Hana Vu - Public storage
Ghostly International / CargoVÖ: 05.11.2021
Do it herself
Aus dem Kinderzimmer ins Internet und dann hinein in die große weite Welt: Nennt es Bedroom-, Bandcamp- oder Soundcloud-Pop – in jedem Fall ist zweckmäßig selbstproduzierte Musik aus den eigenen vier Wänden einer der Trends der vergangenen Zehner- und beginnenden Zwanzigerjahre. Vorne mit dabei: Hana Vu. Die 21-Jährige möchte nach zwei Eigenveröffentlichungen nun auch mit ihrem Label-Debüt "Public storage" beweisen, dass sie als ernstzunehmende Musikerin wahrgenommen werden kann, auch ohne ihre Band schon im Teenie-Alter in einem kleinen Kaff gegründet zu haben, in dem nur die Musik einen Ausweg aus der Lethargie verhieß. Rock'n Roll-Romantik bekommt die Kalifornierin auch so auf die Reihe, ist dabei ihrer digitalen Sozialisation entsprechend oft auch synthetisch unterwegs und kann vor allem mit ihrem dunklen Timbre begeistern.
Referenzen, zu denen Vu mutmaßlich aufblickt, gibt es zuhauf: "Public storage" badet grundsätzlich in einer Indie-Ästhetik, die immer wieder an die einer gewissen Torres erinnert, zu der Vu auch gerne eine stimmliche Ähnlichkeit unterstellt werden darf. Zwischen reduzierten Songskizzen, die ihren Lo-Fi-Charakter einbüßen, um mit Neunziger-Riffs aufgehübscht zu werden, und der textlichen Identitätskrise eines noch blutjungen Lebens oszilliert hingegen auch Mitski Miyawaki aus New York. Der vielschichtige Synth-Pop von "Keeper" oder "April fool" hingegen klingt äußerst modern und würde auch zu einem alternativ-anspruchsvoll angelegten Werbespot passen, wofür beide erwähnten Damen dann vielleicht doch etwas zu sperrig erscheinen.
Bei Vu aber darf diese Eingängigkeit durchaus als Qualitätsmerkmal verstanden werden: Denn an der breiten Masse musiziert sie zwar nicht vorbei, wirft ihr aber gleichzeitig auch keine lieblos zusammengeschusterte Meterware zum Fraß vor – ein Balanceakt, der schon unzählige Künstler*innen den Kopf gekostet hat. Ihre Alltagsbeobachtungen sind dabei oft von einer entwaffnenden Simplizität, zum Beispiel wenn Vu in "Anything striking" einfach nur auf etwas Spannendes wartet und genauso gut schon lange im Bett liegen könnte – ein universales Problem junger Menschen, wovon nicht nur die pandemiegebeutelte Generation Z ein Lied singen kann. Courtney Barnett hätte zu einer solchen Leere Poetisch-Tiefgründigeres von sich gegeben, aber in ihrem Slackertum sind beide dann doch nicht allzu weit voneinander entfernt.
Mit Bonmots wie "Singing and performing is like the only socially acceptable form of screaming in public" kann nämlich auch Hana Vu in ihrem zarten Alter schon sehr weise Worte zum Besten geben. "Aubade" setzt in diesem Sinne alles auf eine Karte, liefert eine große Hook, die über den Tanzflur fegt und für gute Laune sorgt, und gesellt sich zur Bratgitarre von "Gutter" auf den Highlight-Thron. Ebenfalls dort anzutreffen: "Maker", fluffiger Songwriter-Pop und noch am ehesten so etwas wie Vus Breakthrough-Single, in der sie die Suche nach sich selbst auf die Spitze treibt: "Can you make me anybody else? Can you make me anything at all?" Hier müsste Hana Vu einmal dringend jemand wachrütteln: Denn eine ausgesprochen vielversprechende und vielseitige Künstlerin wurde sie doch schon vor einer Weile – und geschafft hat sie das ganz allein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Aubade
- Gutter
- Maker
Tracklist
- April fool
- Public storage
- Aubade
- Heaven
- Keeper
- Gutter
- My house
- World's worst
- Anything striking
- Everybody's birthday
- I got
- Maker
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Cayit
2021-11-11 12:20:09
Hat echt was von TORRES im guten sinne.
Starke scheibe, viele einfüsse; Indie Rock, Indie Pop Synthie Pop...
Armin
2021-11-10 22:10:17- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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