Satomimagae - Hanazono

RVNG Intl. / Guruguru Brain / Cargo
VÖ: 23.04.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Alltagszauber

"Enjoy the little things." So ausgenudelt und abgedroschen der Spruch auch sein mag, scheint das manchmal dennoch leichter gesagt als getan. Die Rückbesinnung auf das Wesentliche oder auch einfach mal der Genuss alltäglicher Dinge steht oftmals einem gewissen Entdeckungsdrang im Weg, der dann doch in die weite Welt hinaustreibt. Dabei kann ein Blick in die heimischen Lebenswelten extrem lohnenswert sein – ein Umstand, den die japanische Singer-Songwriterin Satomimagae auf ihrem inzwischen vierten Album "Hanazono" (Ungefähre Übersetzung: Blumengarten) mit wundervollem Nachdruck in den Mittelpunkt des Hörerlebnisses stellt. Anstelle von großen Gesten oder weitreichenden Themenkomplexen steht hier auf insgesamt zwölf Tracks die unmittelbare Umgebung der Künstlerin auf dem Programm. Jeder einzelne von ihnen widmet sich einem bestimmten Aspekt des künstlerischen Alltags mitten im Grünen, am Rande der Mega-Metropole Tokio.

Dabei wird nicht nur thematisch die Simplizität des Erlebnisses der eigenen vier Wände gefeiert, auch musikalisch entstehen hier eher spärliche, aufs Wesentliche konzentrierte Arrangements. Diese halten aber immer wieder wundervoll detaillierte Bilder für ihre Hörerinnen und Hörer bereit, zum Beispiel im hübschen "Tsuchi", das mit wenigen Mitteln ein gemütliches Bild von einem regnerischen, gemütlichen Tag daheim im Kopf aufbauen lässt – ein musikalischer Schnappschuss des morgendlichen Heißgetränks, das bei einem wehmütigen Blick aus dem Küchenfenster gemächlich genossen wird. Die entrückte Instrumentierung tut ihr Übriges und vermittelt das Prasseln der Regentropfen und durch Pfützen vorbeirauschende Autos. Im Opener "Hebisan" führt Satomimagae derweil durch den heimischen, titelgebenden Blumengarten: Mit sanfter, akustischer Untermalung, in den Hintergrund tretendem Gesang und dem fernen Rauschen der Metropole, die zwar fern scheint, aber – wie auch im schönen "Suiheisen" – immer wieder ihre Klauen auszustrecken droht. Im instrumentalen Intermezzo "Kouji" bekommt man durch das dezente Menschengebrabbel im Hintergrund, mechanisches Klimpern und robotische Keyboard-Einsätze gar das Gefühl, an einem Ausflug in die Stadt teilzuhaben. Musikalische Gemälde wie diese machen "Hanazono" zu einer so besonderen Erfahrung.

An manch anderer Stelle überlässt die Japanerin die Interpretationsfreiheit auch ganz den Hörerinnen und Hörern selbst: "Ashi" vermittelt den verträumten Blick in die Ferne inmitten einer lauen Sommernacht; was genau jedoch Gegenstand der Gedanken ist, bleibt offen. "Numa" wird als einziges Stück der Platte von einem sachten Beat und verzerrten Bassläufen untermalt, was der ansonsten spartanischen Instrumentierung äußerst gut zu Gesicht steht – auch hier öffnen sich an vielen Stellen wieder Räume für individuelle Gedanken; vor allem jedoch ertappt man sich dabei, sich heimlich ein paar weitere Songs mit ähnlichen Arrangements auf "Hanazono" zu wünschen. Manchmal braucht man eben doch nicht weite Wege gehen, um Großes zu erleben. Für Satomimagae findet sich das Schöne in Haus und Garten, das sie in diesem wundervollen, verträumten musikalischen Kleinod in die Welt hinaus transportiert.

(Hendrik Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hebisan
  • Tsuchi
  • Numa
  • Kouji

Tracklist

  1. Hebisan
  2. Manuke
  3. Suiheisen
  4. Tsuchi
  5. Houkou
  6. Uzu
  7. Kaze
  8. Numa
  9. Ashi
  10. Ondo
  11. Kouji
  12. Uchu
Gesamtspielzeit: 37:17 min

Im Forum kommentieren

maxlivno

2021-04-28 23:22:56

Hätte nicht gedacht, dass Satomimagae auf eurem Radar ist! Mir gefällt das Album außerordentlich gut, da meine Platte auch satte 8 Tage zu früh ankam, konnte ich schon einige Male lauschen

Armin

2021-04-28 21:40:28- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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