Mark Forster - Musketiere

Four / Sony
VÖ: 13.08.2021
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Sing keinen Song

Mark Forster geht auf die Nerven. Wie viele Clickbait-Artikel über ihn und sein Privatleben soll man noch lesen? Ein Song zum 50. Jubiläum der "Sendung mit der Maus"? Gilt nicht. Mark Forster ist Boulevard. Und macht halt auch Musik. Objektiv gar nicht mal so schlechte. Fröhliches Gebläse und New-Orleans-Feeling in "Sowieso", knackiger, wiewohl dreist von The Raptures "How deep is your love?" geklauter Piano-House bei "Chöre" oder der fast lupenreine Synthie-Popper "Übermorgen" – das ist in knapp zehn Jahren mehr, als man von Tim Bendzko, Max Giesinger und Wincent Weiss in einem ganzen Leben zusammen erwarten kann. Doch im Grunde wünscht man sich nur eins von ihm: Sing keinen Song. Warum bloß?

Vielleicht liegt es daran, dass Forsters Platten bis auf wenige Ausreißer komplette Unterwältigungsmusik enthalten und auch inhaltlich jene Naheliegenschaften des Pop beackern, die man beim plakativen Titel "Liebe" erwarten darf. Da spielt es keine Rolle, ob "Musketiere" sein bisher persönlichstes Album ist oder doch nur sein fünftes. Nicht bei einem Vorabtrack wie "Drei Uhr nachts" im Duett mit der bedauernswerten Lea, der ungute Erinnerungen an die Zeile "Ich lass heut Nacht mein Handy an, bis Du bei mir bist" weckt – Howard Carpendale sang sie Anfang der 2000er in der deutschsprachigen Version von Ronan Keatings "Life is a rollercoaster". Und bei allem Verständnis dafür, dass man die Deutungshoheit über exzessive Mobilfunknutzung weder gealterten Schlagerstars noch erloschenen Boygroup-Mitgliedern überlassen möchte: So geht es nicht. Nie.

Ein Kritikpunkt, auf den der Sänger womöglich mit "OK wow" reagieren würde – doch nach diesem und jenem Text kann sich die alte Frau Pilgrim ohnehin nicht mehr im Hause Meyer-Landrut-Cwiertnia-Forster blicken lassen. Vergessen wir also den halbgaren Opener und wenden uns der Beziehungs-Verhinderung "Willst Du mich" zu, welche die Österreicherin Mathea ungefähr so euphorisch mitnölt wie die Königin von Scheißegalien. Schon klar, man sieht sich immer 2x im Leben – bei diesem an Versuchs-R'n'B und angedeutetem Trap verunfallten Stück reicht jedoch eine, möglichst flüchtige, Begegnung. Noch ein Feature (un-)gefällig? Dann bitte zu KitschKriegs mutwilliger Piano-Dissonanz in "Leichtsinn" die Wände hochgehen. Falls man ob der Zeile "Ich hatt' mal sowas wie Flugangst / Doch das verflog dann, als Du kamst" nicht schon längst an der Decke hängt.

Einen Mehrwert bringt als Gast lediglich das Berliner House-Duo Vize in Form einer steifen, EBM-nahen Sequenz mit, die "Bist Du okay" zweckmäßig aufbohrt. Sogar der frühere Miles-Frontmann Tobias Kuhn ist mit von der Partie, steuert aber leider nur die schwachen Songs "Daheim" und "Nur ein Traum" bei. Und als es schon mehr als ärgerlich zu werden droht, haut Forster im groovigen "Mellow mellow" doch noch einen raus, ein Schabrackentapir auf LSD bläst einen Kamm, der wie eine Gitarre klingt oder umgekehrt, und selbst der sinnfreie Satz "Dein Herz ist nicht kaputt, es ist nur mellow" hat plötzlich Charme. Sein Privatleben geht natürlich niemanden etwas an, weswegen der matte Piano-Titelsong am Ende dazu reichlich nebulös bleibt. Mark Forsters gutes Recht – genau wie unseres, "Musketiere" lieber nicht zu hören.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Übermorgen
  • Mellow mellow

Tracklist

  1. OK wow
  2. Willst Du mich (x Mathea)
  3. Drei Uhr nachts (x Lea)
  4. Übermorgen
  5. Leichtsinn (x KitschKrieg)
  6. Daheim
  7. Bist Du okay (x Vize)
  8. Nur ein Traum
  9. Monster
  10. Mellow mellow
  11. Die gute Seite
  12. Musketiere
Gesamtspielzeit: 36:06 min

Im Forum kommentieren

Eurodance Commando

2021-08-21 08:45:03

3 Punkte. Alter ihr müsst doch leiden. Für den Schmutz müsste man die Skala im Minusbereich erweitern.

Bernd

2021-08-20 21:16:17

Affenscheiße

Armin

2021-08-20 21:01:28- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Eurodance Commando

2021-06-30 17:11:39

Die ganze Zeit dudelt dieses Machwerk "Drei Uhr nachts" durchs scheiß Formatradio. Und dann auch noch im Duett mit dieser unsäglichen Lea. Ich hab mich zwar nie aus gutem Grund mit ihrem Werk beschäftigt, aber holy shit, die kann ja gar nix. Diese Stimme und das Gejammer, Alter, die setzen sich da hin und sind überzeugt damit Künstler zu sein. Fickt euch.

Klaus

2021-06-30 17:11:13

Wie ein mir bekannter Labeltyp mal sagte: Seid froh über den Erfolg solcher Menschen, sie zahlen in gewisser Weise das Budget für die Bands mit, die man selbst mag ;)

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