Exodus - Persona non grata
Nuclear Blast / Rough TradeVÖ: 19.11.2021
Haut rein
Stellen wir uns einmal vor, es hätte den berühmtesten Faustschlag der Metal-Historie nicht gegeben. Will sagen, ein gewisser Dave Mustaine, Gitarrist einer ambitionierten jungen Band namens Metallica, hätte seinem Kollegen James Hetfield 1983 nicht im Streit eine gezimmert und wäre entsprechend nicht konsequenterweise aus der Band geflogen. Womöglich wären Megadeth nie gegründet worden, wer weiß. Ganz sicher jedoch hätten Metallica nicht den überaus begabten Gitarristen einer anderen Band aus San Francisco abgeworben – nämlich Kirk Hammett von Exodus. Nun zeichnete sich die Szene rund um die San Francisco Bay durch einen großen Zusammenhalt aus, doch Exodus wurden durch diesen Abgang ein ganzes Stück zurückgeworfen. Letztlich erschien das Debüt-Album "Bonded by blood" erst 1985, als Metallica schon zu den ganz Großen zu zählen waren.
Der Ruf, das Genre "Bay Area Thrash" ganz wesentlich begründet und geprägt zu haben, bleibt jedoch, und dies ist vor allem Gary Holt zu verdanken, einst Mitschüler von Kirk Hammett. Nicht nur, dass Holt über all die Jahre bei diversen Besetzungswechseln der Fixpunkt der Band war, derjenige, der den Laden immer irgendwie zusammenhielt – es sind vor allem seine Riffs, die eine Exodus-Platte immer wieder unverwechselbar machen. Und so beginnt das zwölfte Studioalbum "Persona non grata" zunächst vertraut, auch wenn man beim zu langen Titeltrack zunächst befürchten muss, die Pferde seien mit dem Gitarristen durchgegangen. Es ist somit Frontmann Steve Souza, der gemeinhin nur unter seinem Spitznamen "Zetro" bekannt ist, der hier für die Highlights sorgt. Nicht nur, dass Souza Energie wie ein 20-Jähriger versprüht, er versucht sich im Refrain gar an Growls.
Danach jedoch bekommt die Platte so richtig Pfeffer. "R.E.M.F." beispielsweise ist feinster Hochgeschwindigkeits-Thrash, eine einzige Eskalation, während "Slipping into madness" zunächst mit biestigem Groove in Sicherheit wiegt, um dann in die Holterdiepolter-Riffs den Refrain in Form von fetten Gangshouts einzuarbeiten. Und während man noch dabei ist, die Couch für einen gepflegten Homeoffice-Moshpit beiseite zu räumen, legen Holt und sein Kollege an den sechs Saiten Lee Altus mal eben ein filigranes Solo ein, als wäre die Bay Area plötzlich ein Synonym für fein ziselierten Prog. Erst "Prescribing horror" nimmt einmal den Fuß vom Gaspedal, gönnt eine kleine Verschnaufpause von all diesem Getrümmer. Dass der folgende Song dann ausgerechnet "The beatings will continue (Until morale improves)" heißt, darf allerdings getrost als Versprechen gewertet werden.
Und doch wandelt "Persona non grata" mitunter auf einem schmalen Grat. Vor allem, weil die größte Stärke der Platte, nämlich ihre hohe Intensität, tatsächlich auch die größte Gefahr ist. Denn bei einem derart mörderischen Tempo über 60 Minuten Spielzeit kann die Aufmerksamkeit gar nicht durchgängig hoch gehalten werden, weil ansonsten die Songs gegen Ende nur noch vorbeirauschen. Insofern ist das melodische "The years of death and dying" mit seinem an Accept erinnernden Refrain perfekt auf dem Album platziert, während das akustische Instrumental "Cosa del pantano" noch einmal das letzte Durchatmen vor dem endgültigen Abriss darstellt. Das Potenzial zu einem solchen hatten Exodus schon immer, nicht zuletzt hieß das Live-Album von 1991 "Good friendly violent fun". Doch selten klangen die Veteranen des Bay Area Thrash so entschlossen, so aus einem Guss wie auf diesem Album.
Highlights & Tracklist
Highlights
- R.E.M.F.
- Slipping into madness
- Antiseed
Tracklist
- Persona non grata
- R.E.M.F.
- Slipping into madness
- Elitist
- Prescribing horror
- The beatings will continue (Until morale improves)
- The years of death and dying
- Clickbait
- Cosa del pantano
- Lunatic liar lord
- The fires of division
- Antiseed
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hos
2021-11-20 22:40:00
Hatte mich lediglich auf die Vorabsongs bezogen. Album im Gesamtpaket dann doch besser als gedacht.
Schwarznick
2021-11-20 18:38:11
da widerspreche ich. der gesang kommt vllt wie ein gremlin auf koks daher, ist aber schoen aggressiv, rotzig und passt. und kommt gar fast an overkills blitz gekeife zu besten zeiten ran. hat mich schon positiv überrascht ^^
hos
2021-11-11 12:30:09
album zwar noch nicht in voller länge gehört, aber wenn es nicht komplett anders rüberkommt als die ersten songauskopplungen vermuten lassen, kann diese rezi nur ein schlechter scherz sein, geschmack hin, geschmack her.
dass hier nicht ein wort über den furchtbar in szene gesetzten mickymaus-gesang von Zetro oder die lächerlichen Arch Enemy-gestylten refrains erwähnt wird, lässt zumindest erstaunt aufhorchen.
Armin
2021-11-10 22:07:49- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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