Death Cab For Cutie - Transatlanticism

Grand Hotel van Cleef / Indigo
VÖ: 06.10.2003
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Seltsame Vögel

Wer macht denn bitte sowas? Der arme Vogel! Vor eine Kamera hat man das Federvieh gezerrt, sein Gefieder ordentlich zerzaust, ihm den Schnabel mit Wolle zugebunden und all das mit ziemlich eigenwilligen Knoten festgezurrt. Schluß mit Tiiirilliiii, kein erquickliches Gezwitscher mehr - und eine Vogelhochzeit schon gar nicht. Und das arme Vieh hat sein trauriges Schicksal womöglich gar nicht mehr wahrgenommen, weil es eh längst hinterlistig getötet und ausgestopft wurde. Der traurige Blick ist geblieben. Und das alles nur, um ein stimmiges Albumcover zu haben. Sind hier irgendwelche Tierschützer anwesend?

Aber Death Cab For Cutie meinen das nicht böse. Wenn sie ein armes Federvieh für ihr Albumcover mißbrauchen. Und wenn sie ihren Mitmenschen die Kehle zuschnüren. Schließlich machen sie es zärtlich und mit Liebe. Wer ihre ersten Töne vernimmt, ist wahrlich so schnell nicht mehr fähig, den Schnabel aufzumachen. So ergriffen ist man und im wahrsten Sinne des Wortes mitgenommen. In eine prachtvolle Welt, gar nicht weit von der eigenen entfernt.

Thees Uhlmann (Tomte) und Marcus Wiebusch (Kettcar) haben Geschmack bewiesen, als sie Death Cab For Cutie als erste englischsprachige Band für ihr Label "Grand Hotel van Cleef" gesignt haben. Den beiden erklärten Weakerthans-Fans müssen beim Unterschreiben des Vertrags die Freudentränen in den Augen gestanden haben, bei dem, was Death Cab For Cutie hier machen. Schließlich ist das vierte Album des Quartetts aus Bellingham bei Seattle mit einer ähnlich wohligen Stimmung durchsetzt wie "Reconstruction site", das furiose letzte Album der Weakerthans.

Auch Death Cab For Cutie beschenken uns mit jener Sorte von Musik, die einen nicht länger von einem anderen Leben träumen läßt. Sondern animiert, aus dem eigenen Dasein ein besseres zu machen. "So everybody put your best suit or dress on / Let's make believe that we are wealthy for just this once" heißt es im Opener "The new year". Natürlich soll man die Augen schließen. Schwelgen. Schwärmen. Träumen. Aber dann schnell wieder die Lider hochklappen und aufspringen, um die Phantasie zur Wirklichkeit werden zu lassen. Und der Seele etwas Wohlbefinden zu spendieren. Man kann jede noch so feste Fessel sprengen, wenn man denn nur mindestens genauso fest möchte. Death Cab For Cutie sind mit uns: "My brain's repeating: 'If you've got an impulse let it out' / But they never make it past my mouth", hadern sie in "The sound of settling". Und lassen dann doch alles raus: "Baa bah, this is the sound of settling / Baa bah, baa bah", singen wir im Chor. Liegen uns in den Armen und freuen uns auf morgen.

Wenn man "Transatlanticism" lauscht, will man plötzlich all diese kleinen Dinge, die man sich nie getraut hat, tollkühn in die Tat umsetzen: Nach draußen stürmen, übermütig durch den Wald rennen, den Blättern beim Fallen zuschauen und mit den Rehen Versteck spielen. Den übergewichtigen Vogel vom Cover wiedertreffen, der mit eigener Kraft die Knoten gelöst hat. Man will ihm zuwinken. Und ihm den Weg Richtung Himmel weisen. Wie schön.

(Armin Linder)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • The new year
  • The sound of settling
  • We looked like giants

Tracklist

  1. The new year
  2. Lightness
  3. Title and registration
  4. Expo '86
  5. The sound of settling
  6. Tiny vessels
  7. Transatlanticism
  8. Passenger seat
  9. Death of an interior decorator
  10. We looked like giants
  11. A lack of color
Gesamtspielzeit: 45:38 min

Im Forum kommentieren

jo

2022-05-23 21:09:58

Gerne - kannst dich dann ja noch mal melden. Kriegen wir bestimmt raus oder gar hin :).

Hoschi

2022-05-21 09:01:15

Werde ich mal beobachten.
Danke dir

jo

2022-05-21 01:50:40

Achte mal beim Abspielen darauf, wie sehr sich der Tonarm hin- und herbewegt. Bleibt er nicht nur "geradeaus" in der Rille, kann sich das schon mal bemerkbar machen. Ob man es dann bemerkt oder nicht, kommt dann durchaus auch mal auf die Musik an, die man hört (und weitere Faktoren bei der Pressung).

Hoschi

2022-05-20 22:11:19

Danke dir für die Info.
Was die Zentrierung angeht:
Schwierig zu sagen so 100 Prozent zentriert ist sie nicht aber meine Ziggy Stardust ist da deutlich schlimmer :)
Kann sogar sehr gut sein, da die C und D Seite der Doppel LP ja einwandfrei spielt.

jo

2022-05-20 21:06:41

Ach so, aber Problemanalyse: "Eiert" es denn, weil die Platte vielleicht nicht korrekt zentriert ist?

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Threads im Forum