Jim Ward - Daggers

Dine Alone / Membran
VÖ: 11.06.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Kopf hoch, punken

Schließt man vom Werk auf seinen Schöpfer, scheint sich Jim Ward neuerdings vor allem frei und unbeschwert zu fühlen. Früher war seine Musik mit At The Drive-In und im Nachgang mit Sparta von Wut oder Zerrissenheit geprägt. Sein Soloalbum "Daggers" ist wie schon Spartas letzte Platte "Trust the river" jedoch nicht nur eine kurze und unkomplizierte Affäre, sondern auch ebenso leichtfüßig. Es wandelt klar auf deren Spuren, macht aber gleich mehrere Dinge besser. Zum einen ist die Produktion runder geworden, die wieder vermehrt rockigen Songs strahlen eine warme Energie ab. Zum anderen fügen sich die Stücke deutlich organischer zu einem Gesamtwerk zusammen. Skizzen wie der Opener "Day by day", der ein Akustikalbum im Stile von Wards EPs zwischen 2007 und 2011 antäuscht und dann losbrettert, stehen neben ausladenden Moll-Dramen wie "Keep on failure". Durchgehend gerockt wird auch: Neben dem energischen Closer "King yourself" fetzt vor allem "I got a secret" mit War On Womens Shawna Potter, in dem die beiden sich Zeilen wie "Got your fingerprints on me" über den Krach zushouten.

Was "Daggers" vor allem ausmacht, sind die kleinen und großen Melodien, die hinter jeder Ecke warten. Schon "Blink twice" am Anfang klingt so unverkennbar nach Wards harmonischer Handschrift, dass jegliche Kennenlernphase entfällt. Das etwas sanftere "Electric life" ist einer der hübschesten Songs, die der Texaner bisher geschrieben hat. "There's no trace left of you / Just footprints in the sea" – auch auf "Daggers" ergeben die Texte vordergründig nicht immer einen Sinn, untermalen jedoch die Stücke mit Bildern, die der Stimmung dienlich sind. Ist "Karma comes around / Crashing through the sound" nun Unsinn oder tiefe Poesie? Für den Genuss der Songs völlig unerheblich. Ward weiß einen um den Finger zu wickeln, im hier zitierten "Safe pair of hands" beispielsweise mit gekonntem Wechsel zwischen anmutiger Strophe und pathetisch aufgetürmten Riffs im Refrain. Überrascht wird man höchstens vom unvermittelten Ende bei "Polygraph (Attack)", das sich kurz nach dem Losgaloppieren selbst abwürgt.

Insgesamt bleibt der Scope von "Daggers" natürlich klein, die Platte wirkt nicht nur aufgrund der Laufzeit von 33 Minuten wie ein gut verdaulicher Snack. Neuerfindungen, Kapriolen und Publikumsüberforderung überlässt Ward mal schön den anderen Ex-Kollegen mit den komplizierten Namen und konzentriert sich auf sein zeitloses Handwerk. Das ergibt ein runderes Werk als das noch sehr unentschlossene "Trust the river", welches im Nachhinein dank ähnlich unaufgeregtem Spirit besser als Soloplatte hätte deklariert werden sollen. "You can't give up, you can't give in", wiederholt Ward wie ein Mantra während des nach oben blickenden Openers. Gut, dass er keins von beidem getan hat.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Electric life
  • I got a secret (feat. Shawna Potter)
  • Foreign currency

Tracklist

  1. Day by day
  2. Blink twice
  3. Electric life
  4. Paper fish
  5. I got a secret (feat. Shawna Potter)
  6. Keep on failure
  7. Polygraph (Attack)
  8. Foreign currency
  9. Safe pair of hands
  10. King yourself
Gesamtspielzeit: 32:55 min

Im Forum kommentieren

Armin

2021-06-02 21:29:11- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

sizeofanocean

2021-05-28 23:13:22

puh, der gute hat seine starken Songideen echt schon lange aufgebraucht...

Felix H

2021-05-28 20:00:33- Newsbeitrag

Und hier dann die tatsächlich heute neu veröffentlichte Single:

Armin

2021-05-28 19:33:51

JIM WARD - "Foreign Currency"
Stream: https://fanlink.to/JimWard


"Daggers" ist zwar eine Solo-Platte, aber allein war Jim Ward dabei nicht: Tucker Rule von THURSDAY spielte die Drums ein, Ben Kinney von INCUBUS die Drums. Das erklärt den stürmischen, verzerrten Sound des Albums. "Foreign Currency" ist nach "Paper Fish" und "I Got A Secret", bei dem Shawna Potter von WAR ON WOMEN mitsingt, die dritte Single aus dem Album.

"Ich glaube, der Moment im März 2020, als die Welt anhielt, war ein großes Geschenk für mich. Ich habe es dank dieser neuen Situation geschafft, mich endlich von der Vergangenheit zu lösen. Emotional und mental hatte ich vieles von mir weggeschoben, und nun hatte ich endlich die Zeit, mich mit mir selbst zu beschäftigen", erzählt Jim Ward über "Foreign Currency", und: "Der Track behandelt die Erkenntnis, dass man die, die man am meisten liebt, am meisten schadet, wenn man nicht ehrlich zu sich selbst ist. Es brauchte den Lockdown, meine Gitarre und viel Zeit allein mit mir selbst, um das zu raffen."


Bisschen Prosa noch.

Felix H

2021-05-28 15:30:02- Newsbeitrag

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