Dÿse - Widergeburt

Cargo
VÖ: 17.09.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Haialarm im Pogosee

Über die Jahre haben sich Andrej Dietrich und Jarii van Gohl alias Dÿse einen Ruf als exzellentes Liveduo erarbeitet. Schlagzeug, Gitarre, Geschrei, zwei selbst zusammengenähte Hemden – mehr brauchte es nicht für schweißtreibende Abende im ganzen Land. Diese Energie auf Platte zu bannen, ist nun zum bereits vierten Mal die große Herausforderung – und tatsächlich präsentiert "Widergeburt" einen neuen Ansatz.

Aus zwei mach drei, beziehungsweise circa ein Dutzend: Dÿse haben sich vermehrt. Nicht nur Fans lernten das Duo zu schätzen, sondern auch Musikerkolleg*innen. Das Resultat waren Touren mit den Ärzten oder den Beatsteaks. Unter Mitgliedern von diesen und anderen wie Deichkind, Heaven Shall Burn, Kraftklub oder auch Rammstein wird auf "Widergeburt" nun der Bass herumgereicht. Ergebnis: Statt herzhaftem Lo-Fi-Schrammelsound dröhnt es satt aus den Boxen. Was Dÿse live bislang nicht benötigten, da Dietrich und van Gohl allein schon eine komplett einnehmende Präsenz haben, wird für den Hausgebrauch verfeinert – und geht als Konzept voll auf.

Textlich bewegen sich Dÿse im bekannten Spannungsfeld aus feinem sprachlichem Nonsens mit ernstem Hintergrund. Dada trifft gaga trifft Sozialkritik. "Der Haifisch die Zähne" fragt zwar nicht, was der Fisch kostet, weist aber darauf hin, dass die Forelle im Bach lebt und zitiert mit "Du musst Dÿse werden!" Lyrics vom Vorgänger "Das Nation". "Laicos neidem" hingegen befasst sich auf künstlerisch wertvolle Art mit dem Mann, der den Mut hatte, sich 1989 Panzern in den Weg zu stellen. "Alles ist meins" mit Farin Urlaub überdreht das Zitatespiel komplett: Keyboard-Sounds im Stil von Faith No More, das Gitarrenriff aus dem Refused-Klassiker "New noise", Textzeilen aus Rammsteins "Du hast".

Mit "Hudabb" findet sich sogar ein Quasi-A-cappella-Stück – natürlich nicht ohne den obligatorischen Ausbruch zum Ende. In "8990" reißen Dÿse wütend den Staat ab und bauen einen neuen, nur um im abschließenden "Ich allein gegen Euch alle" in bester 2-Minuten-Punk-Manier Stress mit jedem anzufangen. Ein angemessen abenteuerlicher Vorgeschmack, ehe die wohl beste deutsche Noise-Band flächendeckend ihre Wi(e)dergeburt auf der Bühne feiert und selbst die Decken der Clubs zum Schwitzen bringt. Darauf eine "Prärieauster"!

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Laicos neidem
  • Alles ist meins

Tracklist

  1. Laicos neidem
  2. Der Haifisch die Zähne
  3. Höllenjunge
  4. Kuttenwurz
  5. Alles ist meins
  6. Prärieauster
  7. Hudabb
  8. Ameisenhandschuh
  9. 8990
  10. Ich allein gegen Euch alle
Gesamtspielzeit: 43:57 min

Im Forum kommentieren

Robert G. Blume

2021-10-02 16:50:40

Ein Brett.
Was will man mehr?

hidden

2021-09-24 21:59:27

Tolles Album. Super, dass sie wieder da sind. 8/10.

Klaus

2021-09-24 17:54:28

Habe sie selbst seit 2005 ungefähr 10 mal gesehen. Live immer 10/10.

testplatte

2021-09-24 17:13:02

ich hatte vor etwa einem monat das große vergnügen, die beiden jungs live bei ihrem ersten post-lockdown-gig zu erleben. was für eine party !

sollten sich die jungs bei euch in der nähe ankündigen - hingehen und spass haben ... !

Glufke

2021-09-24 16:55:46

Definitiv unter meinen Top 5 Alben bisher dieses Jahr.

Außer dem Teil von "Prärieauster" bis "Ameisenhandschuh" alle Songs minimum 8/10, gerade die A-Seite ist einfach saustark. "Alles ist meins" und "Laicos Neidem" sowie "Höllenjunge" sind auf jeden Fall meine Highlights - und "Ich allein gegen euch alle" klingt nach einer härteren Version von Pascow. Gefällt!

Von meiner Seite 8,5/10 für eine Band, die ich bisher nicht auf dem Schirm hatte! Hab jetzt auch mal in das alte Zeug rein gehört, das holt mich spontan nicht so ab. Die Gast-Bassisten scheinen gut zu tun und auch die tolle Produktion.

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