John Mayer - Sob rock

Columbia / Sony
VÖ: 16.07.2021
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ein angenehmer

Im Pop wird nicht immer nur die Musik bewertet. Das fällt vor allem bei Künstlerinnen auf: Bei Madonna geht es immer auch um ihr Aussehen und die Wandelbarkeit, bei Taylor Swift muss immer auch erwähnt werden, von welchem Ex-Freund ihre Songs wohl handeln. Einer von ihnen soll John Mayer sein. Bei ihm scheint der Klatsch oft interessanter als seine Songs. Wer mit diesen bisher keine Berührungspunkte hatte, hat seinen Namen vermutlich schon im Zusammenhang mit Bezeichnungen wie "Herzensbrecher" oder "Womanizer" gelesen. In der Tat ist er aber mit seiner Musik nicht unerfolgreich. Sieben Grammys konnte Mayer bisher einsacken, seine Alben haben sich in den US-Charts immer weit oben platziert.

Mit "Sob rock" vertieft Mayer nun konsequent den Stilmix, für den er ebenfalls bekannt ist. Der Songwriter vermischt Elemente aus Country, Rock, Pop und Blues. Die Vorabsingle "Last train home" bringt mit einem prägnanten Keyboard sogar 80er-Sounds auf den Spuren von Toto und Eric Clapton mit. Dazu gesellt sich Mayers unaufgeregter Gesang. Was vor allem beim ersten Durchgang sehr simpel erscheint, entpuppt sich schnell als waschechter Hit – spätestens, wenn der beinahe penible Gesang von Countrysängerin Maren Morris einsetzt. Das Besondere: Ein eindeutiger Höhepunkt oder ein eingängiger Refrain kommen bei "Last train home" an keiner Stelle vor. Stattdessen zieht sich eine gelassene Euphorie durch den Song. Bei "New light" verhält es sich ähnlich. Hier sorgt ein Synthesizer ebenfalls für deutliche 80er-Einflüsse. Mayers Gesang führt durch eine eher monotone Melodie, die durch Wiederholungen und überraschend hohe Töne immer wieder aufgelockert wird.

Schlägt der Songwriter mit "Sob rock" noch mal ein völlig anderes Genre ein? Nicht ganz. Insgesamt machen die erfrischenden Retro-Sounds nicht die Mehrheit des Albums aus und kommen etwa noch in "Carry me away" oder der ebenfalls hitverdächtigen Single "Shot in the dark" vor. Die deutlichen 80er-Einflüsse hat der Songwriter im Interview mit dem US-amerikanischen Rolling Stone sogar als "Shitpost" bezeichnet und etwas, das er erst aus sich herauslocken musste.

Mayer lässt noch viel Platz für jene Songs, die man auch geringschätzig als "Kuschelrock" abtun könnte. Der Fokus liegt auf langen Gitarrensoli und geradezu trägen Drums, wie etwa in "I guess I just feel like". Einen Hauch lässiger wird es wieder mit "Wild blue", in dem die Saiten vor allem gezupft werden. In Stücken wie diesen wird Mayer wieder zu dem Musik-Klischee, als das er vermutlich auch wahrgenommen wird. Doch ohne Regen keine Blumen: Erfreuliches wie "Last train home" und "Shot in the dark" lässt darüber hinwegsehen.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Last train home
  • Shot in the dark

Tracklist

  1. Last train home
  2. Shouldn't matter but it does
  3. New light
  4. Why you no love me
  5. Wild blue
  6. Shot in the dark
  7. I gues I just feel like
  8. Til the right one comes
  9. Carry me away
  10. All I want is to be with you
Gesamtspielzeit: 36:24 min

Im Forum kommentieren

Zappyesque

2021-07-30 10:21:36

Naja, ich erwarte ja nicht, dass er sich plötzlich in einen tollen Geschichtenerzähler verwandelt, aber für mich hat er es in Vergangenheit öfter geschafft kompakte Songs zu produzieren, deren pathetischer Gehalt immer schön im Kontrast zu einer trockenen Struktur und einem ausgeglichenen Klangbild stand. Das wurde ja mit Continuum auf den Gipfel gebracht aber auch so ein Album wie Born and Raised ließ sich sehr gut von Anfang bis Ende durchhören, mit Glanztaten wie unter anderem "Walt Grace's Submarine Test, January 1967" und "If I Ever Get Around to living". Hier herrscht irgendwie diese Selbstironische Note (die er selbst in Interviews offenlegt) vor und zieht einen recht belanglosen Filter über die Geschichte. Gleichzeitig ist das Songwriting einfach mieser (Why you no love me und Shot in the Dark gehören für mich mit Abstand zu seinen Karriere-Lowlights, anderen Stücken habe ich noch nicht genug Gehör geschenkt um ein endgültiges Urteil zu treffen, nach den ersten paar Durchgängen habe ich aber auch nicht den Eindruck, dass sie es bedingen.)

jo

2021-07-30 10:02:21

@Zappyesque:

bei dem selbst die Lichtblicke (Shot in the dark, last train home, I guess I just feel like) was musikalische Nuancen und Texte angeht zu wünschen übrig lassen

Ich verstehe, dass man strenger sein kann (kann ja nerven, dass es immer ähnlich läuft bei ihm), aber das Zitierte war bei ihm doch schon immer so...

Eurodance Commando

2021-07-30 01:15:42

Hat ein unfassbares Talent und dann macht er immer diese Softiegrütze. Nee danke. Dann lieber nochmal Chappelle's Show...

Zappyesque

2021-07-29 22:08:13

*Shot in the dark gehört in meinem vorigen Post mit Wild Blue ausgetauscht

Zappyesque

2021-07-29 22:05:52

Da kann man mMn ruhig mal strenger sein. Ein sehr schwaches Album von dem offensichtlich talentierten Herrn, bei dem selbst die Lichtblicke (Shot in the dark, last train home, I guess I just feel like) was musikalische Nuancen und Texte angeht zu wünschen übrig lassen. "New Light" ein ganz schnuckeliges Stück Pop-Minimalismus, sonst insgesamt nochmal knapp unter dem bereits schwächlichen The Search For Everything. Sehr wackelige 5/10.

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