Throat - Smile less
Svart / MembranVÖ: 14.05.2021
Ansteckend schlechte Laune
Es ist keine steile These, zu behaupten, dass die Finnen einen Hang zum Düsteren haben. Ganz im Gegensatz zum Nachbarland Schweden, das schon immer mit breitenwirksamen Popbands wie Roxette oder The Cardigans aufwarten kann, heißen die erfolgreichsten Musikexporte aus Finnland HIM, Nightwish oder Children Of Bodom. Über Sunrise Avenue legen wir hier mal den Mantel des Schweigens. Das Quartett Throat aus der Küstenstadt Turku jedenfalls reiht sich mit einer im besten Sinne sperrigen Mixtur aus Noiserock-, Sludgemetal-, Post-Hardcore- und Industrialelementen in die Reihe der grimmigen Branchenvertreter*innen ein.
Sänger Jukka Mattila bewegt sich mit seinem Gesang irgendwo zwischen Nick Cave, Jack Letten und den Sisters Of Mercy, kann einem aber auch unvermittelt ins Gesicht geifern wie ein bestens gelaunter Page Hamilton. Die Band orientiert sich soundtechnisch deutlich am Noiserock der Neunziger und frühen Nuller Jahre, ohne dabei wie ein Plagiat zu klingen. Der Opener "Conveyor line" schleicht sich zuerst bedrohlich an, um dann gegen Ende wütend loszupreschen, und man ahnt, was einen auf den verbleibenden sechs Songs erwartet. Durch "Grounding" weht eine ordentliche Portion Wüstensand, zu schweren Stoner-Gitarren macht Mattila klar, wo man hier gelandet ist: "No good can happen here / This ain't that kind of place".
Überhaupt holen die Finnen auch inhaltlich nicht die Luftschlangen raus, es geht um Kontrollverlust und Selbstzerstörung. "Shots" ist die logische Singleauskopplung samt Video. Dieser Post-Hardcore-Brecher ist nur einer von zwei Songs, die nicht an der Fünf-Minuten-Grenze kratzen. Throat verweigern sich damit konsequent modernen Hörgewohnheiten, das ist keine Musik für zwischendurch oder um nebenbei angehört zu werden. Ganz deutlich wird das beim epischen "Home is where your hurt is". Sollte irgendwer sich nochmal an einer Verfilmung des Zombie-Spieleklassikers "Resident Evil" versuchen wollen, Throat liefern den passenden Soundtrack dazu. Hier knarzt und hallt es gewaltig, und man sieht sich durch Häuserschluchten streifen, immer das Gewehr im Anschlag und auf den nächsten Überfall lauernd. Im abschließenden "Hospice" singt Mattila voller Inbrunst dem Abgrund entgegen, in den ihn seine Bandkollegen mit einem brachialen Soundgewitter hineinbefördern.
Der Albumtitel "Smile less" wird so begründet, dass Lächeln ansteckend sei und man in diesen Zeiten folglich davon Abstand nehmen sollte. Die Website der Band heißt ihatethroat.com. Die Finnen beweisen also trotz dunkler Grundstimmung einen gewissen Hang zum skurrilen Humor. Aber Lordi und die Leningrad Cowboys sind nun mal auch finnische Musikexporte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Conveyor line
- Shots
- Vanilla cuts
Tracklist
- Conveyor line
- Grounding
- Shots
- Deadpan
- Home is where your hurt is
- Vanilla cuts
- Hospice
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MasterOfDisaster69
2021-05-20 15:23:31
und?
The MACHINA of God
2021-05-08 22:31:15
Schöne Rezension. Hör deshalb grad mal das Album... mal schauen.
Armin
2021-05-05 21:12:20- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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