Teitur - Cazador de ostras

Playground
VÖ: 03.09.2021
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Ein bisschen Spaß muss sein

Es wirkt ganz logisch: Wer einer Tätigkeit immer im Alleingang nachgeht, läuft Gefahr, irgendwann nicht mehr inspiriert, sondern routiniert zu arbeiten. So ähnlich scheint es auch Teitur ergangen zu sein. Der wohl bekannteste Musiker von den Färöer Inseln (diese haben immerhin knapp 50.000 Einwohner) befreit sich auf seinem zehnten Album von dem Songwriter-Trott. Unvoreingenommen ins Studio gehen und Songs nicht bis ins kleinste Detail durchzukomponieren, war für "Cazador de ostras" sein Ziel. Gelungen ist ihm das mit ungewöhnlichen Methoden.

Die instrumentale Unterlegung der zwölf Songs ist nämlich erst im Studio entstanden. Teitur – übrigens auch sein bürgerlicher Vorname – brachte die Stücke quasi im Rohzustand nach Argentinien, wo er mit verschiedenen Musikern improvisiert hat. Dieses Experiment habe ihm den Spaß an der Musik zurückgebracht. Eine heitere Party ist "Cazador de ostras" trotzdem nicht.

Immerhin gibt es eine weitere Besonderheit: Während Teitur in den vergangenen Jahren mal Alben in englischer und mal in dänischer Sprache veröffentlicht hat, wechselt er diesmal beide Varianten ab. Hinzu kommt die breite Instrumentierung. Im Opener "You're just like me" sind es etwa dominante Trompeten und eine verspielt gezupfte Gitarre, die neben Teiturs zauberhafter Stimme den Einstieg ins Album erleichtern. In "Lær meg at dansa" erzeugen hingegen Streicher und Banjo trotz dänischen Gesangs eine typische Americana-Atmosphäre. Im niedergeschlagenen "Start again" erklingt eine Harfe, und auch Flöten haben auf "Cazador de ostras" regelmäßige Auftritte.

Trotz des Einfallsreichtums sind es in knapp einer Stunde Albumlänge aber nur wenige Songs, die wirklich herausstechen. Der Vorwurf der Langeweile ist deshalb grundsätzlich nicht weit entfernt. Einer von ihnen das ist poppige und damit immerhin etwas catchige "Looked a lot like love", das mit einer runden Emotionskurve am ehesten einen Single-Charakter mitbringt – und auch als solche veröffentlicht wurde.

Auch "Broken stars" bleibt in Erinnerung. Das liegt zu einem an Duettpartnerin Mariana Päraway und der damit zwangsläufigen frischen Brise beim Gesang. Der Song verbindet aber auch Elemente, die andere auf "Cazador de ostras" schon vorher mitgebracht haben: Streicher ohne Kitschfaktor, eine sanfte Schunkelmelodie und Teiturs sympathisch-zerbrechliche Stimme, die dem Ganzen eine naive und aufgeweckte Grundstimmung verleiht. Quasi wie bei Musik für Kinder. Dass Teitur den Spaß an seiner Musik auch wirklich wiedergefunden hat, dürfte damit klar sein.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • You're just like me
  • Broken stars

Tracklist

  1. You're just like me
  2. Streymurin er farin
  3. Start again
  4. Nú brestur á vio vesturaett
  5. Looked a lot like love
  6. At sita fyro einki
  7. Rosemary and rain
  8. Laer meg at dansa
  9. Not a day goes by
  10. Tú og tínir vinir
  11. Broken stars
  12. Ein risi fyri teg
Gesamtspielzeit: 54:39 min

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Quirm

2021-11-11 07:55:33

Für mich mindestens eine 7/10 mit Tendenz zur 8/10. Schöne Platte, braucht aber seine Zeit. "Laer meg at dansa" ist großartig!

Armin

2021-11-10 22:09:59- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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