Angels & Airwaves - Lifeforms

Rise / BMG / Warner
VÖ: 24.09.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nach Hause telefonieren

Dass die Antwort irgendwo da draußen liegt, vermuteten nicht nur Fox Mulder und Dana Scully, die Hauptprotagonisten der 90er-Erfolgsserie "Akte X". Auch für Tom DeLonge war seit Kindheitstagen klar, dass die Menschheit nicht alleine auf der Welt ist. Aus seiner Überzeugung und dem oft belächelten Faible für paranormale Phänomene hat er im Laufe der Jahre nie einen Hehl gemacht. Songs wie "Aliens exist" mit seinen ehemaligen Mitstreitern von Blink-182 oder die Gründung von "To the Stars... Academy of Arts & Sciences" (TTSA), einem Unternehmen, das sich im Grunde genommen mit allen Themen zwischen Ufos und Bigfoot befasst, sprechen eine eindeutige Sprache. Insofern dürfte es für ihn eine große Genugtuung gewesen sein, als das Pentagon Ende April 2020 die Echtheit diverser Ufo-Videos bestätigte.

Möglicherweise hat er zeitgleich auch an "Losing my mind" gearbeitet, einem der Highlights auf dem sechsten Studioalbum von Angels & Airwaves. "Stop now, what is this bullshit / I said we're not alone, and the government knows it", gibt der Kalifornier in unnachahmlicher Art zum Besten – und das ist nur ein Beispiel für die auf "Lifeforms" besungenen Themen zwischen sozialer Interaktion, Verschwörungstheorien sowie der menschlichen und darüber hinausgehenden Existenz. Für diejenigen, denen der Inhalt eher von untergeordnetem Interesse ist, bietet in musikalischer Hinsicht gerade "Losing my mind" Angels & Airwaves in Bestform: elektronisch veredelter Pop-Punk mit einem Refrain, der sich für lange Zeit in den Gehörgängen einnistet. Wer Gefallen daran findet, kann sich im dazugehörigen, leicht schrägen Videoclip Dance-Moves von DeLonge a.k.a. "Disco" inklusive kleiner Hommage an "First date" zu Blink-182-Zeiten und TikTok-Influencer Rampage abgucken. Muss zwar nicht sein, aber könnte nützlich sein. Tanzbar ist ein Großteil des zehn Songs umfassenden Albums nämlich auf jeden Fall.

Da wäre zum Beispiel mit "Timebomb" ein Opener, der sich nach elektronisch verzerrtem Disco-Intro in einen lupenreinen, schön nach vorne gehenden und vor Melodien nur so strotzenden Stadionrocker entpuppt. Stillhalten ist unmöglich. Etwas härter und rauer geht das Quartett inklusive des neuen Bassisten Matt Rubano und Rückkehrer David Kennedy an der Gitarre im darauffolgenden "Euphoria" zur Sache. Leider hat man dreieinhalb Minuten lang das Gefühl, dass das Stück einfach nicht aus dem Quark kommt und irgendetwas fehlt. Die letzte Vollgas-Minute macht das dann aber wieder wett. Songs wie "Automatic" oder "Restless souls" leben neben dem markanten Gesang, harmonischen Melodien und rasantem Tempo vor allem von passend eingebauten Synthesizer-Sounds, die dem Ganzen einen melancholischen 80s-Charme verpassen. Letzteres gilt auch für die etwas entspannteren "Spellbound" und "A fire in a nameless town". In der Vorzeige-Hymne "Rebel girl" besingt DeLonge sogar (s)eine Cinderella – und wer weiß schon, ob es sich um eine Märchenfigur oder weitaus mehr handelt. Ein Fall für TTSA?

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Timebomb
  • Losing my mind
  • Automatic
  • Rebel girl

Tracklist

  1. Timebomb
  2. Euphoria
  3. Spellbound
  4. No more guns
  5. Losing my mind
  6. Automatic
  7. Restless souls
  8. Rebel girl
  9. A fire in a nameless town
  10. Kiss & tell
Gesamtspielzeit: 37:48 min

Im Forum kommentieren

Obrac

2021-09-30 12:25:22

Also, "Euphoria" und "Spellbound" sind schonmal sehr cool.

didz

2021-09-30 11:36:50

@blanket
ja klar, das mit dem als 40-jähriger über girls zu singen versteh ich.
ich gaub ich mach mir da in diesem fall keine grossen gedanken drüber, weil für mich blink und auch ava in erster linie eher spass-bands sind. ich hab da nie irgendwas gross analysiert. und solange keine creepy-ness-grenzen überschritten werden, stört es mich nich.
tom redet aber auch in interviews nicht unbedingt wie ein mitt-40iger, also denk ich nich das er sich für seine texte gross verstellt oder verstellen muss :-D

aber ich kann die andere sichtweise auch verstehen.

Blanket_Skies

2021-09-30 10:03:03

@Didz: Ich finde mit jeder weiteren Veröffentlichung klingt Toms Stimme bearbeiteter und was ich früher leidenschaftlich mitgesungen hab, klingt bei den neueren Sachen nur noch grausig. Mal davon ab (aber daran krankt auch blink ohne Tom): Das sind nun mal alte Männer mittlerweile, ich finds komisch, sie immer noch über girls (statt women) und anderen Unsinn singen zu hören. Das hatten sie doch zu Selftitled und Neighborhoods Zeiten schon besser drauf. Damals hab ich sie als Teenager geliebt, weil sie irgendwie authentisch waren. Mittlerweile hingegen, empfinde ich sie nur noch in den alten Zeiten hängen geblieben.

Milo

2021-09-30 06:28:31

Bei Blink 182 bin ich skeptisch. Hoppus ist ja an Krebs erkrankt. Und auch wenn die Therapie wohl gut anschlägt, denke ich, dass eine Reunion in weiter Ferne liegt. Zudem hatten sie ja fast ein neues Album fertig.

tjsifi

2021-09-29 15:44:18

Läuft ganz gut durch. Tut niemandem weh, seichte nette Melodien. Kann schon nachvollziehen dass die Mucke nicht schlecht ankommt.

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