Goldroger - Diskman antishock III
Irrsinn / UniversalVÖ: 10.12.2021
Aller guten Dinge
"Bekommen Producer endlich den Respekt, den sie verdienen?" fragte der Backspin-Stammtisch-Podcast die geladenen Gäste Dexter und Torky Tork, und ihre Antwort war ein klares Jein. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass die Wahrnehmung der Beatbastler*innen im deutschen HipHop merklich zugenommen hat. Die Produzenten-Tags von Lucry und Suena oder Miksu / Macloud erkennt jeder, Künstler wie OG Keemo, Trettmann oder Haftbefehl sind so fest mit ihren jeweiligen Producern verbandelt, dass man sich keine andere Kombination mehr vorstellen kann.
Auch der Rapper Sebastian Goldstein alias Goldroger hat mit dem Produzenten-Duo Dienst & Schulter langjährige Partner an seiner Seite. Seit seinem 2016er-Album "Avrakadavra" sind die beiden für das Soundbild zuständig und passen perfekt zum einzigartigen Stil des Kölners. 2019 starteten sie gemeinsam die "Diskman antishock"-Reihe, die nun mit Teil III ihren Abschluss findet. Was beim Auftakt dieses finalen Aktes auffällt, ist ein positiverer Vibe, sowohl bei den Beats als auch in den Texten. Goldroger thematisiert beim Opener "Antishock" zwar direkt Angststörungen und Selbstzweifel, bleibt aber retrospektiv und selbstbewusst. Die Melancholie der Vorgänger hat auch hier ihren Platz, mit "Frag mich wie" traut sich Goldroger aber diesmal sogar an ein astreines Liebeslied: "Denn der Mann, den Du liebst / Wär' gern der, der Dich verdient / Ja, ich hab Angst, dass ein anderer Dich stiehlt." Die vermeintlich neue Liebe mag für diese leichtere Grundstimmung verantwortlich sein – vielleicht ist es aber auch die in "Brandlöcher" beschriebene Abkehr vom exzessiven Marihuana-Genuss.
Außer dem sehr harmonischen Feature bei "Coup de grâce" auf "Diskman antishock I" ist Goldroger bisher ohne Gäste ausgekommen, diesmal sind es gleich drei. Das Duo Lugatti & 9ine, ebenfalls aus der Domstadt, teilt sich auf die beiden Tracks "Guck auf die Uhr" und "Renn los" auf. Der Stakkato-Rap von 9inebro zündet dabei nicht, wirkt eher fehl am Platze und wertet den Song mehr ab als auf. Viel besser funktioniert Goldrogers Zusammenarbeit mit seinem Label-Kollegen Yrrre in "Mittelstreifen". Der Track erzählt von der diffusen Zeit zwischen Beziehung und Trennung, Dienst & Schulter liefern dazu einen flirrenden Breakbeat samt Klavierbegleitung. "King Bob Omb" gönnt sich zahlreiche popkulturelle Referenzen und einen Manu-Chao-Refrain, das darauffolgende "Odonien" kassiert die witzig-überhebliche Stimmung jedoch gleich wieder ein, wenn Goldroger lakonisch einen One-Night-Stand ohne Happy End beschreibt.
In Zeiten des Musik-Streaming ist der Stellenwert eines Künstlers bekanntlich über Spotify zu messen, und das großartige "Schwarz" hat es zu Recht auf die heiß begehrte Playlist "Wilde Herzen" geschafft. Doch trotz der großen Anerkennung und Wertschätzung plagen Goldroger offensichtlich weiterhin Selbstzweifel: In den Tagen vor diesem Release schrieb er in einer Story auf Instagram, er wisse nicht, wie und ob es nach "Diskman Antishock" weitergeht. Für Diversität und Tiefgang im deutschen HipHop kann man sich nur wünschen, dass die Reise noch nicht zu Ende ist. Dienst & Schulter haben sicher noch ein paar passende Produktionen für Goldroger in petto.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Brandlöcher
- Mittelstreifen (feat. Yrrre)
- Schwarz
Tracklist
- Antishock
- Rave
- Brandlöcher
- Frag mich wie
- Renn los (feat. 9inebro)
- Mittelstreifen (feat. Yrrre)
- Schwarz
- King Bob Omb
- Odonien
- Guck auf die Uhr (feat. Lugatti)
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Armin
2021-12-10 23:18:10- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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