Brandi Carlile - In these silent days

Atlantic / Warner
VÖ: 01.10.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Den Umständen entsprechend

Ausgezeichnet mit sechs Grammys und mit Alben in der Diskografie, die seit ihrem 2007 veröffentlichtem Zweitwerk "The story" regelmäßig hohe Charteinstiege verzeichnen, ist die im Sommer 40 Jahre alt gewordene Brandi Carlile in Übersee längst groß rausgekommen. Und eigentlich hätte das spätestens 2018 mit dem gefeierten "By the way, I forgive you" auch hierzulande geschehen müssen, schon weil das Album mit "The joke" einen sensationellen Song aufweist, den sogar der ehemalige US-Präsident Barack Obama in seiner öffentlichen Jahresend-Playlist hatte.

Und Carlile knüpft auf "In these silent days" genau dort an, wo sie "The joke" hingeführt hat. Dabei wäre es allerdings ungerecht, den Opener "Right on time" als bloßen Recap des Ausnahmesongs abzutun, auch wenn Vibes und Dramaturgie sich ähneln. Doch Carlile ist viel zu facettenreich, um auf schnöde Wiederholungen angewiesen zu sein – was sie auf ihrem siebten Album wieder vorzüglich beweist. Die Platte entstand parallel zu den Arbeiten an ihrer Autobiographie "Broken horses" und unter dem Eindruck der seit fast zwei Jahren andauernden weltweiten Ausnahmesituation – schöne und schwierige Umstände also, die in den Songs auf vielfältige Weise verarbeitet werden und vor allem auch in den nachdenklich-metaphorischen Lyrics zum Ausdruck kommen.

Als erfahrene Künstlerin dürfte sich Brandi Carlile natürlich klar darüber sein, dass die meisten Hörer nicht zu eingehender Auseinandersetzung mit einem Songtext bereit sind, wenn der entsprechende Titel nicht musikalisch überzeugt. "The joke" ist ja gerade deswegen ein außergewöhnlich gutes Lied, weil das Statement über Mut und Toleranz auf so kraftvolle Weise rübergebracht wird. Und so gibt sich die Amerikanerin auch auf ihrem neuen Album keine Blöße und verbindet einmal mehr auf bravouröse Art das, was sie sagen will, mit dem, wie sie es sagen kann.

Dabei kommt ihr ihre stilistische Vielseitigkeit ebenso zugute wie ihr stimmlicher Umfang. Ob eher intro- oder eher extrovertiert – Carlile meistert mühelos alle emotionalen Höhen und Tiefen. Spärlich instrumentiert und nachdenklich wie in "When you're wrong", nach Art einer Aretha Franklin in "Stay gentle", opulent wie in "Sinners, saints and fools" oder ganz der klassische Country-Star mit "Mama werewolf" – Carlile ist vielleicht die derzeit am souveränsten agierende Singer-Songwriterin überhaupt. Und wenn sie in "Broken horses" zur waschechten Rockröhre wird, passt es gut ins Bild, dass sie sich als Sängerin für eine mögliche Soundgarden-Reunion in Position gebracht hat. Ein hoffentlich wahr werdender Umstand, den sie bestimmt auch mit Bravour meistern würde.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Right on time
  • Mama werewolf
  • When you're wrong
  • Sinners, saints and fools

Tracklist

  1. Right on time
  2. You and me on the rock (feat. Lucius)
  3. This time tomorrow
  4. Broken horses
  5. Letter to the past
  6. Mama werewolf
  7. When you're wrong
  8. Stay gentle
  9. Sinners, saints and fools
  10. Throwing good after bad
Gesamtspielzeit: 38:16 min

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Armin

2021-10-20 20:58:41- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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