Pærish - Fixed it all
SideOneDummy / CargoVÖ: 23.04.2021
From under the Eiffelturm
Voyage, voyage: Frankreich haben vermutlich nur wenige auf dem Schirm, die auf der Suche nach fett produziertem Alternative Rock nordamerikanischer Couleur sind. Pærish aber kommen tatsächlich aus Paris, auch wenn sie für ihr zweites Album nach Pennsylvania eingeflogen sind, um sich von einem renommierten Fachmann unter die Arme greifen zu lassen: Will Yip hat immerhin schon Bands wie Citizen und Title Fight zu ihrem saftigen Soundbild verholfen. Unbeeindruckt von geographischen Grenzen rocken Pærish also mit muskulösen Gitarrenwänden ähnlich geradeheraus wie die Schweizer Kollegen Favez – genauso besessen vom US-Rock, aber leider längst in die ewigen Jagdgründe eingegangen – es einst getan haben. Auf der Agenda steht hochemotionales Saitenschreddern mit Power-Pop-Kante, zielsicher verortet zwischen den späten Neunzigern und frühen 2000er-Jahren, mit ordentlich Pedalgebrauch – und am liebsten so unfranzösisch, wie es nur geht.
Pærish, übrigens neunziger-wirksam benannt nach Robin Williams' in einem Brettspiel verschwindender Figur aus "Jumanji", haben ihre Hausaufgaben gemacht. Und Vokalist Mathias ist glücklicherweise mit einer ewig jugendlichen Stimme irgendwo zwischen Walter Schreifels und Chester Bennington gesegnet. Ersterer hat ja, losgelöst von jedweder frühen Szene-Sozialisation, mit Rival Schools auch mal versucht, den perfekten Bratgitarren-Sound zu finden und darauf unsterbliche Hooks zu basteln. Es ist gut vorstellbar, dass "United by fate" die ein oder andere Rotation auf den Plattentellern im Pariser Proberaum hinter sich hat. Technisch kommt "Fixed it all" seiner Inspiration sehr nahe, liefert dazu aber auch das pfiffige Songwriting, das Kopie von Hommage und Spreu vom Weizen trennt. In Sachen energetische Ohrwurmrefrains stehen Pærish in ihren besten Momenten ihren Idolen aus Emo, Indie und Post-Allerlei nämlich in nichts nach.
Es ist eine illustre Runde, die die Band auf "Fixed it all" versammelt hat: "Mike + Susan" haben sich höchstwahrscheinlich bei einer Pixies-Party an der Uni kennengelernt. Ihre gute Bekannte "Violet" hingegen wirkt, als wäre ein gewisser unglücklicher Jimmy gerade dabei, den Planeten zu verspeisen, und hätte noch immer ein Händchen für catchy Refrains. "You & I" sprayt mit Rückendeckung von Movements Patrick Miranda in Großbuchstaben E-M-O an die Häuserwände der Pariser Banlieues. Der tonnenschwere Shoegaze des Openers und Titeltracks steckt die meisten seiner Gefährten aber locker in die Tasche, geht nämlich noch stärker ins Ohr und ergibt mit dem anschließenden "Archives" ein gefährlich gutes Doppel gleich zu Beginn. Reduziertere Stücke wie "Sailplane" von ihrem Debüt "Semi finalists" haben Pærish sich diesmal gespart und lassen grundsätzlich die Verstärker sprechen, sogar im Rausschmeißer "Hollow". Der ganze Aufwand hat sich für das Quartett definitiv gelohnt: Spätestens jetzt ist Frankreich wieder zurück auf der Landkarte, wenn es um mitreißenden und emotionalen Gitarrenrock geht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fixed it all
- Archives
- Violet
Tracklist
- Fixed it all
- Archives
- Journey of the prairie king
- Albert suffers
- 412
- Mike + Susan
- Violet
- You & I (feat. Patrick Miranda)
- Water doctor
- Hollow
Im Forum kommentieren
sizeofanocean
2021-04-27 09:40:02
mit Client / Twin Red hatten wir ja auch schon mal die deutschen Basement...
https://twinred.bandcamp.com/album/joy-is-the-only-treat
didz
2021-04-26 23:17:13
leider nich ganz so gut wie das sehr tolle debut, aber trotzdem ein solides album. der mittelteil is tatsächlich etwas zäh, und das gefühlte mehr an 'amerikanischen' gitarren-breitwand-sounds macht mir etwas sorgen was die entwicklung der band angeht. die gibts auf dem debut auch, das is im vergleich aber deutlich verspielter.
ich würde jedem empfehlen, der die band jetzt gleich wieder abgeschrieben hat, das debut zu hören und ihr ne chance für ein potentielles drittes album zu geben.
highlights der platte sind für mich fixed it all, mike + susan, violet und water doctor.
6,5/10(debut is für mich ne 8)
sizeofanocean
2021-04-23 15:23:03
der Opener ist ein waschechter Hit, leider der einzige auf der Platte, das können Basement doch noch deutlich besser.
cargo
2021-04-23 12:50:42
Die ersten beiden Songs sind richtig stark. Danach baut das Album finde ich aber merklich ab.
Armin
2021-04-21 20:29:43- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Pærish - Fixed it all (5 Beiträge / Letzter am 27.04.2021 - 09:40 Uhr)