißt ein Loch, das sich ozeantief auftut. Auch David Balfe aus Dublin musste einen solchen Verlust verarbeiten, als sein Freund aus Kindheitstagen viel zu jung starb: Paul Curran, nicht nur einer seiner besten Kumpel, sondern auch musikalischer Wegbegleiter, nahm sich das Leben. Diese Lücke, diese entsetzliche Lücke: Balfe entschied sich, mit seiner Trauer musikalisch umzugehen und vertonte seine Erinnerungen, seine Wut, seine Verzweiflung und seine vielen anderen Emotionen unter dem Künstlernamen For Those I Love. Das gleichnamige Album ist ein Manifest des Abschieds, ein überbordendes Werk an Erinnerungen, ein großes Stück Musik.

Balfe hat auf "For Those I Love" einen mitreißenden Strom aus Rave, Rap und mehr gestrickt, den er ursprünglich nur für sich selbst daheim komponiert und aufgenommen hatte. Der in dieser Form gar nicht für eine Veröffentlichung vorgesehen war, um am Ende dann doch – zum großen Glück – den Weg ans Licht zu finden. Es gibt dabei herausragende Tracks wie "You stayed / To live" oder "Birthday / The pain", doch das Besondere an dieser außergewöhnlichen Dreiviertelstunde ist das Gesamtkonzept. Der Ire setzt seinen musikalischen Strom aus Eigenkompositionen, vielfältigen Samples und vielen Spielereien zusammen. Eine Verneigung vor dem Freund, eine Feier des Lebens, ein Rausch der Erinnerungen. WhatsApp-Sprachnachrichten finden sich darin ebenso wie Fußballlieder – die Hingabe zum Lieblingsverein war nur ein Element, das die beiden verband. "We were just kids", heißt es im starken "Top scheme", und man weiß: Die Unschuld der Kindheit ist für Balfe und seinen Buddy unwiderruflich vorbei. Auf tragischste Weise.

Balfe, der musikalisch zuvor bereits als Mitglied von The Blind und Mothers & Fathers an der Seite von Pamela Connolly in Erscheinung trat, hat nach eigener Aussage dank des Albums einen Weg gefunden, mit seinem Schmerz umzugehen. Die Musik übrigens funktioniert auch, ohne die ganze Geschichte dahinter zu kennen, denn Balfe findet trotz all der Samples einen ureigenen Ton, dem zuzuhören ein großer Gewinn ist. Das ganze Bild freilich entsteht erst, wenn man sich ganz und gar einlässt auf diese persönliche Reise durch ein gemeinsames Leben, das ein viel zu frühes Ende fand. Ein eindringliches, ergreifendes und emotionales Album ist dem Mann aus Dublin gelungen.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • You stayed / To live
  • Top scheme
  • Birthday / The pain

Tracklist

  1. I have a love
  2. You stayed / To live
  3. To have love
  4. Top scheme
  5. The myth / I don’t
  6. The shape of you
  7. Birthday / The pain
  8. You live / No one like you
  9. Leave me not love
Gesamtspielzeit: 46:05 min

Im Forum kommentieren

STE

2022-01-04 21:24:25

vorher noch nie davon gehört. ich hör grad den ersten Track und hab Gänsehaut... wow...

J.R

2022-01-04 20:42:06

Wunderbar, dass das noch rezensiert wurde. Selten hat mich House, was es letztendlich immer noch ist, mehr abgeholt.

Armin

2022-01-04 19:55:52- Newsbeitrag

Frisch verspätet rezensiert. Als "Vergessene Perle 2021".

Meinungen?

kenny23

2021-03-26 10:50:05

Aus Irland :-)

kenny23

2021-03-26 10:41:49

https://youtu.be/iTz3QZNORg4
Neue Musik aus UK. Spannend

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