FPA - Princess Wiko
37d03dVÖ: 05.11.2021
Queen of Bedroom-Pop
Das Konzept spielt einerseits im Mittelalter und zum anderen im modernen Minneapolis. Denn Frances Priya Anczarski, kurz FPA, erklärt den Albumtitel wie folgt: "Princess Wiko ist die Geschichte einer jungen Frau von adeliger Herkunft, die gezwungen ist, ihr Herz zu verraten und einen Mann zu heiraten, den sie kaum kennt, während sie den langsamen Weg der Selbstfindung einschlägt." Die Songs sind dabei kein klassisches Storytelling, jeder einzelne der acht Tracks lädt dazu ein, sich zu verlieren in den zahlreichen Wechelspielen von Tempo und Stimmung, schwer einzuordnen zwischen Spoken Word, Folk, Electronica und R'n'B. Manche sprechen von sogenanntem Bedroom-Pop, was hier nicht nur aufgrund Anczarskis beruhigender wie übernächtigt klingender Stimme gut passt, sondern auch, weil dieses Debütalbum während eines Quarantäne-Lockdowns entstand.
So wurde aus Tagträumen, einer Gitarre, Software und jeder Menge Talent fürs Singen wie Produzieren ein schonungslos düsteres Gesamtkunstwerk. Deutlich werden diese Qualitäten nach dem sanftmütigen Intro (Spring) mit "Baby", der ersten Single-Veröffentlichung. Was wie ein verdammt cooler HipHop-Liebessong klingt, wird von FPAs Gitarre nachdenklich begleitet, Zweifel und Sehnsüchte brechen aus ihr heraus, und schließlich droht sie ihrem Geliebten, ihn verdammt nochmal umzubringen, wenn er sie heute Nacht zum Weinen bringt. Obwohl diese Zeilen zweifellos Eindruck hinterlassen, sind Anczarskis sauberer Flow, Rhythmik und der blues-artige Beat hierbei absolute Highlights. Wer sich dagegen von FPA romantische Klavierballaden wünscht, kommt bereits im nachfolgenden "The loved one" auf die Kosten, ohne dabei auf interessant formulierte, beinah dahingehauchte Reimvarianten verzichten zu müssen.
Hierauf folgt der unbenannte, längste und vielleicht auch stärkste Song im Arsenal der königlich begabten Prinzessin. Ein Ausbruch der Gefühle, zeitweise völlig entfesselt von Folk oder HipHop oder Außenwelt generell, alles vergeht im Sog des Synthesizers und Gesangssamples. Auch die abschließenden Songs bestätigen den exzellenten Gesamteindruck, wobei "Last to bloom" lyrisch wie musisch sogar hervorragt. Einsamkeit während eines Corona-Lockdowns in Minnesota klang wohl noch nie so schön traurig, was auch dem titelgebenden Outro anzuhören ist. Es spricht für die Musik von FPA, dass die relativ kurze Hörzeit nach so vielen emotionalen Großereignissen länger erscheint als sie ist, denn es wurde eine Geschichte abgerundet erzählt. Ende gut, alles gut.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Baby
- Untitled
Tracklist
- Spring, Pt.1
- Baby
- The loved one
- Untitled
- Blumenau
- Spring, pt.2
- Last to bloom
- Princess Wiko
Im Forum kommentieren
kingbritt
2021-11-27 18:50:28
. . . eher eine EP, und ja schön wärmender Bedroompop. Gefällt 8/10.
Armin
2021-11-24 20:40:10- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen