Portugal. The Man - Oregon City sessions

Approaching AIRBalloons / Secretly
VÖ: 16.04.2021
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Eingefroren, aufgetaut

Werte Leserinnen und Leser, heute stecken wir Sie in den Flux-Kompensator und reisen mit Ihnen gemeinsam zurück ins Jahr 2008. Ja, es gibt genügend Pilzrahmsuppe an Bord und vielleicht auch einige Rest-Portionen noch vor Ort, im alten, unverglasten Plattentests.de-Redaktionstempel. Wir treffen dort auch Portugal. The Man: In der Gegenwart längst mit Preisen übersät und spätestens seit dem Hit "Feel it still" in aller Munde, nahm die Truppe bereits in den Jahren 2006 bis 2008 einen mächtigen Anlauf zu jenen großen Sprüngen. Als Band gerade mal zwei Jahre jung, hatten sie bereits drei Alben, eine EP und fünf Singles veröffentlicht, und nebenher mal eben knapp 500 Shows gespielt. In der Disziplin "schweißtreibend(e) Musik machen" waren sie also schon in der Frühphase spitze.

Einen festen Stil indes zu finden war nicht das Ziel. So pendelte die Formation, damals zu fünft, zunächst zwischen Alternative- und Emo-Rock, streute dann zusehends Elemente aus Psychedelic und Wüstenrock ein. Ihr Sound glich einer Wundertüte, die regelmäßig aus allen kreativen Nähten platzte. Statt nach der Mammut-Tour im Dezember 2008 eine Pause einzulegen, trafen die Touraholics die spontane Entscheidung, in einer One-Take-Session den damals aktuellen Stand ihrer Live-Performance filmisch wie akustisch festzuhalten. Portugal. The Man fanden ein seltenes Juwel von einem Studio in einem Vorort von Portland, Oregon, versammelten dort ihr Live-Equipment und eine Handvoll Freunde mit Handkameras. Das alles, bloß um jenen Rohdiamanten dann für über eine Dekade in den Schrank zu sperren. Fast elf Jahre später erscheint "Oregon City sessions", jenes Relikt aus einer anderen Zeit, einst eingefroren, nun aufgetaut.

Logischerweise beinhaltet das Set eine Auswahl an Songs der ersten drei Platten. Es erwartet uns also ein Wiederhören mit jeder Menge Perlen aus der Frühphase einer Band, die auch damals schon hingebungsvoll und detailverliebt performte, inklusive überraschenden Twists und Wendungen in der Darbietung. Die besonders beim Opener "Churchmouth" für bewährte Verwirrung sorgen, welche das beinah krautrockige "Horse warming party" an zweiter Stelle in seiner Steigerung über siebeneinhalb Minuten intensiviert. Der leichte Offbeat von "1989" oder die Orgeln und das Akkordeon in "New Orleans" gewinnen im Vergleich dazu eine geradezu meditative Kraft.

Und während in "Bellies are full" und "The devil" der Bluesrock-Gaul mit Portugal. The Man durchgeht oder "And I" in 70s-Hammond-Atmosphäre erstrahlt, wird in Stücken wie "Colors" und "Lay me back down" die Entwicklung der Band in Richtung des Hier und Heute bereits mehr als deutlich, wo der melodisch-vollmundige Entwurf zwischen Pop-Rock-Olymp und Festivalbühne regiert. Umso unglaublicher erscheint, dass die Band auf dem Debüt bereits einen Song hatte, der alles kann: "AKA M80 the wolf" genießt auch hier eine besondere Dramaturgie. Was den Genuss von "Oregon City sessions" angeht, muss man sich zweifelsohne fallen lassen können in diesen anderthalbstündigen Moment, der eine experimentell aufgewirbelte und dennoch in sich ruhende, hochtalentierte Kapelle zeigt. Und der nunmehr lange zurückliegt. Aber gute Musik verjährt bekanntlich schlecht.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Churchmouth
  • 1989
  • Lay me back down
  • AKA M80 the wolf
  • Marching with 6/Elephants/Sit back and dream

Tracklist

  1. Churchmouth
  2. Horse warming party
  3. New Orleans
  4. Bellies are full
  5. 1989
  6. My mind/The home
  7. Lay me back down
  8. Chicago
  9. And I
  10. The devil
  11. AKA M80 the wolf
  12. Colours
  13. Marching with 6/Elephants/Sit back and dream
  14. Tommy/Helter skelter
Gesamtspielzeit: 89:58 min

Im Forum kommentieren

Schneckenhengst

2021-06-12 16:43:15

jetzt wo die vinyl da ist, zeigt sich, dass auch dort die mischung bzw. aufnahme leider doch an manchen stellen zu wünschen übrig lässt. kein wunder vielleicht, dass sie im giftschrank so lange zeit verbrachte...

Hier stand Ihre Werbung

2021-04-29 16:15:18

Die Setlist war sogar ok, ich mag Evil Friends sehr gerne und auch Woodstock ist nicht schlecht. Aber in meiner Erinnerung haben sie halt auch nur die Stücke gespielt. Dazu zwar eine gute Lightshow, aber mit allen "Ansagen" nur per Beamer an die Wand geworfen. Sie haben wirklich nur kurz Hallo gesagt, ihre Stücke gespielt, den Rest machte die Lightshow. Das war halt so gar keine Interaktion.

eric

2021-04-29 15:45:42

In Hamburg beim Reeperbahn Festival (Headliner, Docks) war es live auch sehr geil. Müsste... 2018 gewesen sein? Lightshow plus Instumentierung ergab ein ziemlich perfektes Set. Ebenfalls kaum altes Material, dafür viel von "Evil friends", was mich auch sehr freute.

derdiedas

2021-04-29 13:30:15

Interessant. Ich habe sie leider erst nach Feel It Still live gesehen und das war... gar nicht mal so gut. Also, auch nicht direkt schlecht, aber doch wenig Mehrwert gegenüber den Platten.

dito. Leider wirklich gar keine alten Songs (Dabei mag ich Evil Friends sogar sehr, aber zumindest etwas aus der Frühzeit wäre cool gewesen). Und das Publikum bestand gefühlt auch zu einem Großteil aus Leuten, die nur Feel it Still kannten

Gomes21

2021-04-29 13:27:14

Früher waren sie ne echt geile Live Band, um das letzte Album dann aber für mich auch enttäuschend.
Zu waiter: you vultures! Zeiten fabelhaft, bei den 3 Nachfolgern auch noch ziemlich stark (rein auf live bezogen)

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