Desperate Acts - State secrets

Sbäm
VÖ: 10.09.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Morgen in Pop/Rocky

Hach, Debütalben sind doch was Tolles. Einfach zurücklehnen und zuhören, ohne Vorurteile oder überzogene Erwartungen. Und es existiert auch noch keine Fanbase, die man mit einer fehlgeleiteten und völlig inkompetenten Rezension zur Weißglut bringen kann. Wenn dann noch so spärliche Informationen zu Besetzung, Gründung und Motivation wie bei Desperate Acts vorliegen oder vielmehr nicht vorliegen, kann man sich gänzlich auf die sehr gute Musik konzentrieren. Obwohl: Zumindest ist bekannt, bei welchen Bands die Mitglieder bisher gespielt haben, aber dazu gleich mehr.

Jetzt weiß natürlich jeder ehemalige Pop/Rocky-Leser, dass die wichtigste Frage die nach der Herkunft und Bedeutung des Bandnamens ist und wir liefern dazu eine steile These: Jawbreaker sind verantwortlich, besser gesagt folgende Textzeile aus ihrem Song "Ache": "I believe in desperate acts / The kind that make me look stupid." Damit hat man jedenfalls eine passende Referenz, um den Sound von Desperate Acts einzuordnen, viel mehr als beispielsweise beim Aufzählen der ehemaligen Bands. Da werden zwar die artverwandten Punkrocker von Arms Aloft genannt, Sänger Matt Keil hat jahrelang den Bass der Hardcore-Institution Comeback Kid bearbeitet und Drummer Kurt Hensel durfte bei den Metalcore-Buben Martyr A.D. den Takt vorgeben. Hard- und Metalcore sucht man bei Desperate Acts jedoch vergeblich. Sie spielen Midtempo-Punkrock aus dem mittleren Westen, aber mittelmäßig ist das bei Weitem nicht, sondern sticht durch Keils eingängige Reibeisenstimme und die hervorragende Arbeit an Gitarren und Schlagzeug so manche Konkurrenz aus. Die hymnenhaften Refrains erinnern teilweise an Nothington oder The Lawrence Arms, frühe Hot Water Music schimmern ebenso durch und Hensel braucht sich vor deren Drummer George Rebelo nicht verstecken.

"Drying out" ist ein Opener, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann. Der Funke springt direkt über und man rennt fäusteschüttelnd durchs heimische Wohnzimmer. Etwas ruhigere Töne schlagen "Humble lights" und "Paid in full" an, aber es wird niemals pop-punkig und der ziemlich perfekte Post-Hardcore-Punkrock von "East Hill" sollte wirklich in keiner liebevoll kuratierten Playlist fehlen. In "Brian" reflektiert Keil über eine verlorene Freundschaft und die eigene Feigheit, zu "FM" würden einem viele passende Adressaten einfallen: "You wish the world were smaller / So you could be its king." Dass "State secrets" so ein stimmiges Werk wurde, ist umso beachtlicher, wenn man weiß, dass pandemiebedingt mit Jay Maas (Defeater, Bane, Title Fight) und Brian Herb (Helmet, Bush) gleich zwei Produzenten am Werk waren. So, aber jetzt dürfen Desperate Acts gerne mal ein bisschen mehr zu sich preisgeben. Zu einer Frage fällt uns nämlich keine noch so steile These ein: Warum ist auf dem Albumcover der U-Bahnhof Hauptwache in Frankfurt am Main zu sehen? Aber das kann ja dann bald wieder die Pop/Rocky klären.

(Andreas Rodach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Drying out
  • East Hill
  • FM

Tracklist

  1. Drying out
  2. Jeff Crisp
  3. Brian
  4. Humble lights
  5. I am trying to impress you
  6. East Hill
  7. Paid in full
  8. State secrets
  9. FM
  10. Veil
Gesamtspielzeit: 32:52 min

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Armin

2021-09-06 11:13:28- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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