Cradle Of Filth - Existence is futile

Nuclear Blast / Rough Trade
VÖ: 22.10.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Alles nichts, oder?

Manchmal kann man auch bei Musikern, die schon sehr lange im Geschäft sind, Überraschungen entdecken. So zum Beispiel bei Daniel Lloyd Davey, der 1991 im englischen Ipswich eine Black-Metal-Band namens Cradle Of Filth aus der Taufe hob und sich fortan Dani Filth nannte. Denn – um es einmal vorsichtig zu formulieren – für ein langfristiges Engagement ist der 48 Jahre alte Bandgründer möglicherweise der falsche Arbeitgeber, wenn man einmal einen Blick auf die umfangreiche Liste der Musiker wirft, die in den letzten 30 Jahren mit und für Cradle Of Filth tätig waren. Ob es nun an Filths Führungsstil lag oder schlicht Zufall ist, sei dahingestellt, aber tatsächlich erschienen in dieser Zeit nie mehr als zwei Alben in der gleichen Besetzung. Ist es also so etwas wie ein Omen, dass der 13. Longplayer "Existence is futile" der erste ist, das so etwas wie Kontinuität im Line-Up zeigt?

Die Qualität der Vorgänger "Hammer of the witches" und "Cryptoriana – the seductiveness of decay" wäre jedenfalls kein Grund gewesen, das eine oder andere Mitglied dem Arbeitsmarkt für Musiker zur Verfügung zu stellen, sodass sich Filth tatsächlich einmal aufs Finetuning konzentrieren konnte. Doch statt die übliche Hintergrundstory in viktorianischem Bombast oder ausufernden Vampir-Geschichten anzusiedeln, greift der Bandchef nun zum wirklichen Horror – nämlich der Realität. Wobei Filth nicht müde wird zu betonen, dass die Corona-Pandemie mitnichten als kreative Quelle zu sehen ist, da die Songs größtenteils bereits 2019 entstanden sind und erst im vergangenen Jahr unter Lockdown-Bedingungen eingespielt wurden – der modernen Studiotechnik sei Dank.

Alben von Cradle Of Filth zeichnen sich allerdings auch immer dadurch aus, dass man Konzept Konzept sein lassen kann. Und so darf man wahlweise in die Lyrics zu "Existential terror" eintauchen oder vor allem in der zweiten Hälfte des Songs gepflegt zu den großartigen Riffs ausrasten – ganz wie es beliebt. Bombast können die Briten trotzdem noch, wie das Musical-artige "Necromantic fantasies" eindrucksvoll zeigt, eine opulente Schwärmerei zwischen schaurig-schönen Chören und rasenden Riffs. Ein schmaler Grat, gewiss, doch kurz vor der ultimativen Dimmu-Borgisierung durch allzu üppige Orchester-Parts reißen "Crawling king chaos" und "Black smoke curling from the lips of war" mit überbordender, fast schon progressiv-filigraner Spielfreude unwiderstehlich mit.

Verantwortlich dafür sind die beiden Gitarristen Richard Shaw und Marek Šmerda, die sowohl dem düster-balladesken "Discourse between a man and his soul" seine wunderbare Atmosphäre verleihen als auch "How many tears to nurture a rose?" mit galoppierenden Riffs zur eingängigen Thrash-Abrissbirne verarbeiten – selten wohl waren Cradle Of Filth dem guten alten britischen Heavy Metal so nah wie hier. Ebenso selten aber auch wirkten Cradle Of Filth wie eine Einheit, klangen tatsächlich nach Band und nicht nach der Vision eines Künstlers mit wechselnden Begleitmusikern. Niemand weiß, ob für die nächste Platte nicht doch wieder das Besetzungskarussell angeworfen werden muss. Für den Moment allerdings scheint eine Institution des Dark Metal ihren Weg gefunden zu haben.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Existential terror
  • Discourse between a man and his soul
  • How many tears to nurture a rose?

Tracklist

  1. The fate of the world on our shoulders
  2. Existential terror
  3. Necromantic fantasies
  4. Crawling king chaos
  5. Here comes a candle (Infernal lullaby)
  6. Black smoke curling from the lips of war
  7. Discourse between a man and his soul
  8. The dying of the embers
  9. Ashen mortality
  10. How many tears to nurture a rose?
  11. Suffer our dominion
  12. Us, dark, invincible
Gesamtspielzeit: 56:46 min

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Armin

2021-10-20 20:59:12- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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