Converge & Chelsea Wolfe - Bloodmoon: I

Epitaph / Indigo
VÖ: 19.11.2021
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Gemeinschaftsritual

Es ist ja durchaus schwer in Mode, das musikalische Tun als Band gelegentlich mit Gästen zu bestreiten. Das führt mal zu einer einmaligen Live-Zusammenarbeit, sorgt ab und an auch für einen echten Hit und trägt gelegentlich sogar auf Albumlänge. Markantes Beispiel ist die überaus gelungene Gemeinschaftsproduktion "May our chambers be full" von Emma Ruth Rundle und Thou, die 2020 für Gänsehaut und Begeisterung sorgte. An eben jene Verschmelzung der musikalischen Welten wird denken, wer das neueste Album aus dem Hause Converge zwischen die Ohren bekommt, schließlich tritt hier Chelsea Wolfe als Gästin in Erscheinung. Außerdem mischen noch ihr Weggefährte Ben Chisholm und Stephen Brodsky, Frontmann von Cave In, mit. Indes: "Bloodmoon: I" kommt weniger als temporäre Erscheinung daher, sondern könnte der Auftakt zu einer langfristigen Kooperation sein. Um eines vorwegzunehmen: Das wäre schlicht großartig.

Converge und die genannten Mitstreiter trafen sich schon vor einiger Zeit, traten unter anderem beim Roadburn-Festival auf. Die Idee für etwas Größeres war geboren und liegt nun als rund einstündige Veröffentlichung vor. Converge stehen mit ihrem Namen auf dem Cover, und doch steckt in dem Album so viel mehr. Das liegt auch und gerade an der unwiderstehlichen Präsenz von Wolfe, die mit ihrer Stimme und ihrer Art des lyrischen Vortrags an allen ganz großen Momenten von "Bloodmoon: I" beteiligt ist. Allein die drei Auftaktstücke für sich rechtfertigen schon jede Art von Begeisterung, die man der ganzen Sache entgegenbringt. "Blood Moon" geht verhalten los, umgarnt mit Tastentönen, begrüßt schließlich Gitarre und Bass und sägt sich mitreißend in den Gehörgang, um schließlich nach fast acht Minuten prächtig auszuklingen. "Viscera of men" ballert in bester Hardcore-Tradition los, zieht die Bremse, bringt die Vielstimmigkeit der Beteiligten glänzend zueinander und wird dann nahezu andächtig. "Coil" rundet in der Folge das Einstiegstrio stimmig ab. Ohrwurmcharakter einerseits, eine ansteigende Spannungskurve andererseits: was für ein Start in dieses Album!

Die sieben Musiker setzen sich auf "Bloodmoon: I" keine Grenzen. Mal klingen Alice In Chains durch wie in "Flower Moon", mal grüßen Kapellen wie Paradise Lost, Katatonia oder Anathema kurz aus dem Hintergrund. Und immer dann, wenn Wolfe die Regie übernimmt wie beispielsweise im Mittelstück "Lord of liars", schlägt das Pendel wieder von sehr gut auf mindestens großartig um. Das alles wird nie langweilig, auch nicht in den Titeln mit Überlänge, die kurz vor Schluss noch einmal alles in die Waagschale werfen: "Daimon" und "Crimson stone" kratzen jeweils an der Sieben-Minuten-Grenze, ohne künstlich gestreckt zu wirken. In "Blood dawn" bringt Wolfe das ganze Spektakel dann souverän zu einem runden Abschluss.

Dass dieses große Album eine "I" im Titel trägt, ist eine große Freude. Sofern die sieben Musiker uns damit nicht in die Irre führen. Eine Fortsetzung dieser Kollaboration ist jedenfalls uneingeschränkt wünschenswert, denn "Bloodmoon: I" hat als mit ganz großer Spannung herbeigesehntes Werk nahezu alle Erwartungen spielerisch erfüllt. Und das Ganze wirkt zudem nicht wie ein vorübergehendes Nebenprojekt, sondern wie ein in sich stimmiges, überbordend kreatives Bandgefüge. Das jeweils Beste aus sich herausgeholt und zusammengebracht zu haben, ist das große Verdienst von Converge, Chelsea Wolfe, Ben Chisholm und Stephen Brodsky.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Blood moon
  • Coil
  • Failure forever
  • Crimson stone

Tracklist

  1. Blood moon
  2. Viscera of men
  3. Coil
  4. Flower moon
  5. Tongues playing dead
  6. Lord of liars
  7. Failure forever
  8. Scorpion’s sting
  9. Daimon
  10. Crimson stone
  11. Blood dawn
Gesamtspielzeit: 58:47 min

Im Forum kommentieren

fakeboy

2022-11-18 16:33:09

Ja, die beiden Platten ergänzen sich prächtig

Robert G. Blume

2022-11-18 16:29:26

Ganzes Album einfach eine Wucht. Meine Begeisterung für die letzte Cave In hat zur Folge, dass ich auch dieses Platte (blau/rot hier) immer wieder hervorziehe und abfeiere.

Mr Oh so

2022-11-08 19:08:18

Ja, tolles Ding

fakeboy

2022-11-03 22:31:32

Crimson Stoooooooooone

Was für ein unglaublich intensives Stück Musik. Wahnsinnig gut. Laut hören und darin versinken.

Clown_im_OP

2022-07-13 13:21:29

Weil ein paar der vierhundert angebotenen Farben (wie mein Beispiel) in den Promo-Bildern wesentlich ... flashiger ausgesehen haben, als das fertige Produkt dann ;)

Aber halb so wild. Schönes Gesamtpaket und klingt gut.

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