Badmómzjay - Badmómz.

Vertigo / Universal
VÖ: 25.11.2021
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Jordie from the block

Jahrzehntelang waren Frauen im Deutsch-Rap unterrepräsentiert. Die alte Schule hat mit Cora E. nur eine einzige nennenswerte Rapperin vorzuweisen, Sabrina Setlur alias Schwester S wurde eher als kommerzielles Pop-Produkt wahrgenommen und Tic Tac Toe waren nun wirklich kein ernstzunehmendes Role Model für die nächste HipHop-Generation. Heutzutage sieht es deutlich besser aus. Es gibt politisch-eingefärbten Rap von Antifuchs, Straßensounds von Liz oder Eunique und Lifestyle-Sex-Rap von Katja Krasavice. Irgendwo in den letzten beiden Kategorien findet man auch Badmómzjay.

Jordie Napieray, wie die Rapperin mit bürgerlichem Namen heißt, hat in ihrer kurzen Karriere eine Menge erreicht: 2021 gewann sie bei den MTV Europe Music Awards in der Kategorie "Best German Act", "Ohne Dich" zusammen mit Kasimir1441 ist im gleichen Jahr mit 19 Millionen Klicks das erfolgreichste deutsche Musikvideo auf YouTube. Die allermeisten ihrer Hits produziert der angesagte Bremerhavener Jumpa, der nun auch für den größten Teil der Tracks auf ihrem Debüt verantwortlich zeichnet. Er schnitzt den perfekten Sound für die gebürtige Brandenburgerin und sorgt dafür, dass es musikalisch abwechslungsreich bleibt. Inhaltlich ist die Vielfalt allerdings eher überschaubar: Kampfansagen an Widersacher*innen, Protzen mit der eigenen Geilheit und dem Erfolg, dazwischen wie bei "Wer ich bin" mal ein bisschen was fürs gebrochene Herz. Außerdem betont die Rapperin häufig, dass sie von unten kommt, der Weg beschwerlich war und so weiter. Doch auch wenn man nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren ist: Wie schwer kann der Weg gewesen sein, wenn man mit zarten 17 Jahren den ersten Majordeal bei Universal abschließt und seitdem die Erfolgswelle reitet? Gehen wir einfach mal davon aus, dass eine Adden oder Schwesta Ewa problematischere Biografien vorzuweisen haben. Natürlich sind solche Geschichten im Deutsch-Rap gang und gäbe und gehören auch für die große Mehrheit der männlichen Bauchtaschenrapper zum Standardrepertoire.

Was die Musik von Badmómzjay trotzdem besonders und ihr Debüt hörenswert macht, sind ihre auffallend guten Rap-Skills. Mit ihrem Flow und ihren kreativen Lyrics steckt sie so manchen der erwähnten Kollegen in die Prada-Handtasche. Selten wird man so freundlich abgewatscht wie in "Tu nicht so": "Ja, ich weiß / Ich hab' Probleme damit, mich zu entscheiden / Doch bei Dir fällt es mir leicht / Denn Dich Bastard kann ich wirklich nicht leiden." Bei "Ich mag" flext sie zusammen mit Kumpel und "Rap am Mittwoch"-Legende Takt32 und liefert absolut gleichwertig ab, in "Ha ha ha" disst sie vermeintlich Shirin David – zumindest will die deutsche HipHop-Presse das so verstehen und das sagt wahrscheinlich mehr über den Zustand derselben als über das Verhältnis der Rapperinnen aus, die beide gut daran tun, diesen angeblichen Beef nicht weiter zu befeuern, sondern sich auf ihre Karrieren zu konzentrieren. Beim Song "…", in dem es um einen verstorbenen Freund geht, zeigt sich Napieray hingegen verletzlich und auch in Interviews mit ihr bekommt man häufig den Eindruck, dass in der Figur Badmómzjay viel Inszenierung steckt. Die Schminke lässt sie dann oft weg, was sicher für ihre junge weibliche Hörerschaft als Inspiration dienen kann und hoffen lässt, dass sich auch ihre Texte noch weiterentwickeln werden. Mehr Role Model als Tic Tac Toe ist sie schon heute.

(Andreas Rodach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Don't play me
  • Tu nicht so
  • Ich mag (feat. Takt32)
  • Checkst Du?!

Tracklist

  1. Badmómz.
  2. Don't play me
  3. Tu nicht so
  4. "Ha ha ha"
  5. Mal mehr mal weniger
  6. Ich mag (feat. Takt32)
  7. Weißt Du, wer ich bin?
  8. Checkst Du?!
  9. Zimmer allein
  10. Sterne unterm Dach
  11. Golden dolls (feat. Bounty & Cocoa)
  12. Freak
  13. ...
  14. Struggle is where we from
Gesamtspielzeit: 38:41 min

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Z4

2021-12-21 07:24:21

Triple air sign/10

Armin

2021-12-20 20:24:56- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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