Fatoni & Edgar Wasser - Delirium

LOL / Groove Attack
VÖ: 07.05.2021
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Erkennen Sie die Ironie?

Wer Fatonis Schaffen verfolgt hat, weiß, dass der Rapper viel mit der Deutschen Bahn unterwegs ist. Als Zeitvertreib beantwortet er im Zug häufig die Fragen seiner Instagram-Followerschaft. "Wann wirst Du Tatort-Kommissar?" dürfte ganz oben auf der Liste stehen, dicht gefolgt von: "Wann machst Du mal wieder was mit Edgar Wasser?" Ob das an der mangelnden Kreativität der Fans liegt oder ob die Leute das wirklich interessiert, sei mal dahingestellt. Die Petition jedenfalls, die den Rapper zum Tatort-Kommissar machen soll, läuft noch (kein Scherz). Auf die zweite Frage kommt mit "Delirium" jetzt die Antwort.

Die beiden Münchener haben nach dem 2013 erschienenen "Nocebo" also ein zweites gemeinsames Album aufgenommen. Was ist in den letzten acht Jahren passiert? Fatoni hat vier Alben rausgehauen, eins davon zusammen mit Mine, eins mit Dexter, und war mit seinem letzten Werk "Andorra" kurzzeitig auf Platz zwei der deutschen Charts. Und Edgar Wasser? Ein Soloalbum in 2014, eine EP in 2019, diverse Freetracks und Features. Vergleichsweise überschaubar. Auf dem Track "Newcomer des Jahres" resümiert er daher auch leidenschaftslos wie sich seine Rolle vom heißen zum ewigen Geheimtipp gewandelt hat. Der Song gehört zu den Highlights des Albums, weil die Ironie deutlich runtergeschraubt wird. Kaum ein Artikel über die beiden kommt ohne die Adjektive "ironisch" oder "zynisch" aus und daran wird auch "Delirium" nichts ändern. Teilweise funktioniert dieses Stilmittel super, zum Beispiel in "Danke für Dein Feedback" und "Freierssohn". In Letzterem schildert Fatoni wie schwierig es ist, politisch korrekte Schimpfwörter für seine Lyrics zu finden, während Edgar Wasser nur scheinbar bekannte Persönlichkeiten beleidigt: "Ich schlage Beatrix von Storch / Verschiedene Restaurants zum Abendessen vor / Ich poliere Björn Höcke die Fresse / Entfern' mit Zahnseide hartnäckige Essensreste".

Manchmal geht der ganze Hohn und Spott aber ziemlich in die Hose, wie bei "Alle 11 Minuten". Erst werden hier alle Mütter-beleidigenden Rapper angeprangert, dann werden sie mit den gleichen Waffen geschlagen: "Lass sie aus dem Spiel / Denn sie hat's nicht verdient / Jetzt ruf Deine eigene an und sag, Du hast sie lieb / Das sind alles wahre Sätze, meine Mama ist die Beste / Aber deine is' auch nett, deshalb werd' ich mich mit ihr treffen". Nach diesem recht harmlosen Zitat wird explizit beleidigt und wer solche Texte eklig findet, der kann vermutlich auch nicht ironisch darüber lachen. "So high" ist eine Kifferhymne, "YOLO" greift das Jugendwort 2012 auf. Wahrscheinlich ironisch gemeint. Auf "Das Leben ist dumm" holt Fatoni mal wieder die Klampfe raus und Edgar Wasser rezitiert Kalendersprüche. Eigentlich ein klassischer Rausschmeißer, es kommt aber noch der Track "Künstlerische Differenzen", in dem sich die Beiden auf hohem Niveau gegenseitig dissen. Einen Tag vor Single-VÖ hatten die Rapper auf Instagram und weiteren Kanälen verkündet, das Album stünde vor dem Aus. So mancher fiel darauf rein, letztlich aber folgte mit diesem Song der sehr gute Abschluss eines unterm Strich überraschend mittelmäßigen Albums.

Fatoni hatte seinem Release "Im Modus" vor vier Jahren den Zusatz "Mixtape" verpasst und damit geschickt die hohen Erwartungen umschifft. Diesen Trick hätten die Beiden bei "Delirium" vielleicht auch nutzen sollen. Immerhin kann sich Fatoni auf seinen Bahnfahrten jetzt über neue Fragen freuen. Wie wäre es mit: "Sparpreis oder Bahncard 100?". Oder: "Wann machst Du mal wieder was mit Juse Ju?". Ihr wisst schon, ironisch gemeint.

(Andreas Rodach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Newcomer des Jahres
  • Freierssohn
  • Realität
  • Künstlerische Differenzen

Tracklist

  1. Ratatatatatatatatat
  2. Alle 11 Minuten
  3. Homie Du weißt
  4. Der Beste
  5. Newcomer des Jahres
  6. Freierssohn
  7. Danke für Dein Feedback
  8. So high
  9. Realität
  10. YOLO
  11. Das Leben ist dumm
  12. Künstlerische Differenzen
Gesamtspielzeit: 37:27 min

Im Forum kommentieren

Pascal

2021-05-11 12:50:27

Muss Andis Rezension leider zustimmen. Es ist ein überraschend mittelmäßiges Album.

Kojiro

2021-05-04 18:38:27

Beide unerträglich. Zusammen noch unerträglicher.

Armin

2021-04-28 21:36:09- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2021-02-19 19:18:17- Newsbeitrag

Fatoni & Edgar Wasser kündigen nach acht Jahren des Wartens ihr zweites Album "Delirium" für den 7. Mai 2021 an. Die erste Single "Realität" ist bereits zum Jahreswechsel erschienen und heute wurde "Der Beste" als zweite Single veröffentlicht.



Berlin, 19.02.2021
Dieses Album hätte nie existieren dürfen. Hier kommen zwei kreative Dickschädel zusammen, die sich im Wesen nicht doller unterscheiden könnten. Auf der einen Seite steht Fatoni, der sich gerne den Kopf darüber zerbricht, was die anderen sagen. Ihm gegenüber: Edgar Wasser, der immer den Weg nimmt, auf dem sonst niemand spaziert. Den einen zog die Musikindustrie in die Hauptstadt, von dem anderen weiß man eigentlich nie, was er gerade tut – geschweige denn, wo er überhaupt lebt. Aber eine gute Freundschaft braucht nun mal Differenzen.

Kennengelernt haben die beiden sich in den lokalen Rap-Kreisen Münchens vor über 10 Jahren. Edgar Wasser gerade auf dem Weg, als Phänomen landesweit auf sich aufmerksam zu machen. Fatoni nach einem ersten Karriereversuch mit seiner Crew Creme Fresh desillusioniert zurück am Theater. Beide trafen sich, wurden Fans voneinander und veröffentlichten gemeinsam das Album "Nocebo".

Was nach „Nocebo“ passierte, war unvorhersehbar: Fatoni stand vor einer tatsächlichen Karriere. Zum ersten Mal hieß es nicht nur leben für HipHop, sondern auch von HipHop. Mit zwei Klassikeralben („Yo, Picasso“ 2015, „Andorra“ 2019), einem Mixtape und ein paar EPs, zementierte er einen Ruf als eines der größten Raptalente hierzulande – direkt nach Edgar Wasser natürlich. Nur Letzterer wollte von alldem erst mal gar nichts, vor allem keine Karriere.

Nun also, nach Jahren des Wartens und in einer ganz neuen Welt, ist da plötzlich „Delirium“, ein zweites Album zu zweit. Was beim letzten Mal noch nach Musik für Crate-Digger und Dogmatiker klang, ist heute auf dem Zenit des Zeitgeist.
„Delirium“ ist ein Album für die, die drauf gewartet haben. Diese Platte ist für jeden einzelnen Fan, der nach jedem einzelnen Fatoni-Konzert am Merchstand nach dieser Reunion schreit. Aber „Delirium“ ist auch für ganz viele andere Menschen: Menschen, die streiten wollen. Menschen, die andere Menschen lieben. Menschen, die sich positionieren. Menschen, die Freundschaft vor kalkulierte Moves stellen. Und Menschen, die einfach mal für siebenunddreißig Minuten den Verstand verlieren wollen. Ein herzliches Willkommen an all diese Menschen im „Delirium“.



"Delirium" von Fatoni & Edgar Wasser erscheint am 7. Mai 2021.

Armin

2021-01-04 11:33:41- Newsbeitrag

Wisst ihr noch 2020, als Fatoni und Edgar Wasser am 31.12. ihr neues Video „Realität veröffentlichten?

Kannste dir nicht ausdenken: Fatoni & Edgar Wasser versuchen die „Realität“ des Jahres 2020 zu verdauen, liefern damit den ersten Hit für 2021 und kündigen ganz nebenbei ihre Rückkehr als Duo an.
Sieben Jahre nach „Nocebo“ wird im Frühjahr „Delirium“ erscheinen, das zweite gemeinsame Album, an das längst niemand mehr zu glauben wagte. Fatoni und Edgar Wasser rappen endlich wieder zusammen.

Fatoni & Edgar Wasser „Realität“

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