Danko Jones - Power trio

Mate In Germany / Tonpool
VÖ: 27.08.2021
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Blut, Schweiß und Gähnen

Ein später Abend im Jahr 2003. Metallica haben soeben einen blutleeren Auftritt auf der Centerstage von Rock am Ring hingelegt, vom heiligen Zorn des aktuellen Albums war wenig zu spüren. Wer noch nicht enttäuscht ins Zelt kriechen will, schlurft rüber zum Talent Forum und erlebt die kanadischen Newcomer Danko Jones in bestechender Form. So geht das also mit dem Rock'n'Roll und der Bühnenpräsenz. Viel Zeit ist vergangen zwischen dem Debütalbum "Born a lion", dem daraus resultierenden, begeisternden Auftritt am Ring und der jetzt erscheinenden Platte "Power trio". Die Begeisterung ist dank immergleich tönender Musik leider erloschen, zumindest löst ein neues Release meistens bloß noch ein gleichgültiges Schulterzucken aus – außerhalb von Fankreisen.

Wer sich die Entwicklung der Kanadier vor Augen führen mag, der klicke sich durch die zahlreichen Rezensionen bei Plattentests.de. Bis auf das 2006er "Sleep is the enemy" schafft es keines der Alben noch über die 6/10-Hürde, und auch "Power Trio" geht bei 5/10 die Puste aus. Der namensgebende Frontmann der Band sprüht zwar wie immer vor Energie und möchte zumindest den Eindruck erwecken, dass er auch nach zehn Studioalben noch brennt wie die Bengalos beim Istanbuler Fußball-Derby. So richtig kann man ihm das aber nicht abkaufen, an vielen Stellen wirkt das zu routiniert und abgeklärt. Die "Passt schon"-Mentalität lässt sich genauso am Design des Albumcovers ablesen, welches aussieht, als hätte jemand eine alte Windows 95-Diskette gefunden und mal schnell zwei Cliparts zusammengeklatscht.

Musikalisch wie textlich gibt's das Altbekannte: "Good lookin" und "Blue jean demin jumpsuit" huldigen der unerreichbaren Schönen, die den armen mittellosen Danko mit ihren optischen Vorzügen fast um den Verstand bringt. Dazu Gitarrensoli und konzerttaugliche Refrains. "Saturday" ist eingängig und täuscht ein bisschen Abwechslung vor, wenn Breitbein-Jones schildert, wie er mittlerweile das Wochenende lieber zu Hause mit seiner Liebsten verbringt. Aber natürlich nicht wie unsereins, mit Netflix, Pizza und nem kühlen Riesling auf der Couch, sondern die ganze Nacht kopulierend. Ist doch Ehrensache. "Raise some hell", "Dangerous kiss" und vor allem "Let's rock together" sind absolute Hardrock-Standardware, bei letzterem wurde sogar der sonst obligatorische Mitsing-Refrain vergessen und es gerät somit komplett beliebig.

"Ship of lies" zeigt das Trio inhaltlich variabler, auch der Motivationssong "Flaunt it" bricht mit angezogenem Tempo und Punkigkeit aus der gelernten Routine aus. Beim abschließenden "Start the show" gibt sich Ex-Motörhead-Gitarrist Phil "Wizzö" Campbell die Ehre, mit Sicherheit ein ganz wichtiger Moment für den glühenden Musikfan Danko Jones. Über einen "Back in Black"-Gedächtnisriff gibt es im letzten Drittel eine Livekonzert-nachahmende Ansage, die daran erinnert, was die Band am Besten kann: Bühnenpräsenz. Weshalb man bei jedem Festival auch weiterhin zu ihrer Bühne schlurfen kann, der Funke springt in aller Regel auf das Publikum über. Die immergleichen neuen Alben in regelmäßiger Taktung braucht man dazu aber nicht unbedingt. Wir im gläsernen Gebäude knobeln schon mal, wer in 2023 die Rezension schreiben muss.

(Andreas Rodach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ship of lies
  • Flaunt it

Tracklist

  1. I want out
  2. Good lookin'
  3. Saturday
  4. Ship of lies
  5. Raise some hell
  6. Blue jean denim jumpsuit
  7. Get to you
  8. Dangerous kiss
  9. Let's rock together
  10. Flaunt it
  11. Start the show
Gesamtspielzeit: 38:13 min

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Armin

2021-08-20 21:00:31- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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