Jerry Cantrell - Brighten

Self-released
VÖ: 29.10.2021
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Sonnenblumen am Straßenrand

Machen wir uns nichts vor: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose, und Alice In Chains ist Jerry Cantrell. Ob ihm nun Ikone Layne Staley oder dessen Nachfolger William DuVall zur Seite stehen – der Leadgitarrist und Hauptsongwriter zeichnet sich maßgeblich, insbesondere seit der Reunion, für den Signature-Sound der Grunge-Legende verantwortlich. Wurde seine erste, eher experimentelle Soloplatte noch zögerlich aufgenommen, hatte Cantrell für "Degradation trip" wieder aus dem gewohnten Alice-Alternative-Metal-Topf geschöpft. 19 Jahre später justiert er seinen Kompass für "Brighten" erneut. Vor allem verglichen mit vertontem Drogentod à la "Dirt" hat Cantrell seine Musik für den dritten Streich unter eigenem Namen von suizidalen Abgründen befreit, geradezu entschlackt: weniger sludgy-metallisches Magma, mehr freudiges Drauflosrocken auf dem sonnenüberfluteten Highway mit alten Americana- und Southern-Rock-Kassetten im Tapedeck.

"Prism of doubt" schmeckt nach Capri-Sonne statt Bourbon, und auch der Titeltrack macht seinem Namen über das gesamte Deutungsspektrum des Begriffs hinweg alle Ehre: Cantrell hellt seinen Sound auf, baut ihn aus, entfacht ein grelles Leuchtfeuer. "I want to build something / Something alive", erklärt er entsprechend in "Black hearts and evil done", dazu ein gniedelndes Solo und weibliche Backing-Vocals, und der Plan geht so widerstandslos auf wie ein warmes Messer durch Butter gleitet. Auch "Nobody breaks you" erzählt von Selbstliebe, "Had to know" hat Spaß mit einer Hammond-Orgel, und "Dismembered" ist entgegen seines Splatter-Titels sonniger Hard-Rock der unpeinlichen, nicht-käsigen Sorte. Gediegeneres wie der furiose Wüsten-Blues "Atone" oder "Siren song" bevölkern die schattigeren Ecken von "Brighten". Letzterer nickt zunächst nicht nur wissend in Richtung von Metallicas "The unforgiven", sondern ist einfach ein höchstmitreißender Schmachtfetzen, der sich sogar einen professionellen Trianglisten leisten kann. "In my dark you are the light."

Ohnehin ist Cantrell ein großartiger Netzwerker, der nichts als Expertise in sein Studio lässt: "Brighten" ist in Zusammenarbeit mit Multitalent Tyler Bates entstanden, am Bass steht u.a. Duff McKagan (Guns N' Roses), und am Mikro erhält Cantrell oft tatkräftige Unterstützung von Greg Puciato (The Dillinger Escape Plan). Trotz all diesem versammelten Rang und Namen hat der Künstler selbst aber auch immer noch Idole: Sir Elton John geistert ja schon seit seinem Gastauftritt auf "Black gives way to blue" durch Cantrells Orbit und hat gerade mit "The lockdown sessions" ein eigenes Werk veröffentlicht, steht aktuell also voll im Saft. Da kommt es nicht überraschend, dass der Seattler dem bunt bebrillten Meister mit einer originalgetreuen, knackig-kurzen und gänsehautfördernden Cover-Version von "Goodbye" Tribut zollt, die dieser höchstpersönlich abgesegnet hat. Mehr Ritterschläge als diesen und die wohlverdiente 8/10 bei plattentests.de braucht ein Jerry Cantrell nicht! "Only reap what you sow" eben, wie es im Titelstück heißt. Und nicht nur die Sonne lacht mit ihm.

(Ralf Hoff)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Atone
  • Black hearts and evil done
  • Siren song
  • Dismembered

Tracklist

  1. Atone
  2. Brighten
  3. Prism of doubt
  4. Black hearts and evil done
  5. Siren song
  6. Had to know
  7. Nobody breaks you
  8. Dismembered
  9. Goodbye
Gesamtspielzeit: 40:46 min

Im Forum kommentieren

fuzzmyass

2022-04-08 23:23:09

Nach mehreren Durchgängen finde ich das Album richtig großartig, ist ein grower...

fuzzmyass

2022-04-04 11:49:36

Habe jetzt das Album auf Vinyl ergattern können.. super schönes Album. Nicht groß spektakulär, aber einfach sehr gut (auch wenn es nicht an Degradation Trip rankommt. 8/10
Tickets für den Köln Gig sind auch gesichert... wenn man sich die Setlisten anschaut, spielt er mir fast ein Bisschen zu viel AIC und zu wenig Solomaterial, aber das wird sicher sehr gut... die 3 AIC Gigs, die ich sehen durfte, waren jedenfalls granatenmäßig...

Robert G. Blume

2022-03-22 14:03:26

Puh, 44,90 € für Berlin. Nun ja. Kreditkarte rausgeholt.

Armin

2022-03-21 19:32:57- Newsbeitrag

JERRY CANTRELL - European Summer Tour 2022

Jun 17th, 2022 @ Azkena Rock Fest (Vitoria-Gasteiz, ES)
June 21st, 2022 @ Kaufleuten (Zurich, CH)
June 22nd, 2022 @ Alhambra (Paris, FR)
June 23rd, 2022 @ HellFest (Clisson, FR)
June 25th, 2022 @ Gloria (Cologne, DE)
June 26th, 2022 @ Kesselhaus (Berlin, DE)
June 28th, 2022 @ Proxima (Warsaw, PL)
June 29th, 2022 @ Lucerna Music Bar (Prague, CZ)
July 3rd, 2022 @ Lollapalooza (Stockholm, SE)
July 5th, 2022 @ Fabrik (Hamburg, DE)
July 6th, 2022 @ Melkweg (Amsterdam, NL)
July 7th, 2022 @ O2 Shepherd's Bush Empire (London, UK)

Affengitarre

2022-03-17 21:01:50- Newsbeitrag

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum