Morgan - Organized

Source / Virgin
VÖ: 04.09.2000
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Verorgeltes Familientreffen

Wie man allerorten hört, hat die Orgel von Pete Townshend eine neue Heimat gefunden: ein mittlerweile 29jähriger junger Mann kaufte sie dem Gitarristen von The Who für schlappe 2000 Pfund ab. Hätte Morgan Nicholls, der hier mit \"Organized\" seinen Erstling vorlegt, bloß mal genau so viel in die Strukturierung seiner Ideen investiert. Mit der Hilfe des Produzenten Mario Caldato jr. (Beastie Boys) sollte seine Orgelei zu einem ähnlichen Meisterwerk wie \"Money Mark\'s keyboard repair\" werden, das vor einigen Jahren zu verdienten Hitehren gekommen war. Die stets im Mittelpunkt stehende Hammond B3 brauchte zwar nun wirklich keine Reparatur, aber das Sprichwort vom Meister, der eben nicht vom Himmel fällt, wird hier ein weiteres Mal bewiesen.

Neue musikalische Impulse darf man meist eher mit der Lupe suchen. Alberne Plattheiten wie in \"Miss Parker\", bei dem Morgans kleiner Bruder sich an einem Diss seiner Erdkunde-Lehrerin versucht, oder der Versuch, durch ein Telefon zu trällern, um Toni Braxtons Schmachtfetzen \"Unbreak my heart\" hinzurichten, gerieten viel zu billig. Gelegentliche Dub-Anleihen (\"Sitting in the sun\") oder Blaxploitation-Grooves (\"When I close my eyes\") könnten da schon eher zum Mitwippen bewegen. Leider triefen dann aber wieder Songs wie \"Flying high\" oder \"Something he said\" nur so vor müden Hippiepop-Klischees. Spannend wird diese Schnipselsammlung so eher selten. Ein Track wie \"Here comes the rain\" wüßte zwischen all diesem Easy Listening beinahe zu überraschen, wenn man nicht mittlerweile dem überzuckerten Siebziger-Jahre-Pop gegenüber allergisch reagieren würde. Lediglich wo eine vollends übersteuerte Baßlinie aus den Boxen dröhnt wie im Titelstück oder ein Chor kurz vor der Kitschgrenze halt macht und die herrlichen Zeilen \"Why don\'t you chase someone like Schwarzenegger?\" erschallen läßt (\"Paparazzi\"), kommt endlich Freude auf, die hier selbst durch die immer noch aufdringliche Streichersoße nicht getrübt wird.

Hilfe bekam Morgan bei seinem Debüt übrigens von einer Truppe, die dem Wort Familienband(e) eine ganz neue Bedeutung geben kann: Vater, Schwester, Bruder und Cousine mischen bei diesem musikalischem Inzest mit. Die anarchische Herangehensweise und der Spaß, den Nicholls und Verwandtschaft bei den Aufnahmen hatten, hört man dabei gelegentlich sogar heraus. Manchmal würde man sich aber wünschen, daß sich die Anarchie nicht auf die Arbeitsweise beschränken, sondern sich auch im Songmaterial niederschlagen würde. Mehr Hippie als Hop und mehr Kitsch als Coolness findet sich hier. Manchmal hofft man gar, daß der penetranten Orgel einfach der Stecker gezogen würde. Wäre Morgan nicht so sehr in sein Tasteninstrument verliebt, bliebe vielleicht mehr Aufmerksamkeit für maßvolle Arrangements. Letzendlich fehlt auf \"Organized\" aber das rechte Maß, um das legendäre Wimmern der Hammondorgel auf effektvolle Weise einzusetzen.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Paparazzi
  • Organized

Tracklist

  1. Flying high
  2. Something he said
  3. Sitting in the sun
  4. When I close my eyes
  5. Paparazzi
  6. Soul searching (Part I)
  7. Soul searching (Part II)
  8. Here comes the rain
  9. Organized
  10. Miss Parker
  11. Tom Jones
  12. Unbreak my heart
  13. Heaven come quickly
Gesamtspielzeit: 54:51 min

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