Dustin O'Halloran - Silfur

Deutsche Grammophon / Universal
VÖ: 11.06.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

!!!

Der eine ein Star, der andere – irgendwie nicht. Während mittlerweile alle Welt Max Richter kennt und sein Name auch über das neoklassische Genre hinaus mindestens ein Begriff ist, kratzen sich viele noch verwundert am Kopf, sobald es um Dustin O'Halloran geht. Warum eigentlich? Der ist auch schon Emmy-prämiert für sein musikalisches Mitwirken an der US-Serie "Transparent", spendierte die Scores für Oscar-Filme wie "Marie Antoinette" und "Lion", und wenn er nicht gerade wie bei Letzterem mit Hauschka oder alleine musiziert, ist er immerhin auch noch Teil des Ambient-Duos A Winged Victory For The Sullen. Die Parallelen sind zahlreich vorhanden. Warum also gibt es kein entzücktes Luftschnappen, wenn O'Halloran ein neues Album ankündigt? Warum ist sein Name so viel mehr mit einem Frage- anstatt mit einem fetten Ausrufezeichen verbunden?

Na gut, Ruhm ist nicht alles. Möglich, dass der in Arizona geborene O'Halloran auch gar keinen Bock hat auf das ganze Tamtam. Es bringt schließlich eine gewisse Entspannung mit sich, wenn nicht gleich alle Welt mit Argusaugen beobachtet, was man nun schon wieder treibt. Dabei wäre genau das nun geradezu passend: Denn O'Halloran hat mit "Silfur" sein erstes Soloalbum seit zehn Jahren am Start und es ist toll geworden. Dabei sind die Songs zum größten Teil nicht einmal ganz neu, sondern lediglich überarbeitet oder mit Streichern unterlegt.

Wissen Sie was? Streichen Sie das rotzfreche "lediglich" gern wieder. Denn auch wenn auf dem ersten Album seit dem 2011er-Werk "Lumiere" nicht alles neu ist, heißt das nicht, dass hier nichts glänzen würde. "Silfur", das während der Corona-Pandemie an O'Hallorans Zweitwohnsitz im isländischen Reykjavík entstanden ist, funktioniert dennoch ganz ausgezeichnet. Kenner werden ohnehin völlig problemlos die kleinen, aber feinen Unterschiede eines Klassikers wie "Opus 20" heraushören. Sie werden bezeugen, dass die Neu-Auflage von "Opus 17", das man "Marie Antoinette" sei Dank längst kennt, ein ganz eigenes Wunder ist. Und dass die zweite Version dank der Unterstützung des Siggi String Quartets mit dem Original nicht mehr viel gemeinsam hat und trotzdem unbedingte Daseinsberechtigung genießt.

Und ausschließlich olle Kamellen gibt es auf "Silfur" dann eben doch nicht. Eingerahmt wird das gute Stück nämlich von zwei bis dato neuen Kompositionen. Der Opener "Opus 56" ebnet den Weg, geht behutsam auf Zehenspitzen, bereitet mit frischem Wind auf die Reise durch die Vergangenheit in neuem Gewand vor und wirkt trotz fast viereinhalb Minuten Spielzeit immer noch viel zu kurz. Das von der isländischen Cellistin Gyða Valtýsdóttir unterstützte Finale mit "Constellations no. 2" schließt dann den Kreis: Laut O'Halloran hatte er das Stück bereits vor längerem in seiner alten Berliner Wahlheimat geschrieben und verabschiedet sich damit nun von dieser Zeit. Es ist es gelungenes Adieu auf einem Album, das aus vielen Blicken ins Zurück besteht. Und genau der richtige Moment, um nach vorne zu schauen, wenn auch Dustin O'Halloran endlich mit den angemessenen Ausrufezeichen begrüßt wird.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Opus 56
  • Opus 17 (Silfur version)
  • Constellation no. 2 (feat. Gyða Valtýsdóttir)

Tracklist

  1. Opus 56
  2. Opus 28 (Silfur version feat. Siggi String Quartet)
  3. Opus 44 (Silfur version)
  4. Opus 18 (Silfur version)
  5. Opus 17 (Silfur version)
  6. Opus 55 (Silfur version feat. Bryan Senti)
  7. Opus 12 (Silfur version)
  8. Fine (Silfur version)
  9. Opus 20 (Silfur version)
  10. Opus 7 (Silfur version)
  11. Opus 30 (Silfur version)
  12. Opus 17 (Silfur version feat. Siggi String Quartet)
  13. Opus 21 (Silfur version)
  14. Opus 37 (Silfur version feat. Siggi String Quartet)
  15. Constellation no. 2 (feat. Gyða Valtýsdóttir)
Gesamtspielzeit: 59:54 min

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Herder

2021-11-09 20:18:15

Tolles Album, das mich die letzten Wochen oft begleitet hat. Mit die schönsten Melodien, die ich in letzter Zeit gehört habe. Toll auch, wie er die bereits bekannten Stücke angereichert und vertieft hat. Dass man dafür anscheinend immer nach Island reisen muss ...

Armin

2021-07-29 20:51:12- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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