Winter - Pale horse

Winterzeit / Drakkar / Soulfood
VÖ: 08.10.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Black beauty

Herbst vor der Tür, Winter im Namen. Die Tage immer dunkler und kälter. Ein Künstler, der der Schwarzen Szene entstammt. Ein fahles Pferd, das Niedergang, Krankheit und Tod mit sich bringt. Es gab schon bessere Voraussetzungen, um Spaß zu haben. Und Gruftis sind doch sowieso depressive Jammerlappen – glaubt zumindest, wer gerne Vorurteile pflegt. Markus Winter jedenfalls gehört mit seinem neuesten Album – dem ersten unter eigenem Namen – nicht zu den Trübsal blasenden Vertretern seiner Zunft, denn sein "Pale horse" ist zwar thematisch dem Tode nahe, stilistisch aber äußerst lebendig.

Winter hat sich für das titelgebende Pferd, in dessen Sattel einer der vier Verderben bringenden Reiter sitzt, sowohl von Agatha Christies gleichnamigem Roman als auch der einschlägigen Bibelstelle inspirieren lassen und daraus ein umfangreiches Weltuntergangswerk gestrickt, dessen Songs sich zwar inhaltlich mit verschiedenen Facetten der Endzeit befassen, musikalisch aber für eine durchweg unterhaltsame Apokalypse sorgen.

Das ist angesichts einer Spielzeit von fast 80 Minuten keine Selbstverständlichkeit. Doch die 16 Songs, 17 mit CD-exklusivem Bonustrack, sind wie Karussellpferde durch Kinderaugen: Runde um Runde will gedreht werden, ohne dass es langweilig wird. Schon durch Winters warme charismatische Stimme ist der schwarze Hintergrund zwar nicht zu überhören, aber dank vielerlei Einflüsse, dicker Wurzeln in der Musik der 80er und eines neiderblassenden Gespürs für großartige Melodien und Refrains sollte sich dieses erstklassig produzierte Album jeder zulegen, der gerne zu geradlinigem oder einfach gut gemachtem Rock abfeiert.

Der ein oder andere Song mag zwar etwas zu offensichtlich auf Airplay im Hitradio getrimmt sein, aber daran nimmt höchstens Anstoß, wer solcher Musik ohnehin naserümpfend gegenübersteht. Durchaus berechtigtes Stirnrunzeln wird sich Winter allerdings mit dem Cover von "Mad world" einhandeln, das in dieser rockigen Variante vor allem für Kenner der Tears-For-Fears- oder Gary-Jules-Fassung recht gewöhnungsbedürftig sein dürfte und damit einer der wenigen Songs mit zumindest anfänglicher Fehlzündung ist.

Cover-Songs hätte es auf diesem Album ohnehin nicht gebraucht, aber auch "Mad world" ist kein Filler unter all den Killern, passt das Lied in dieser Form doch sehr gut zur Endzeit-Partystimmung, die Markus Winter auf "Pale horse" verbreitet. Besonders Kracher wie "Beginning of an end" – der vielleicht beste Song, den HIM nie geschrieben haben –, die ultimative Tanzaufforderung "Face to face", das ebenfalls (vom einstigen Sex-Pistols-Gitarristen Steve Jones) gecoverte "Mercy" sowie "Bride of the meadow", "Break of dawn" und "Fire down below" müssten eigentlich die nächste Fetenhits schmücken – vorzugsweise als Teil einer Halloween-Ausgabe. Aber auch bei den weniger aufregenden Titeln sorgen stilsicher eingesetzte Streicher, prägnante Riffs oder formvollendete Gitarrensoli dafür, dass diesem heißblütigen Gaul des Grauens garantiert nicht so schnell die Puste ausgeht.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Beginning of an end
  • Face to face
  • Bride of the meadow
  • Break of dawn
  • Fire down below

Tracklist

  1. Dancing into danger
  2. Original sinner
  3. Dark light
  4. Beginning of an end
  5. Thunder strike
  6. Face to face
  7. Bride of the meadow
  8. Sweet desdemona
  9. Break of dawn
  10. Mad world
  11. Wanna know why
  12. A million days
  13. Mercy
  14. Fire down below
  15. Heart of a warrior
  16. Pale horse
  17. I wanne live (Bonustrack)
Gesamtspielzeit: 78:16 min

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Armin

2021-10-13 21:43:48- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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