Fear Factory - Aggression continuum

Nuclear Blast / Rough Trade
VÖ: 18.06.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Abgesang

Diese Geschichte beginnt mit ihrem Ende. Was sich in der Literatur streng verbietet, ist beim neuen Album von Fear Factory unumgänglich: Man muss den Schlussakt zuerst betrachten. "This can't be real" heißt es in "End of line", und doch ist es genauso, wie es ist: Fear Factory in der Form, in der wir sie kennen, sind Geschichte. Das ist so real wie schade, denn Sänger Burton C. Bell, der fortan nicht mehr Teil des Ganzen ist, hat dieser Band ein besonderes Profil gegeben. "How can this be reality?" fragt er im selben Song und bringt damit seine Gedankenwelt auf den Punkt. 32 Jahre nach ihrer Gründung gehen Bell auf der einen und die weiteren Musiker auf der anderen Seite getrennte Wege.

Durchaus bemerkenswert, dass "Aggression continuum" unter diesen Vorzeichen überhaupt noch die Liste der Diskografie bereichert. Die fortwährenden Streitigkeiten zwischen Gitarrist Dino Cazares und Sänger Bell, die ein Außenstehender nur schwer nachvollziehen konnte und kann, und die Corona-Pandemie sorgten für eine Verschiebung des eigentlich geplanten Veröffentlichungszeitpunkts. Zwischendrin war nicht mehr klar, ob die Platte tatsächlich beim Fan landet. Jetzt steht fest: Sie ist da. Und: zum Glück! Denn was die Band hier noch einmal mehr oder minder gemeinsam auf die Beine gestellt hat, unterstreicht die außerordentliche Stellung, die Fear Factory im weiten Universum des Heavy Metal darstellen: Pioniere eines besonderen Klangspektrums.

In "Recode" gleich zum Auftakt rufen Bell und seine inzwischen ehemaligen Weggefährten alle Markenzeichen der Band ab und legen einen der besten Songs vor, die in mehr als drei Jahrzehnten Bandgeschichte eingespielt wurden. Insbesondere der unvergleichliche Wechsel des Sängers zwischen seinem authentisch wütenden Geschrei und den sauber eingesungenen Passagen begeistert auch in den meisten übrigen Stücken, wie beispielsweise "Aggression continuum" oder "Fuel injected suicide machine". Es ist einfach herrlich mit anzuhören, wie die Gitarren braten, der Bass tiefe Tiefen erkundet und die Schlagzeugtöne den Laden zusammenhalten. Der Mensch-Maschine-Kontrast, seit jeher inhaltlicher Anker, steht auch diesmal wieder im Mittelpunkt. Kurzum: Die US-Amerikaner, die mit ihrem frühen Werk "Demanufacture" einen Meilenstein abgeliefert haben, tragen im Prinzip noch immer ausreichend Kreativität und Energie in sich. Aber eben nur im Prinzip.

Klar, die Geschichte von Fear Factory war nie eine der puren Harmonie. Immer wieder gab es Reibereien, juristische Scharmützel, muntere Besetzungswechsel. Sogar eine Klage um die Namensrechte. Zwischendrin war die Band nicht einmal mehr existent, kam dann aber doch wieder, irgendwie ging es halt immer weiter. Auch Cazares, offenbar Auslöser des Sängerabgangs, war für einen längeren Zeitraum nicht mehr Bestandteil der Truppe. Nun also der nächste Schlussstrich, Burton C. Bell ist raus. Aber: Wer kann sich bei dieser Formation wirklich sicher sein, dass es der letzte Akt war? "Aggression continuum" jedenfalls macht eigentlich großen Appetit auf mehr.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Recode
  • Disruptor
  • End of line

Tracklist

  1. Recode
  2. Disruptor
  3. Aggression continuum
  4. Purity
  5. Fuel injected suicide machine
  6. Collapse
  7. Manufactured
  8. Cognitive dissonance
  9. Monolith
  10. End of line
Gesamtspielzeit: 48:39 min

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Armin

2021-06-09 21:20:16- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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