Enfant Sauvage - Petrichor

Savoir Faire / Believe / Soulfood
VÖ: 19.11.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Silent Disco

Enfant Sauvage ist Guillaume Alric ist eine Hälfte von The Blaze. Deren Debüt "Dancehall" war 2018 eines der Highlights elektronischer Musik aus jenem Jahr. Zwischen Strandgefühl und trister Vorstadtsiedlung brachten Guillaume und sein Cousin Jonathan Clubmusik für jene an die Oberfläche, die für gewöhnlich an den Club-Türen scheitern. Statt "Dancehall" nun also "Petrichor". Der Geruch von Regen auf trockener Erde. Klingt nach dicken Tropfen Melancholie statt dicker Bässe?

Das erste Synthie-Trippeln, die ersten Beats, all das klingt erst einmal gewohnt. "58500" könnte so auch unter The Blaze veröffentlicht werden und bringt sofort wieder diesen groovend-lässigen Vorabend-Vibe mit sich, der sich wie das rote Band eines Sonnenuntergangs durch "Dancehall" zieht. "Silent love" löst sich davon in ungewohnter Natur: Leichtfüßige, eventuell von einer Marimba stammende Klänge, sphärischer Gesang. Wenig später allerdings der Turnaround: In "A misty day" treffen beide Welten aufeinander. Wunderschöne Beatbasteleien, immer den Fuß zum Wippen animierend, dazu allerdings leicht romantisch-melancholisch wirkende Gesangsspuren, welche auch zum Konzept des Albums passen. Gen Ende, zu "Force field" und im Moderat-artigen "Solitude" löst sich der Sound nahezu komplett in Weichzeichnungen auf.

Ähnlich, wie auch bei "Dancehall" begleiten "Petrichor" einige eindrucksvolle Videos mit leichtem Vergangenheitsfilter. Sie zeigen Schönheit und Scheitern, manchmal nur Bruchteile von Sekunden voneinander entfernt. Banalitäten eigentlich, Geschichten exzessiver Lebensfreude, auch harte Fälle. Über Fotos aus den späten Neunzigerjahren, eigenem Erleben der Jugend in einer französischen Kleinstadt und der Verschmelzung der Kunst des Musikers mit der des Fotografen Guillaume Alric, entstand das Konzept zu diesem Album.

Drei bebilderte Episoden sind zu "Petrichor" bislang zu finden, darunter das leicht an Underworld erinnernde "Time to fall". Anbieten würde sich ein ganzer Film. Einige der Songs, wie etwa "Fame & roses" oder "Tale's complete" sind so offensichtlich eigene kleine musikalische Geschichten, dass eine Visualisierung sich förmlich aufdrängt. Aber selbst wenn dies nicht geschehen sollte: Der fünfzigminütige Trip, auf den "Enfant Sauvage" das Publikum hier schickt, ist ein durchweg guter.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 58500
  • A misty day
  • Tale's complete

Tracklist

  1. 58500
  2. Silent love
  3. A misty day
  4. Louve
  5. Fame & roses
  6. It's all over
  7. Tale's complete
  8. Erotic friendship
  9. Time to fall
  10. Force field
  11. Solitude
Gesamtspielzeit: 50:16 min

Im Forum kommentieren

peter73

2023-05-24 19:00:04

mich hat das review etwas in die irre geführt: beats oder elektrogeplucker spielen hier meist nur eine nebenrolle - aber wenn, dann ist das schon erste sahne. am ehesten kann ich das ding fans von alt-j oder sohn ans ohr legen... die 7/10 ist absolut gerechtfertigt, das ganze ist aber eine ecke ruhiger ausgefallen als (bei den referenzen) erwartet.

mein fave derzeit:
https://www.youtube.com/watch?v=UMATz5g-xb8

tjsifi

2021-12-10 14:51:22

Klasse! Würde auch zu einer um einen Punkt höheren Bewertung tendieren.

MasterOfDisaster69

2021-12-04 00:21:57

Danke.

https://www.youtube.com/watch?v=Il4o_jJMq10

Armin

2021-11-30 23:00:44- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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