Majan - Skits

Schere Stein Papier / Four / Sony
VÖ: 16.07.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Feelings aus der Asche

Das Intro von "Skits" irritiert ein wenig und führt auf die falsche Fährte. Ein Rockstar ist der 21-jährige Marian Heim beim besten Willen nicht. So wirkte der als Majan musizierende Schwabe bis dato in Interviews stets recht bodenständig, machte einen reflektierten Eindruck und trotz Baggy Pants keinen auf dicke Hose. Dass er sich im Laufe der letzten zwei Jahre Stück für Stück vom Nobody aus der Provinz bis hin zum Geheimtipp der Deutschrap-Szene und Gewinner eines New Music Awards gemausert hat, muss also andere Gründe haben als die mittlerweile stereotypen Alphatier-Klischees und sonstigen artverwandten Unarten. Und siehe da: Es ist schlicht und ergreifend musikalisches Talent, das Majan nach bisher zwei EPs und diversen Singles nunmehr auf Albumlänge unter Beweis stellt.

Es beginnt düster. In "Zombie" beschreibt Majan mit Unterstützung des Kölner Rappers Edo Saiya das Auf und Ab gemeinsam durchzechter Nächte. Eine geradlinig transportierte Hassliebe zwischen Euphorie und den eigenen Dämonen: "Hab' Angst, dass ich was verpasse / Schon wieder 'ne Nacht rum, sie macht mich blass / Ich guck' tiefer ins Glas und ich verlier' meine Schatten / Sie macht mich high, wieder macht sie mir Spaß / Wieder macht sie mich kalt, wieder fuckt sie mich ab / Doch sie lässt mich vergessen, was war / Wieder lockt sie mich in ihren Rausch, ja, ja." Majan hat in seinen jungen Jahren scheinbar schon jede Menge mitgemacht und versteht es, seine emotionalen Erlebnisse und tiefsinnigen Gedanken in melancholisch verpackten Beats zu vertonen. "Ich will mit Dir allein sein, Tag und Nacht / Ich will niemanden hören, ich will nur, dass Du mir sagst / Dass Du mich willst und Du mich brauchst / Diese Feelings in mei'm Bauch", singt er in "Feelings" und jeder weiß, was der gute Mann meint. Würde man Majan als reinen Deutschrapper bezeichnen, täte man ihm Unrecht. Inhaltlich sowieso, aber auch rein technisch bewegt er sich gekonnt zwischen Rap und Gesang, wie er auch in "Jede Nacht" beweist, einer Rückschau auf sein bisheriges Tourleben mit allen Vor- und Nachteilen und dem permanenten Drang, eine Lücke im Leben zu füllen.

Majan, der in den letzten Jahren durch Kollaborationen mit Cro oder Lea erste Mainstream-Erfolge feierte, hat auch jetzt mit Clueso einen der bekannteren Charts-Protagonisten an seiner Seite. Mit "Dead or alive" liefern die beiden einen funky Popsong für zwischendurch ab, der in diesem Sommer sicherlich noch seinen Weg ins Radio finden dürfte. Ähnlich gut gelaunt geht es bei "STFU" mit Sin Davis und allen voran bei der ultimativen Tanznummer "Gin & juice" zur Sache. Letzteres ist zwar kein Cover des gleichnamigen Snoop-Dogg-Tracks, hält sich inhaltlich aber in ähnlichen rauchigen und feuchtfröhlichen Gefilden auf. In alledem zeigt sich Majans Vielseitigkeit. Zwischen Pop, Rap und Dance passt sogar noch eine Piano-Ballade wie "Deine Haut / Gone", mit der der Newcomer eine kurz vor dem Ende stehende Beziehung beschreibt und ein klares Statement gegen Homophobie abgibt. Auch nicht gerade selbstverständlich in diesem Genre, aber "I am not a rapper, ich will nur ein bisschen Frieden, Peace." Rockt irgendwie doch.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Zombie
  • Jede Nacht
  • Gin & juice

Tracklist

  1. Rockstar / Intro
  2. Zombie
  3. Feelings
  4. Hinterhaus
  5. Jede Nacht
  6. STFU
  7. Your face
  8. Gin & juice
  9. Dead or alive
  10. Deine Haut / Gone
  11. 5 Cent / Outro
Gesamtspielzeit: 32:09 min

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Armin

2021-07-29 20:50:50- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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  • Majan - Skits (1 Beiträge / Letzter am 29.07.2021 - 20:50 Uhr)