Fleet Foxes - A very lonely solstice

Anti
VÖ: 10.12.2021
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Ein Licht im Dunkeln

Es war eine dunkle Winternacht im Dezember 2020, als Robin Pecknold in der St. Ann & the Holy Trinity Church in Brooklyn Platz nahm. Der Frontmann der US-amerikanischen Formation Fleet Foxes hatte einen Plan: Ein musikalisches Licht in die Welt hinaus senden, nachdem auch in New York die Corona-Maßnahmen verschärft worden waren und diFe Menschen hier wie an anderen Stellen der Welt vor allem einer Tätigkeit nachgingen: alleine zuhause sitzen. Pecknold spielte sich in 13 Songs durch die Bandhistorie, das Konzert wurde per Stream um den Erdball getragen. Ein Jahr später liegt der Abend nun als Album vor: "A very lonely solstice", ein musikalischer Ausflug zum Tag der Sonnenwende.

Robin Pecknold gelingt hier etwas ganz und gar Wunderbares. Die herausragende Qualität des bisherigen Schaffens von Fleet Foxes ist ja ohnehin unbestritten, alle vier Studioalben sind dafür ein nachhaltiger Beweis. Durch seine Darbietung, der er fast ausnahmslos im Alleingang durchzieht, streift er alles von den Songs ab und enthüllt deren Kern. Und dieser Prozess lässt die Stücke der Band aus Seattle nur umso heller erstrahlen. Natürlich ist die Instrumentierung seiner Mitstreiter im Normalfall kein schmückendes Beiwerk, aber die Songs an sich sind auch auf Stimme und Gitarre reduziert prächtige Werke. Pecknold hat bei seiner Auswahl auf alle Alben zurückgegriffen, "Sunblind" und "Tiger mountain peasant song" beispielsweise wachsen in seiner Solo-Interpretation sogar noch ein kleines Stück über die Originale hinaus.

Es hat etwas wahrhaft Tröstendes, sich ganz und gar auf die Kunstfertigkeit Pecknolds einzulassen. Die Songs legen sich wie eine warme Decke über die Zuhörenden, spenden, je nach persönlicher Sichtweise, Trost, Freude, Geborgenheit oder Hoffnung. Oder eben genau das, was man selbst in diesem Moment benötigt. Gleichzeitig stellt das Album, das erst später als Tonträger und parallel zur Online-Veröffentlichung via YouTube erscheint, ein Best of der kürzlich für einen Grammy nominierten Formation dar. Bemerkenswert, wie viele starke Nummern das Quartett bereits geschrieben hat. Nahtlos fügen sich überdies zwei Beiträge aus fremden Federn ein: das traditionelle "Silver dagger" und "In the morning" von Nina Simone.

Und vielleicht ist dieses Album genau das, was nach fast zwei Jahren Pandemie all das zusammenfasst, was die Menschen rund um den Globus durchgemacht haben und vielleicht auch noch weiter durchmachen müssen. Mit einem Mal ganz auf sich alleine gestellt sein, auf der Suche nach einem Hoffnungsschimmer, getrieben von der Sehnsucht nach der Rückkehr zur Normalität. Um nur umso begeisterter jedes Zeichen aufzusaugen, das unter anderem eben auch Musiker aus ihrer eigenen Isolation heraus aussenden. Es gibt da vielleicht immer ein Licht, in diesem Fall ein hell strahlendes in einer einsamen Kirche. Robin Pecknold hat das alles auf den Punkt gebracht: Es geht weiter, irgendwie. Hoffentlich dann bald auch wieder auf den großen Bühnen und mit Publikum.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sunblind
  • Tiger mountain peasant song
  • Featherweight
  • Can I believe you

Tracklist

  1. Wading in waist-high water
  2. Sunblind
  3. In the morning
  4. Tiger mountain peasant song
  5. Maestranza
  6. Helplessness blues
  7. Silver dagger
  8. Featherweight
  9. A long way past the past
  10. Blue spotted tail
  11. If you need to, keep time on me
  12. I’m not my season
  13. Can I believe you
Gesamtspielzeit: 45:15 min

Im Forum kommentieren

Grizzly Adams

2022-11-01 19:39:58

Was für ein wärmendes Album. Bin nicht immer klar mit Fleet Foxes, aber das hier verspricht bei jedem Hören eine bessere Stimmung, trotz aller Melancholie, die auch hier nicht überhört werden kann. Gerade in der dunkleren Jahreszeit ein musikalisches Licht, welchem ich gerne zuhöre. 8,5/10

Loketrourak

2022-08-17 20:51:18

Endlich auf Vinyl.

rettigo

2022-07-02 12:12:21

Walenta hats schon geschrieben...

rettigo

2022-07-02 12:09:39

"In the morning" geht tatsächlich zurück auf das Lied "Morning of my life", geschrieben von Barry Gibb (1965).

Walenta

2021-12-11 22:10:26

"Nahtlos fügen sich überdies zwei Beiträge aus fremden Federn ein: das traditionelle "Silver dagger" und "In the morning" von Nina Simones"

Nina Simone hat die Nummer auch nur gecovert. ;-)

https://en.wikipedia.org/wiki/Morning_of_My_Life

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