
Fink (UK) - IIUII
R'Coup'd / Rough TradeVÖ: 20.08.2021
Das Damals im Heute
Fin Greenall ist einfach ein Guter. Einfühlsame Werke und behutsame künstlerische Ausbrüche zeichnen die Karriere des britischen Musikers aus, der sich nie so wirklich um die größtmögliche Bühne oder den ganz dicken Hit scherte, sondern vor allem um gemeinsame Momente mit der eingeschworenen Fanschar. Achja, ein netter Typ ist er selbstverständlich auch – das dürfte sowieso klar sein, wird aber zum Release des neuen Studioalbums "IIUII" (abgekürzt für "It Isn't Until It Is") noch einmal ganz besonders deutlich. Denn: "IIUII" enthält kein neues Material, sondern ist eine Rückschau auf die vergangenen gut 15 Jahre. Wer nun die Unkenrufe ob eines mehr oder weniger nötigen Best-Of schon bereitgelegt hat, sei aber gewarnt. Greenall betreibt hier mitnichten plumpes Recycling oder liefert sinnfreie Remasters. Stattdessen hat er insgesamt zwölf Tracks gemeinsam mit seinen Bandkollegen einfach mal komplett neu in reduziertem Gewand aufgenommen.
Für diese Service-Extrameile sei direkt schon einmal ein dickes Lob ausgesprochen: "IIUII" ist mit seinen minimalistisch angelegten Neuinterpretationen ein Konzept, das mit einer neu gewonnenen Perspektive auch hartgesottenen Fans reichlich Mehrwert bietet. Selbst, wenn nicht alle neuen Arrangements direkt ins Schwarze treffen. Ausgerechnet "Warm shadow", einst in epischer Länge zelebrierter Show-Opener, mag sich nicht so ganz mit dem neuen Soundgewand anfreunden und bleibt in einer Schwebe zwischen alt und neu hängen – so wirklich nach konsequenter Neuinterpretation schreit hier eher wenig. Auch die abgewandelten Aufnahmen von "Shakespeare" oder "This is the thing" lassen zwar in jeder Sekunde die Liebe zum Detail erkennen, die Greenall und seine Mitmusiker Guy Whittaker und Tim Thornton an den Tag legen, können ihren Ursprungsversionen aber kaum neue Eindrücke abgewinnen – hier hätte eine gewisse Entschlackung der Tracklist durchaus gutgetan.
Ein Umstand, der aufgrund der hohen Qualität der restlichen Beiträge aber zu verschmerzen ist. "Looking too closely" vom grandiosen "Hard believer" funktioniert auch in reduzierter Fassung wunderbar, wenn es sich in einen sehr sachten Höhepunkt hineinsteigert, der im Gegensatz zum Original zwar naturgemäß etwas zahmer wirkt, die Theatralik und den subtilen Bombast dennoch erfolgreich ins neue Gewand überträgt. Mal ganz davon abgesehen, dass ein Song dieser Güteklasse sowieso unkaputtbar sein dürfte. Auch "Sort of revolution" überzeugt mit einer schummrig-schönen Kammeratmosphäre und der sehr organischen Produktion, welche die Energie des Live-Trios erfolgreich übersetzt, ohne dabei überbordend oder unpassend zu wirken. "Walking in the sun" vermag es gar, seinem Original vom 2009er "Sort of revolution" mehr Luft in der Instrumentierung und ein Stück weit mehr Atmosphäre zu verpassen – eine Frischzellenkur, die an dieser Stelle äußerst gut tut. Und spätestens, wenn ein verhuschtes "Glasto 2000 / I‘m standing in a field" das bittersüße "Pills in my pocket" einleitet, fühlt man sich zumindest im Geiste wieder in den wohligen Green Fields und Äckern dieser Welt, die für so viele für ein paar Wochen im Sommer die Welt bedeuten. Eine Rückschau nicht nur auf eine lange Karriere, sondern auch auf die musikalische Evolution eines enigmatischen Künstlers. Beim nächsten Festivalbesuch dann gerne wieder in epischer Länge.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Looking too closely
- Pills in my pocket
- Walking in the sun
Tracklist
- Sort of revolution
- Warm shadow
- Looking too closely
- Shakespeare
- Pills in my pocket
- This is the thing
- Walking in the sun
- Blueberry pancakes
- Berlin sunrise
- Maker
- Biscuits
- Yesterday was hard on all of us
Im Forum kommentieren
myx
2021-09-02 17:44:14
Bisschen detaillierter dann nach einem weiteren Durchgang, jetzt nur so viel: Mir gefällt das Album richtig gut, auch wenn es tatsächlich nicht die Neuinterpretationen der genannten Favoriten sind, die mir am meisten zusagen. Macht aber nichts.
Insgesamt ein sehr schönes Dankeschön an die Fans und eine Liebeserklärung an die eigenen Songs.
myx
2021-08-20 21:42:11
Gerade bei den Lieblingssongs ist die Erwartung schon sehr gross und vielleicht auch in eine gewisse Richtung festgelegt, das kann ich schon gut verstehen. Könnte mir also genauso gehen wie dir ... lasse mich mal überraschen. ;)
Kai
2021-08-20 21:22:19
Vielleicht bin ich da auch etwas zu streng bei Looking too Closely...
Ich hatte da einfach noch etwas mehr Emotion erwartet. Tatsächlich hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon wie diese Version klingen könnte im Kopf und das wäre das der Song des Jahres geworden. Und am Ende war es dann nur eine "okay" Version.
Ich werde der Scheibe später sicher noch 1-2 Chancen geben.
myx
2021-08-20 21:13:44
Oh, so arg? "Looking Too Closely" - und "Berlin Sunrise" - sind auch meine Favoriten.
Ich halte mich zurück und warte, bis das Vinyl eintrifft. Bin gespannt.
Kai
2021-08-20 21:06:25
Hab heut morgen kurz reingehört und war tatsächlich eher enttäuscht. Auf Albumlänge leider etwas langweilig.
Hatte mich vor allem auf Looking Too Closely gefreut und bin negativ überrascht, wie seelenlos die Darbietung wirkt.
Die 6/10 geht in Ordnung
@Armin: dein Link führt zu diesem Foo Fighters ding...
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