Frank Carter & The Rattlesnakes - Sticky
International Death Cult / Rough TradeVÖ: 15.10.2021
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Es passt ins Bild: Auf einmal war's vorbei. Kein gemeinsames Schwitzen, Musizieren, Touren mehr. Einfach so. Für wilde Bühnentiere wie Frank Carter war die Live-Pause wohl noch schwerer zu verdauen als für die unzähligen Mitleidenden in der gesamten Musiker*innen-Gilde. "Sticky", seiner neuen Platte, merkt man daher vor allem eines an: den zwanghaft angeschwollenen Bewegungsstau als Antrieb. Mit Carter & Co. gingen schon im Studio die Gäule durch. Nein, gänzlich zurück zu den Punk- und Hardcore-Wurzeln des ehemaligen Gallows-Kopfes führt die Reise mit "Sticky" nicht. Dennoch serviert das vierte Studioalbum der UK-Truppe zehn neue Tracks in gerade mal einer knackigen halben Stunde. Mit Kraft und jeder Menge Staub fegt der stürmische Titeltrack samt fräsender Gitarre zum Auftakt gleich jegliche Anzeichen von Hüftsteifheit weg: tiefgestimmte aber furztrockene Gitarre, monotones Riffing, Kopfnick-Refrain, gepaart mit herzallerliebster britischer Straßenköter-Attitüde. Rock'n'Roll eben – und manchmal geht simpel volkommen klar.
Und recht schnell wird deutlich: Carter scheint den Ansatz hin zum üppiger angelegten Songwriting, den Weg zum atmosphärischen, drückenden Sound, den er mit den beiden Vorgängern "The end of suffering" und "Modern ruin" durchaus packend und überzeugend eingeschlagen hatte, zunächst wieder zu verlassen. "Bang bang" macht in diesem Kontext nicht nur lautmalerisch Sinn, weil der Song mit dem unmissverständlichen Titel in seiner knochig-kompakten Art durchaus für das gesamte Werk steht. Ebenfalls fast logisch, dass Idles-Sänger Joe Talbot im zynischen "My town", das gegen Vorurteile und wachsende Verschwörungsmentalität wettert, thematisch wie stimmlich der passende Sidekick ist. Zwischen Sleaford Mods'scher Sozialkritik und Idles' Anti-Patriarchat-Predigten passt eben immer noch ein bisschen Carter-Romantik. Auch der leichte Elektro-Punk-Anstrich sitzt. Eine Spur hittiger noch gerät die Single "Go get a tattoo", bei der Carter den queeren Underground-Elektro-Punker Lynks zur Seite hat – und einen simplen wie feinen Refrain kredenzt.
"Off with his head" wummert mit seinem dominanten Basslauf und bretternden Drums in eine ähnliche Stoner-Kerbe, trägt aber mehr hymnischen Pop-Appeal auf der Stirn. Wirksam gegen Ohrenschmalz ist sicher auch der keifende Feger "Rat race", der sein krautiges, druckvolles Finale aber dann eher nur antäuscht denn durchzieht. Doch auch das passt ins Bild: Ausschmücken und Experimentieren? Is nich. Zumindest dieses Mal. Nur drei der zehn Stücke auf "Sticky" schaffen es überhaupt über die Drei-Minuten-Marke, produziert hat das Ganze Carters Gitarrist Dean Richardson. Ein Fest also vor allem für jene, denen das Hinterteil schon lange eine gewisse Unruhe signalisiert, weil es sich nichts sehnlicher wünscht als unkontrollierte 180-Grad-Drehungen im Punkrock-Pogo. Einer der etwas üppiger austarierten Songs ist "Cupid's arrow", ein atmosphärisches und dennoch intensives Stück, das den zuletzt gewohnten Wüsten-Rock-Touch der jüngeren Frank Carter & The Rattlesnakes auslebt. Apropos Leben: der Sound dieser Platte, der nickende Kopf, die zuckenden Beine, der Blick Richtung Zukunft. All das passt ins Bild.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sticky
- Go get a tattoo (feat. Lynks)
- Off with his head (feat. Cassyette)
Tracklist
- Sticky
- Cupid's arrow
- Bang bang (feat. Lynks)
- Take it to the brink
- My town (feat. Joe Talbot)
- Go get a tattoo (feat. Lynks)
- Off with his head (feat. Cassyette)
- Cobra queen
- Rat race
- Original sin (feat. Bobby Gillespie)
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fuzzmyass
2021-12-22 13:29:38
Blossom 9/10
Modern Ruin 9/10
End Of Suffering 7/10
Sticky 6/10
Armin
2021-12-20 18:46:42- Newsbeitrag
Frank Carter &
The Rattlesnakes
08.11. - 17.11.2022
Image Label
Präsentiert wird die Tour von VISIONS, kulturnews, event., Ox-Fanzine & livegigs.de und FUZE.
Frank Carter & The Rattlesnakes
Let’s Get Sticky Tour 2022
08.11.2022 Hamburg - Markthalle //verlegt vom 17.02.2022
10.11.2022 Köln - Kantine //verlegt vom 26.01.2022 aus der Live Music Hall
13.11.2022 Berlin - Astra //verlegt vom 01.02.2022
17.11.2022 München - Neue Theaterfabrik //verlegt vom 18.02.2022 aus dem Backstage Werk
Jack the real Wiesel
2021-10-29 06:49:45
Puh. Nehme alles zurück. Bin froh, dass ich das Ding doch nicht vorbestellt habe.
Ich finds leider stinklangweilig. Jeder Song folgt für mich nach dem gleichen Schema F. Mix finde ich absolut furchtbar. Irgendwie höre ich nur die Schalalala-Vocals und die Gitarren haben null Bums.
Ich fand die ersten beiden Platten richtig gut. Schon bei der dritten gab es für mich Abnutzungserscheinungen. Die neue finde ich aber richtig öde. Sorry!
Rote Arme Fraktion
2021-10-21 21:28:51
Jetzt erst entdeckt, macht Spaß das Ding.
Jack the real Wiesel
2021-10-11 06:48:57
Platte kommt am 15.10.2021 - aktuelle User-Wertung oben rechts beim Review: 4/10.
Ich glaube das macht Sinn.
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Referenzen
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