Faye Webster - I know I'm funny haha

Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 18.06.2021
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Spannende Entspannung und wache Tagträume

Mit erst 23 Jahren hat Faye Webster vieles verstanden und schon vieles richtig gemacht. Nach zwei Studioalben und einer selbstveröffentlichten Platte in jüngeren Jahren wurde Faye Webster als Newcomerin mit großer Zukunft gefeiert. Ihr verträumter Sound und ihr ironisches Storytelling wissen zu überzeugen und passen zum Zeitgeist. Die Künstlerin beherrscht dabei Gratwanderungen, an der andere oft scheitern: Ihr lässig-slackeriger Sound ist trotz seiner Entspanntheit spannend. Er lädt zum Träumen ein, nicht aber zum Einschlafen.

Nun erscheint der Nachfolger von "Atlanta Millionaires Club" und schafft es, das hohe Niveau des Vorgängers nicht nur zu halten, sondern auch noch einmal einen Zahn zuzulegen. Musikalisch bewegt sich Webster auch auf "I know I'm funny haha" zwischen Pop, Indie-Folk, Alt-Country und R'n'B. Eine Mischung, die zwar ungewöhnlich klingen mag, aber im Ergebnis stimmig und melodisch ist. Auch wenn das Klangbild nicht so stark von den Vorgängern abweicht, ist das Werk nun noch ausgereifter und erwachsener. Die gehypte Künstlerin wird den hohen Erwartungen gerecht und liefert ihr bisher stärkstes Album ab.

Den Auftakt macht das wunderbare "Better distractions" und ist ein wunderbarer Einstieg für das, was folgt. Der Titel wurde letztes Jahr bereits als Single veröffentlicht und hat die Bekanntheit von Faye Webster deutlich gepusht, da kein geringerer als Barack Obama den Song in seine persönlichen Jahrescharts aufgenommen hat. Nach dem tollen Opener wird der Sound noch entspannter, und die Lyrics werden teilweise fast erzählend vorgetragen. Webster versucht nach eigener Aussage, Situationen oder Aussagen, die eher nebensächlich sind, in den Mittelpunkt zu stellen. Eine solche Alltäglichkeit ist auch der Titeltrack, der unter anderem die Situation besingt, bei der sie jemanden zum Lachen gebracht hat. Dabei berichtet sie nicht vom Witz oder der Begebenheit selbst, sondern von deren Wirkung in dem Moment und der Nachwirkung für sie. Sie schafft es durch ihre Lyrics, in der Schlichtheit der Situationen Bilder zu erschaffen und einen Scheinwerfer auf die Banalitäten zu legen. Ihr Unterton ist dabei immer leicht ironisch distanziert. Mit verträumten Klängen und Bildern aus dem Leben wird man nun eine Weile eingelullt und darf sich Tagträumen hingeben, während ein Hit nach dem anderen läuft, wie die melodische Single "In a good way". Bevor man jedoch zu sehr wegträumt, ertönt das kraftvolle und eindringliche "Cheers". Song und Album gewinnen in der Symbiose noch einmal deutlich. Auch bringt der Titel mit einer gewissen Schwere ein neues Element in Websters Sound.

Nach vier Singles in den ersten sechs Songs könnte man nun einen Qualitätsabfall erwarten, wird jedoch schnell eines Besseren belehrt. Beispielweise "A stranger" ist im positiven Sinne repräsentativ für den Sound des Albums mit der verspielten Melodie. Beim Duett "Overslept" wird sie von der Sängerin Mei Ehara auf Japanisch unterstützt. Mei Ehara wird als großer Einfluss auf die Platte angegeben, und das wundert spätestens nach diesem Titel nicht mehr, da der Ton, den beide treffen – abgesehen vom sprachlichen Unterschied – sehr ähnlich ist.

Ähnlich, aber doch anders passt gut in den Gesamtkontext des Albums, da oft nur an Nuancen geschraubt wird, damit es mal mehr nach Indie-Folk klingt oder mal mehr Elemente aus dem Pop hat oder durch nur leichte Veränderungen Entspanntes zu Spannendem wird. "I know I'm funny haha" birgt viel zu entdecken und wird dem Hype um Webster völlig zurecht noch einmal ordentlich Auftrieb geben.

(Marian Krüger)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Better distractions
  • I know I'm funny haha
  • Cheers
  • A stranger

Tracklist

  1. Better distractions
  2. Sometimes
  3. I know I'm funny haha
  4. In a good way
  5. Kind of
  6. Cheers
  7. Both all the time
  8. A stranger
  9. A dream with a baseball player
  10. Overselpt (feat. Mei Ehara)
  11. Half of me
Gesamtspielzeit: 40:51 min

Im Forum kommentieren

Kamm

2021-07-06 10:06:01

Mehr chillige Vibes für Interessierte:

Smells like Webster Spirit

nörtz

2021-07-06 09:15:53

Mir gefallen die chilligen Vibes, die das Album erzeugt. Genau mein Ding.

VelvetCell

2021-07-06 07:55:38

Gerade mal reingehört.
Erster Gedanke bei Ansicht ihrer Spotify-Künstlerseite: Ach, das ist die mit dem unfassbar hässlichen Cover! (Zum Vorgängeralbum Atalanta Millionaires Club). Warum möchte man sich so inszenieren? Das stimmte mich erstmal negativ ein.

Musik (I know I´m funny) dann aber doch gefällig, ohne dass sie auf die Einkaufsliste kommt. Weil, da stimme ich meinen Vorrednern zu, zu langweilig.

Kojiro

2021-06-28 16:06:24

"Cheers" finde ich mit Abstand am besten. Durchaus einige interessante musikalische Ideen, aber als Album leider stinklangweilig und unspektakulär. Passiert so gut wie nichts auf dem Album.

Yndi

2021-06-28 09:45:01

Lustig, bei Men I Trust ist mir alles eingeschlafen, Faye Webster finde ich um Längen besser (wenn auch nicht wirklich vergleichbar). Superstarke Platte!

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