Jordan Rakei - What we call life

Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 17.09.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der beste Mix, die meisten Hits

Was müsste eigentlich passieren, damit man wieder Radio hört? Keine aufgesetzt fröhlichen Moderator*innen, die erfundene Geschichten aus ihrem Alltag erzählen. Comedy, die mehr zu bieten hat als Mario-Barth'sche Plattitüden. Die "stärksten Hits von Gestern" kommen nicht von Charles & Eddie oder A-Ha und "Das Beste von Heute" nicht von One Republic und Ed Sheeran, sondern zum Beispiel von Jordan Rakei. Denn absolut radiotauglich ist der Neo-Soul, den der in Neuseeland geborene Musiker produziert. Statt polierter Künstlichkeit bietet er jedoch komplex arrangierte Stücke, voller Liebe zum Detail.

Inhaltlich zeigt sein viertes Werk "What we call life" einen veränderten Jordan Rakei. War auf seinen früheren Alben Vieles verklausuliert oder abstrakt formuliert, thematisiert er nun seine Gefühle und die eigene Verletzlichkeit verhältnismäßig unverblümt. Gleich im Opener "Family" wird's persönlich, Rakei verarbeitet darin die Scheidung seiner Eltern während seiner Teenagerjahre. Diese neue Offenheit kommt nicht von ungefähr. Rakei hat sich in den letzten beiden Jahren viel mit positiver Psychologie beschäftigt, über die Beziehungskisten seines bisherigen Lebens nachgedacht und entschieden, die gewonnenen Erkenntnisse auch in seine Musik einfließen zu lassen. Mit "Send my love" schickt der Wahl-Londoner einen Gruß an seine Eltern und Geschwister, die er in Australien zurückgelassen hat: "I need you to have faith in me / Riding round my own so freely / Sending all my love home / It's not too hard to be alone." Der Track "Runaway" ist ein gutes Beispiel, wie eingängig die Musik von Rakei ist, ohne dabei eindimensional oder anspruchslos zu sein. Er spielt mit den Harmonien, kombiniert jazzige Elemente, Klavierakkorde und elektronische Sounds. Auch "Unguarded" ist vielschichtig arrangiert mit Bläsern und Streichern und ist noch dazu ein verdammt schönes Liebeslied.

Einer der engsten Freunde und Wegbegleiter von Rakei ist der britische Rapper Loyle Carner, für dessen 2019er Album "Not waving, but drowning" er auch ein Stück mitproduziert hat. Diese HipHop-Affinität findet sich in den Beats von "What we call life" wieder. Featuregäste, wie beispielsweise Rapper Common auf dem Vorgänger "Origin", gibt es auf dem aktuellen Album jedoch nicht, was bei dieser persönlichen Arbeit nur konsequent ist. "Brace" wabert mystisch und hat eine Dramaturgie, mit der sich Rakei direkt für den nächsten James-Bond-Titelsong bewerben kann. Dann klappt's vielleicht auch mit dem Hörfunk. Bis es soweit ist, könnten es SWR3, Hitradio FFH, Antenne Bayern und Konsorten mit dem sommerlich-lockeren "Illusion" einfach mal probieren. Dazu noch Comedy mit Teddy Teclebrhan und man könnte fast wieder das Radio einschalten.

(Andreas Rodach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Family
  • Send my love
  • Unguarded

Tracklist

  1. Family
  2. Send my love
  3. Illusion
  4. Unguarded
  5. Clouds
  6. What we call life
  7. Runaway
  8. Wings
  9. Brace
  10. The flood
Gesamtspielzeit: 43:12 min

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ichreitepferd

2021-09-16 12:45:03

Ui, die Review macht Boch auf morgen!

Armin

2021-09-15 20:25:28- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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