The Dodos - Grizzly Peak
PolyvinylVÖ: 12.11.2021
Im Bauch der Gitarre
Natürlich sollte man einer Band selten glauben, wenn sie ihre eigene Musik beschreibt. The Dodos sind eine Ausnahme. Vielleicht feilen Meric Long und Logan Kroeber einfach lange genug an ihrem spezifischen Sound, bis sie eine passende Analogie gefunden haben. Wie das Innere einer Gitarre solle er klingen und das wirkt in seiner Stofflichkeit sofort plausibel. Longs wildes Geschrammel und präzises Zupfen spielen eher durch die Gitarre als auf ihr, dazu scheppern und poltern Kroebers Drums herrlich vertrackt durch die Welt – lange frönten The Dodos einer ziemlich analogen Akustik. Nachdem ihre vergangenen Platten das Spektrum in Richtung Elektronik erweiterten, präsentiert sich "Grizzly Peak" nun thematisch durchaus konsequent als Liebeserklärung an die (eigene) Musik, ein Gruß an die ursprüngliche Idee. So hüpfen die zehn Songs des Albums mit viel unverfroren poppiger Catchiness durch den Gitarrenkorpus, ohne den typisch schrulligen Math-Folk der Band gänzlich außen vor zu lassen.
"With a guitar" imaginiert Longs geliebten Sechssaiter als Rüstzeug gegen die mobbenden Rüpel dieser Welt: eine entwaffnend charmante Freundschaftserklärung und das völlige Gegenteil des Instruments als Phallus. "I never had much to say but I always said it with a guitar." Kreativ und physisch intensiv ist sein Spiel auch diesmal, Problemen mit beginnender Arthritis zum Trotz. "Annie" wartet mit verfremdetem Fingerpicking, wuchtigem Schlagzeug und einem hymischen Refrain auf, den Cello und Violine noch untermalen. Auch "Pale horizon" weist den Streichern eine prominente Rolle zu, wie sie im Bandkontext bislang noch unbekannt war. Dramatisch schreiben sie Longs Forderung fort – "Better get some distance between us / Step back a moment" –, während der Song an Komplexität zunimmt, seine Gesangsmelodien über Akkordfolgen erprobt, die plötzlich von Moll in Dur kippen.
Nach dem starken Beginn richtet sich das Duo aus San Francisco recht bald im gewohnten Gespann aus direktem Songwriting und gegen den Strich gebürsteten Rhythmen ein, auch wenn immer wieder falsche Fährten gelegt werden. "The Atlantic" tarnt sich zunächst als Klavierballade, bevor es zu einem The-Dodos-Standard rumpelt. "Eyes open" katapultiert sich mit seinem anfänglichen Blues-Rock-Riff kurz in die Siebziger, dann reist es zurück, ohne so ganz von der treibend epischen Struktur lassen zu wollen. Und dass Long nach wie vor bittersüße Ohrwürmer hervorzaubern kann, demonstriert das anschließende "Sustainer" ganz ohne Scheppern, dafür mit kraftvollem Refrain und Pianotupfern. Bei aller Freude und Freundlichkeit und trotz des prächtigen Grooves von "Sunrise/sunset" geht "Grizzly Peak" gegen Ende ein wenig die Luft aus, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass The Dodos anno 2021 ihren Sound lieber routiniert verwalten, als aufs Neue herauszufordern. Recht zahm rauschen ihre Stücke mitunter vorbei, aber vielleicht ist das ganz im Sinne des Erfinders: Auch im Inneren einer Gitarre kann es gemütlich sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Annie
- Pale horizon
- Eyes open
- Sustainer
Tracklist
- Annie
- Pale horizon
- With a guitar
- The Atlantic
- Eyes open
- Sustainer
- Sunrise/sunset
- Quiet voices
- Unicorn
- The surface
Im Forum kommentieren
Armin
2021-11-17 22:16:14- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Gordon Fraser
2021-09-03 23:44:15
Kommt am 12.11. und ich freue mich schon auf ein weiteres Album dieser wunderbaren Band.
1. Annie
2. Pale Horizon
3. With A Guitar
4. The Atlantic
5. Eyes Open
6. Sustainer
7. Sunrise/Sunset
8. Quiet Voices
9. Unicorn
10. The Surface
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