Pom Pom Squad - Death of a cheerleader
City Slang / Rough TradeVÖ: 25.06.2021
Der Quarterback war's
Ein Drama wie aus einem MTV-Film in den Neunzigerjahren: Tod, Trauer und Trostlosigkeit. Eine Highschool irgendwo in Nowhere, USA. Auf der einen Seite der Cafeteria die Normalos in Flanellhemden und zerrissenen Jeans, auf der anderen die Spitzensportler mit Football-Stipendium fürs College in der einen Hand und ihrem Anhängsel des Monats in der anderen. Die Chefin der Cheerleader, selbstverständlich exklusiv liiert mit dem Quarterback des Schul-Teams, stirbt unter rätselhaften Umständen. Jeder gerät in Verdacht. Intrigen, Lügen, Verrat – am Ende war es ein schlecht vertuschter Unfall, an dem der Freund beteiligt war. Ist das spannend! "Death of a cheerleader", der Film: Längst verfügbar in Ihrem Nostalgie-Kino. "Death of a cheerleader", das Album: Bald schon beim Plattenhändler und Streaming-Dienst Ihres Vertrauens. Pom Pom Squad sei Dank.
Die New Yorkerin Mia Berrin, ihres Zeichens verantwortlich für diese Band, von der Sie noch nie gehört haben (aber sollten), hat mit ihrem Debütalbum einen Soundtrack auf die Beine gestellt, für den es eigentlich gar keinen dazugehörigen Film braucht. Sondern nur die richtige Stimmung. Mit der Unterstützung von Illuminati Hotties' Sarah Tudzin entstanden satte 14 Songs zwischen Pop, Noise und Grunge, deren ganze Ästhetik gar nicht darauf aufbaut, dass man sich mit ihr identifizieren könnte. "Death of a cheerleader" tut oberflächlich zwar so, als wäre es ein typisches Teenage-angst-Album irgendeines Riot girls. Aber seine herrliche Überzeichnung ist perfektes Popcorn-Kino für die Ohren. Man nehme nur mal das stürmische "Red with love", bei dem Berrin trotz aller vertonten Dringlichkeit nicht vergisst, wie ein waschechtes sehnsüchtiges Mädchen heulend auf dem Boden rumzurutschen und ihren Liebsten um ein Zeichen seiner Zuneigung anzuflehen. Kaum vorstellbar, dass sie dabei nicht selbst einen kleinen Mord, pardon, Unfall plant.
Aber zurück zum Anfang, denn der ist passend: Da sorgt nämlich der nicht mal einminütige Instrumental-Opener mit eindeutig gemopster "Mr. Sandman"-Glockenspiel-Melodie für einen geradezu traumhaften Einstieg. Anschließend haut "Head cheerleader" sich dann mit Karacho die eigene Unsicherheit um die Ohren: "My worst decisions are the ones I like the best." Ja: Been there, done that. Während Berrin sich noch die Schuluniform zurechtzupft, stopft sich "Cake" rotzfrech mit frischgebackenen Süßigkeiten die Plauze voll und hat auch noch Spaß dabei. Und falls es doch zu viel war, lässt es sich dem völlig abgefahrenen "Lux" sei Dank wenigstens ordentlich auskotzen. Benannt nach einer der Hauptfiguren aus Jeffrey Eugenides' Roman "The virgin suicides" – noch so ein Neunzigerjahre-Teenie-Drama, mit Kirsten Dunst in der Rolle der Lux –, ist diese Abrechnung mit dem einen oder anderen sprunghaften Vertreter des männlichen Geschlechts ein zwar sehr kurzes, aber doch eindeutiges Highlight.
Die Kürze machts bei so manchem Track dann wirklich aus: Auch das rasante "Shame reactions" kratzt nicht mal annähernd an der Zwei-Minuten-Marke, nutzt seine geringe Spielzeit aber von vorne bis hinten voll aus. Derweil träumt "This couldn't happen" nicht eine Sekunde zu lang vor sich hin und bewahrt sich so selbst vorm dramatischen Absturz in den Kitsch. Das darauffolgende "Be good" greift die bereits gehörte "Mr. Sandman"-Melodie wieder auf und versucht gar nicht erst aufzuwachen. Stattdessen stolpert es von einer sehr düsteren Traumwelt in eine quietschbunte voller Luftballons und Zuckerwatte – eine, in der man während des "Crimson + clover"-Covers selbst ein paar verhuschte Küsse mit John Cusacks Charakter aus "High fidelity" austauschen kann. Am Ende sagt Berrin "Thank you and goodnight" mit einer nicht mal ganz halbminütigen Credits-Montage. Und aus: Klappe zu, Cheerleader tot. Hoffentlich bricht sich der Quarterback beim nächsten Spiel den Arm.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Head cheerleader
- Lux
- Red with love
- Be good
Tracklist
- Soundcheck
- Head cheerleader
- Crying
- Second that
- Cake
- Lux
- Crimson + clover
- Red with love
- Forever
- Shame reactions
- Drunk voicemail
- This couldn't happen
- Be good
- Thank you and goodnight
Im Forum kommentieren
Saschek
2022-03-29 16:23:03
Höre das gerade und finde es nicht schlecht. Weiß nicht, warum ich erst jetzt darauf komme. Habe das letztes Jahr offenbar verpasst. Das Cheerleader-Thema kann natürlich auf Dauer nerven und bietet vielleicht etwas wenig Substanz für weitere Alben nach dem gleichen Strickmuster. Aber so für den schnellen Hunger zwischendurch ist das hier nicht übel.
Armin
2021-12-15 21:40:35- Newsbeitrag
Pom Pom Squad und ihr Debütalbum "Death Of A Cheerleader" haben es kürzlich in zahlreiche Jahresendlisten von Rolling Stone, NPR, Consequence, Paste und anderen geschafft. Heute meldet sich die Band aus Brooklyn überraschend mit einer Cover Version von Nada Surf's "Popular" zurück, einem der College Rock / Indie Klassiker der 90ziger eine geniale Rock-Ode an die Desillusionierung der Jugend. Dabei konnten Pom Pom Squad auch Nada Surfs Sänger/Gitarrist Matthew Caws auf dem Track als Feature Guest gewinnen und haben sogar das mittlerweile legendäre Musikvideo nachgestellt. Es wurde an der Bayonne High School gedreht wurde, wo auch das Original Video gefilmt wurde:
Was mit ein paar lustigen Tweets begann, in denen Pom Pom Squad ihre Bewunderung für Nada Surf zum Ausdruck brachten, entwickelte sich bis hin zu einer gemeinsamen Tour im vergangenen Herbst und nun zu dieser neuen Zusammenarbeit - ein Moment, in dem sich der Kreis für eine der gefeiertsten neuen Stimmen der Rockmusik des Jahres 2021 schließt.
“Working with Nada Surf was such a dream,” sagt Mia Berrin von Pom Pom Squad. “They’re such an incredible group of individuals and were so kind to everyone in PPS during our time out on tour together. It’s hard not to be inspired by their career, so to intersect with their legacy even a little bit is really special.”
“I think the video is amazing! i love how it feels like a shot-for-shot recreation at the start but quickly takes on its own totally new character. The original was shot in 1996, looking back at previous decades, while this one feels set in the present day, looking inwards and towards the future.”, sagt Matthew Caws zum Video und fügt noch hinzu: “Another really cool aspect of the video is that the cheerleader character feels more and more sincere and human as the story develops. By the end, she's much more than a player in a high school creation, she's a person in the world and the singer of the song.”
"Popular" folgt auf die Veröffentlichung ihres Spotify Fresh Finds-Originaltracks "Until It Stops" und einer Flut von Lob für ihr Debütalbum, das Pitchfork als "eine feurige Erkundung von Liebe, Wut und Coming-of-Age" bezeichnete, Consequence schrieb "eine Band, die den Mangel an Grenzen im Rock des 21. Jahrhunderts umarmt", und das NPR verkündete "selten landet ein Künstler in so einem kreativen Sweet Spot wie Berrin". Pom Pom Squad wurde von Stereogum zu einer der "40 Best New Bands Of 2021" gekürt, die sagen, dass das Album "vollgepackt ist mit klebrigen Hooks, Elend in Moll und dramatischen orchestralen Hymnen. Jedes Stück wird von Berrins agilem Gesang gekrönt, der aufjault, aufsteigt und ein lebhaftes Spektrum an Emotionen vermittelt."
Pom Pom Squad hat außerdem kürzlich eine Headliner-Tour durch Nordamerika und Europa angekündigt, die im nächsten Frühjahr beginnen soll. Alle Termine unten.
EU TOURDATEN 2022
Jun 10 - London, UK @ Moth Club
Jun 11 - Bristol, UK @ Strange Brew
Jun 12 - Brighton, UK @ Hope & Ruin
Jun 14 - Brussels, BE @ Witloof Bar @ Botanique
Jun 15 - Amsterdam, NL @ Paradiso
Jun 16 - Hamburg, DE @ Molotow Skybar
Jun 17 - Berlin, DE @ Kantine am Berghain
Armin
2021-06-18 22:05:42- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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Referenzen
Spotify
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