Teke::Teke - Shirushi
Kill Rock Stars / H'ArtVÖ: 07.05.2021
Rumpflos glücklich
Montreal liegt nicht in Japan. Um das herauszufinden, genügt ein Blick auf den Globus, der auch im Jahr 2021 erstaunlich kugelförmig ist. Japanische Kultur beeinflusst seit vielen Dekaden Menschen auf der ganzen Welt. Auch die Musik aus dem fernöstlichen Inselstaat erfreut sich im Westen großer Beliebtheit. Teke::Teke stammen aus dem bereits erwähnten Montreal. Ihre Musik klingt jedoch wie ein Soundtrack zu einem obskuren japanischen Mystery-Thriller aus den 1970er-Jahren. Sentimental, ausufernd, abgefahren. "Shirushi", das Debüt der Band, vereint Einflüsse aus diversen Musiktraditionen, ohne dabei in seichte Weltmusik-Gefilde abzudriften. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die großartigen Bläser- und Streicher-Arrangements, die dem wilden Psychedelic-Rock der Band das gewisse Etwas verleihen. Bleibt noch die Frage nach dem Bandnamen. Gut, dass es das Internet gibt: Ein "Teketeke" ist ein Großstadtmythos. Genauer gesagt ein untotes Mädchen ohne Unterleib, das auf Menschenjagd geht. Für uns eventuell verstörend, normaler Dienstag in Japan.
Beim Hören von "Shirushi" wandern die Gedanken fast wie von selbst in Richtung Tarantino. Der Breitband-Sound des Septetts hätte hervorragend zu "Kill Bill Vol. 1" gepasst. Nicht zuletzt natürlich deshalb, weil auch dort Menschen ohne Gliedmaßen vorkommen. Doch auch ohne Bildmaterial funktioniert die Musik vorzüglich. Immer wieder begibt sich die Band auf instrumentale Exkursionen, die nach ganz weit draußen führen. "Kizashi" basiert beispielsweise auf einem simplen Motiv, das den Musikern als Grundlage für ausgedehnte Improvisation dient. Während sich die beiden Gitarristen duellieren, konzentriert sich die Rhythmussektion darauf, den Laden zusammenzuhalten. Der Star der Show ist indessen Sängerin Maya Kuroki. Sie haucht und seufzt gar herzergreifend, während ringsum der Sturm tobt. Ihre Performance geht weit über herkömmlichen Gesang hinaus, oftmals verfällt sie in einen rezitativen Tonfall, der wunderbar zur exaltierten Musik passt. "Dobugawa" und "Yoru ni" sind hingegen knackige Popsongs, in denen es ganz klar um den Spaß an der Sache geht. Der Kopf darf auch mal Pause machen.
"Kaminari" beginnt mit Stille. Bald erhebt Kuroki ihre Stimme zu einer Art Trauergesang. Nur ein paar Bläser und Streicher dürften Akzente setzen, bevor am Ende alle Musiker einsetzen. In eine ähnliche Kerbe schlägt "Sarabande", das sich fast beiläufig in eine manische Phase hineinsteigert. Hier werden auch die Einflüsse von Künstlern wie Flower Travelin' Band und Food Brain deutlich hörbar. Wem diese Namen nichts sagen, muss sich nicht grämen. Es sei jedoch angemerkt, dass für Entdeckungslustige im japanischen Psychedelic Rock der 60er- und 70er-Jahre wahre Schätze lauern. Teke::Teke hört man die Liebe zu diesem fast vergessenen Genre an. Es ist den Kanadiern hoch anzurechnen, dass sie ihren musikalischen Idolen nicht nur Tribut zollen, sondern ihre ureigene Version japanisch inspirierter Tripbegleitung vorlegen. Wer es eilig hat, höre den Song "Meikyu" und staune. Da brennt der Baum und das Dach gleich mit. Nur die Schraube, die sitzt locker.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dobugawa
- Kaminari
- Sarabande
- Meikyu
Tracklist
- Kala kala
- Yoru ni
- Dobugawa
- Barbara
- Kizashi
- Kaminari
- Sarabande
- Meikyu
- Tekagami
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Armin
2021-05-12 21:59:49- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Teke::Teke - Shirushi (1 Beiträge / Letzter am 12.05.2021 - 21:59 Uhr)