Flotsam And Jetsam - Blood in the water

AFM / Soulfood
VÖ: 04.06.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Jetzt erst recht

Manchmal lohnt es sich, den Weg einer Band zu verfolgen, um ein Album im Gesamtkontext einordnen zu können. Schließlich durchlebt jede Gruppe individuelle Entwicklungsphasen, die sich zwangsläufig im Songwriting niederschlagen, ob man nun will oder nicht. Im Fall von Flotsam And Jetsam geht dieser Weg allerdings durchs Unterholz und über Stock und Stein, anstatt autobahngleich an die Spitze zu führen. Ein Beispiel ist das nach wie vor tolle Album "The cold", mit dem die Band aus Arizona 2011 eine Art Wiedergeburt feierte. Denn nachdem die Platte erst mit einem knappen Jahr überhaupt in Europa veröffentlicht worden war, schien der Erfolg eine zu große Bürde zu sein. Nach einem belanglosen Nachfolger und der ziemlich vergurkten Neueinspielung des Albums "No place for disgrace" sollte es nämlich bis 2016 dauern, bis sich die Band um den stimmgewaltigen Frontmann Eric "A.K." Knutson einem weiteren Neuanfang stellte und diesen mit dem Albumtitel "Flotsam And Jetsam" auch nach außen hin dokumentierte.

"Blood in the water" ist nun der dritte Longplayer dieser neuesten Bandphase und der 14. insgesamt, und tatsächlich kommt gleich zu Beginn so etwas wie Hoffnung auf, dass sich der Fünfer nun endlich einmal konsolidieren kann. Denn der eröffnende Titeltrack ist mehr als ein schnöder Opener, er ist ein Statement. Selten hat man Flotsam And Jetsam so entschlossen erlebt, wenn wie hier rasiermesserscharfe Riffs von knallhartem Geknüppel vorangetrieben werden. Darüber thront ein Refrain mit einer Hook, nach der sich jede ambitionierte Band die Finger leckt, souverän performt vom einem der technisch besten Sänger der Szene. Und das folgende "Burn the sky" setzt gleich noch einen drauf und sorgt für wahlweise glückliches Lächeln oder den Ansatz eines Schleudertraumas vom Headbangen – je nach eigenem Temperament.

Wenn es einen roten Faden gibt, der sich durch 37 Jahre Bandhistorie zieht, dann sind es leider zahlreiche Besetzungswechsel, die immer wieder das musikalische Gefüge durcheinanderbrachten – der bekannteste davon vollzog sich sicherlich 1986, als Bassist Jason Newsted während der Aufnahmen zum Debütalbum "Doomsday for the deceiver" von Metallica abgeworben wurde. Und auch nach der vergangenen Platte "The end of chaos" stieß ein neues Mitglied hinzu, interessanterweise erneut am Bass. Dieses Mal jedoch scheint die Band die Spielfreude konserviert zu haben: "A place to die" beginnt beispielsweise mit höchst filigraner, aber dennoch angemessen harter Gitarrenarbeit und erinnert damit ein wenig an die Fertigkeiten von Bands wie Nevermore. Dem gegenüber stehen die Hook-Sammlung "The walls" und die Powerballade "Cry for the dead", die wunderbar aufzeigen, wie sehr sich spannende Melodien und zupackender Thrash ergänzen können.

Erst gegen Ende schleicht sich ein winziger Abnutzungseffekt ein, erscheint die Platte vielleicht um einen Song zu lang. Aber im Ernst – das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn was sich schon mit "The end of chaos" andeutete, setzt sich mit "Blood in the water" fort: Flotsam And Jetsam scheinen sich momentan auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität zu befinden. "Doomsday for the deceiver" und "No place for disgrace" waren und sind legendäre Platten, die aufgrund ihres Kultstatus in jede gut sortierte Thrash-Sammlung gehören. Ob angesichts heutiger Hörgewohnheiten aktuelle Alben jemals wieder so einen Status erreichen, sei natürlich dahingestellt. Konzentriert man sich jedoch auf einen überschaubareren Zeitraum, nämlich den seit dem letzten Neuanfang, so ist "Blood in the water" sicher das umumstrittene Highlight dieser Phase. Und vielleicht wird man sich auch von diesem Album lange erzählen. Verdient wäre es allemal.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Burn the sky
  • The walls
  • Seven seconds 'til the end of the world

Tracklist

  1. Blood in the water
  2. Burn the sky
  3. Brace for impact
  4. A place to die
  5. The walls
  6. Cry for the dead
  7. The wicked hour
  8. Too many lives
  9. Grey dragon
  10. Reaggression
  11. Undone
  12. Seven seconds 'til the end of the world
Gesamtspielzeit: 53:42 min

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hos

2021-06-07 21:06:11

hab mir die neue bislang noch nicht gegeben, da die vorab veröffentlichen tracks allesamt austauschbarer mist waren und nicht für das stehen, was die Flots mal ausgezeichnet hat: vorwärtsgerichteter, wenig vorhersehbarer und überwiegend origineller metal ohne scheuklappen - mit einem sänger, der es ganz einfach drauf hat. wegen ihm werde ich die tage sicher mal in die restlichen tracks des neuen werks reinhören, meine erwartungshaltung ist eh schon im keller, kann also nix mehr schiefgehen. :D





Armin

2021-05-26 21:05:37- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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